Hier lebt das Erbe der Eisenzeit weiter

Völklingen. Dass jemand nach dem Besuch des Weltkulturerbes Völklinger Hütte nicht begeistert oder zumindest schwer beeindruckt war, hat Projektleiter Peter Backes noch nie erlebt. Und er schaut und hört sehr genau hin, was die Besucher tun und sagen. 350 000 waren im vergangenen Jahr da

 Die Alte Völklinger Hütte ist eines der spektakulärsten Industriedenkmale weltweit. Foto: Dpa

Die Alte Völklinger Hütte ist eines der spektakulärsten Industriedenkmale weltweit. Foto: Dpa

Völklingen. Dass jemand nach dem Besuch des Weltkulturerbes Völklinger Hütte nicht begeistert oder zumindest schwer beeindruckt war, hat Projektleiter Peter Backes noch nie erlebt. Und er schaut und hört sehr genau hin, was die Besucher tun und sagen. 350 000 waren im vergangenen Jahr da.Ein Teil dieses Erfolges hatte mit den Ausstellungen zu tun, deren Besuch im Eintrittspreis eingeschlossen ist. Derentwegen kommt nach aller Erfahrung etwa die Hälfte der Besucher. Also setzen wir für das Denkmal, wohl gestimmt, 200 000 Besucher an.

Das sind relativ viele Menschen für ein Industriedenkmal, das erst seit wenigen Jahren zugänglich ist. Andererseits aber ist diese Zahl durchaus ausbaufähig für einen laut Eigenwerbung "spannendsten Orte der Welt". 80 Prozent aller Gäste fahren weiter als 100 Kilometer an, um sich dort umzusehen. Wie für viele Sehenswürdigkeiten rund um den Globus gilt die Vermutung, dass ausgerechnet jene noch nicht die Alte Völklinger Hütte entdeckten, die ganz dicht dabei wohnen, also die Saarländer.

Was liegt also näher als ein Besuch in den Sommerferien, wenn die Luft warm um die alten Anlagen streift? Bei Eiseskälte wirkt das Industriedenkmal noch viel härter, bedrohlicher, aber auch echter als jetzt.

Leidenschaftliche Mehrfachbesucher lieben gerade dieses Erlebnis. "Anfänger" kommen besser im Sommer. Viele Besucher, die das bloße Stehen auf Rampen und Treppen als anstrengend empfinden, können sich kaum ausmalen, was die dort arbeitenden Menschen einst leisteten.

Dieser schaurig-wohlige Eindruck ist erwünscht. Er bestätigt den Verantwortlichen, dass das Denkmal lebendig ist und Gefühle anspricht.

Dank siebenstelliger Investitionen und schier unermüdlicher Arbeit ist bis heute ein etwa sechs Kilometer langer Weg durch das Gelände und seine Bauten entstanden. Ein sicherer Weg, wohl gemerkt, den man gefahrlos ohne Führer antreten kann. Der Besucher braucht auch nicht den Vorschlägen der Pfeile zu folgen, er kann abkürzen, auslassen, gegen den Strich gehen. Die meisten, weiß Peter Backes, gehen etwa drei bis vier Kilometer und lassen sich dafür bis zu einem ganzen Tag Zeit, einschließlich Pausen. Man darf Essen mitbringen, kann sich aber auch am Ort gut verköstigen. Man braucht weder einen leibhaftigen noch einen gedruckten Führer, um das alte Eisenwerk zu verstehen. Schautafeln erklären das Nötigste über Hochöfen, Kokerei, Sinteranlage, Gebläsehalle. Wer mehr wissen will, kann im Museumsshop Literatur kaufen. Wer mit Kindern kommt, sollte unbedingt die Industriekultur zum Mitmachen im so genannten Ferrodrom aufsuchen. Auch den Spieltrieb von Erwachsenen bedient dieser spürbar pädagogische Bereich blendend. Zu den neuesten Errungenschaften des Industriemuseums zählt das so genannte Paradies, ein Industrie-Landschaftsgarten, dessen ganze Pracht sich noch nicht entfalten konnte, der dem Ensemble aber eine ganz neue, süßliche Note hinzufügt.

Auf einen Blick

Weltkulturerbe Völklinger Hütte, Rathausstraße 75, 66333 Völklingen, täglich geöffnet von 10 bis 19 Uhr. Eintritt 12 Euro, Familien 25 Euro. Kinder unter sechs Jahren frei, dienstags ab 15 Uhr generell Eintritt frei. Gebuchte Führungen 80 Euro. Alle Örtlichkeiten außer Aussichtsplattform in 45 Meter Höhe sind barrierefrei. Hunde sind nicht gestattet. 2500 kostenlose befestigte Parkplätze direkt auf dem Gelände verfügbar. Info unter www.voelklinger-huette.org. Tel. (06898) 9 100 100.

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