Hier is(s)t man nicht allein
Püttlingen. "Sie sind noch gut auf den Beinen und lieben leckeres Essen in netter Gesellschaft? - Dann schauen Sie doch mal bei unserem Mittagstisch vorbei." So oder so ähnlich könnte die Werbung für die fröhliche Runde auf der Püttlinger Ritterstraße lauten
Püttlingen. "Sie sind noch gut auf den Beinen und lieben leckeres Essen in netter Gesellschaft? - Dann schauen Sie doch mal bei unserem Mittagstisch vorbei." So oder so ähnlich könnte die Werbung für die fröhliche Runde auf der Püttlinger Ritterstraße lauten. Etwa ein Dutzend ältere Damen und ein, zwei Herren lassen es sich hier jeden Montag im Saal neben der evangelischen Kirche schmecken. Bei unserem Besuch gab es Hähnchenkeule mit Reis und Gurkensalat, hinterher Waffelherzen mit Puderzucker wie zu Uromas Zeiten. "Wegen der Gesellschaft" kommen alle her. Dieses gemeinsame Essen am Montag haben sie fest eingeplant. Da muss man nicht selbst überlegen, einkaufen, kochen, spülen."Ich sehe schlecht, und mein Mann ist 84", sagt eine aus der Runde, einer anderen fällt das Kartoffelschälen wegen Rheuma schwer. Für sich allein macht kochen sowieso keinen Spaß und ist auch ziemlich unrentabel, haben die anderen festgestellt. Vor allem aber: Alleine am Tisch zu sitzen, das ist eine eintönige Angelegenheit. Ganz anders beim gemeinsamen Mittagstisch der Sozialen Initiative Püttlingen: "Schöne Gespräche, Gedankenaustausch, da freut man sich auf den Montag", sagt eine Riegelsbergerin. 74 ist sie, "aber noch nicht tüdelig". Mit dem Auto kommt sie von Hixberg her. Einer der Herren ist mit dem Bus da. Die meisten wohnen in der näheren Umgebung und sind zu Fuß herbei spaziert. Eine Mittagstisch-Besucherein erzählt, die erwachsenen Kinder würden zwar im selben Haus wohnen, seien aber immer zwischen Tür und Angel. "Wenn ich meinen Kater nicht hätte, würde ich manchmal den ganzen Tag mit niemand reden", sagt sie. Zu Hause habe sie auf einem Zettel hinterlassen: "Bin zu den Einsamen", - das erzählt sie fröhlich. Vor zwei Jahren wurde der Mittagstisch ins Leben gerufen, allein 2010 wurde er (an allen drei Standorten zusammen) etwa 2000 Mal genutzt. Den offiziellen Kriterien nach muss man als Teilnehmer entweder alt, einsam oder irgendwie körperlich gebeutelt sein.
Die Idee zum Mittagstisch kam von Martin Speicher, Bürgermeister sowie Vorsitzender der Sozialen Initiative, und von Toni Job, Leiter der Stabstelle soziale Infrastruktur sowie Vorsitzender der Erwerbslosenselbsthilfe Püttlingen (ESH). Durch Mundpropaganda hat sich herum gesprochen, dass die Geschichte eine prima Sache ist. Hauswirtschaftshelferin Heike Kehl ist für den Mittagstisch zuständig. Sie mag ihre "Ömchen" und erzählt, dass es mittwochs im katholischen Schwesternhaus bei der Martinskirche ähnlich fröhlich zugeht wie hier. Und dienstags bei der evangelischen Frauenhilfe in der Piccardstraße werden nach dem Essen sogar alte Schlager gesungen.
Ehrenamtliche sorgen dafür, dass alles rund läuf. Hier auf der Ritterstraße sind Rosalinde Thömmes von der ökomenischen Altenhilfe und Erika Mauß, Vorsitzende der evangelischen Frauenhilfe, zuständig fürs Tischdecken, Kaffeekochen, Getränke bereithalten. In der Regel haben sie etwa 15 Anmeldungen. Vom Platz her könnten gut und gern doppelt soviel Leute kommen. Auch küchentechnisch wäre das, so Heike Kehl, durchaus zu bewältigen.
Hintergrund
Hier kocht die ESH: Das Essen wird in der Küche der Erwerbslosenselbsthilfe (ESH) zubereitet, und diejenigen, die dort herumwirbeln, lernen nicht nur wie man einkauft und kocht, sondern können sich auch freuen, dass ihre Kreationen so gut ankommen. So sind die Mittagstischler auch eine Art Testpublikum. Mehrere Maßnahmen der ESH greifen hier. So lernen etwa die beiden Mädchen, die bedienen, wie man nett und freundlich serviert. Der Mindestbeitrag für ein Mittagessen beträgt übrigens zwei Euro. Es darf auch gerne mehr sehr, das wird dann als Spende verbucht. hof
Auf einen Blick
Gemeinsamer Mittagstisch, jeweils einmal Mal pro Woche: Püttlingen: dienstags, 12 Uhr, Ev. Gemeindezentrum (Pickardstraße); Köllerbach: mittwochs, 12 Uhr, Schwesternhaus (Sprenger Straße); Ritterstraße: montags, 12.30 Uhr, Evangelisches Gemeindehaus (Saarbrücker Straße 1). red
Anmelden spätestens am Tag vorher, Tel. (0 68 98) 6 90 12 10 (Frau Burghardt), 6 90 12 26 (Frau Kammann).
