Forschung an der Saar-Uni Helmholtz-Zentrum soll Millionen bringen

Saarbrücken · Eine neue Studie zeigt, wie die Saar-Wirtschaft von den neuen Forschern und zusätzlichen Studenten profitieren könnte.

 Das Gebäude des Helmholtz-Zentrums auf dem Gelände der Universität des Saarlandes. Bis zum Jahr 2026 könnten dort bis zu 800 Menschen arbeiten.

Das Gebäude des Helmholtz-Zentrums auf dem Gelände der Universität des Saarlandes. Bis zum Jahr 2026 könnten dort bis zu 800 Menschen arbeiten.

Foto: dpa/Oliver Dietze

Um in Worte zu fassen, welche Bedeutung das neue Helmholtz-Zentrum für IT-Sicherheit für das Saarland haben kann, wurden schon viele Vergleiche gezogen. Gründungsdirektor Michael Backes sagte einmal: „Ich glaube, wir haben den Jackpot geknackt.“ Der Informatik-Professor will aus der Einrichtung im Saarbrücker Stadtwald bis 2026 ein „Saar-Valley“ machen, ein Zentrum von Weltrang mit 600 bis 800 Mitarbeitern, das „ein riesiger Magnet für Ausgründungen“ werden soll.

Inzwischen wird das Vorhaben immer konkreter. Im Landeshaushalt für 2019/20 sind Millionen für das Projekt eingeplant, Gutachten für den Bau sind in Arbeit oder bereits abgeschlossen. Ein wichtiges Projekt für den Strukturwandel also, da sind sich alle einig – auch weil niemand weiß, wie es mit der Automobilindustrie weitergehen wird.

Die Industrie- und Handelskammer (IHK) erwartet, dass sich das Helmholtz-Zentrum nicht erst auf mittlere und lange Sicht positiv auf die Wirtschaftsstruktur des Saarlandes auswirken wird. „Es wird bereits von seiner Gründung an erhebliche regionalwirtschaftliche Effekte erzeugen, die dann von Jahr zu Jahr zunehmen“, sagte IHK-Geschäftsführer Carsten Meier der SZ. Meier hat berechnet, wie die Saar-Wirtschaft und der Fiskus von dem Helmholtz-Zentrum profitieren werden. „Die potenziellen Lohnsteuer- und Umsatzeffekte sind beachtlich“, sagt Meier (siehe Grafik).

Für seine Berechnung der regionalwirtschaftlichen Effekte hat Meier zwei Szenarien betrachtet: einmal einen Ausbau des Zentrums auf 600 Beschäftigte und einmal auf 800 Beschäftigte. Wie viele leitende Forscher darunter sind, wie viele wissenschaftliche Mitarbeiter und wie viel Verwaltungspersonal – das und weitere Daten, etwa zur Gehaltsstruktur, hat Gründungsdirektor Backes der IHK zugeliefert.

Bei 600 Mitarbeitern kam Meier auf regionalwirtschaftliche Effekte für Saar-Wirtschaft und Finanzämter von 78,2 Millionen Euro im Jahr 2026, die sich etwa durch den Konsum der neuen Mitarbeiter, aber auch der zusätzlichen Studenten ergeben, die Backes durch die Ansiedlung erwartet.

Profiteure sind zum Beispiel Vermieter, Einzelhändler, Gastronomen oder Handwerker (siehe Grafik), die daraus wiederum Konsum und Investitionen bestreiten. Meier geht davon aus, dass 95 Prozent der Beschäftigten des Zentrums im Saarland wohnen werden und diese 80 Prozent ihres verfügbaren Einkommens hierzulande ausgeben werden. Außerdem eingerechnet sind Sachausgaben und Investitionen des Zentrums.

Wächst das Zentrum gar auf 800 Mitarbeiter an, erwartet die IHK bis zu 98,3 Millionen an zusätzlichen Umsätzen und Lohnsteuer-Einnahmen.

Das Helmholtz-Zentrum wird von Bund und Land gemeinsam finanziert, wobei der Bund den Löwenanteil trägt. „Jedem im Jahr 2026 aus Landesmitteln investierten Euro stehen 9 Euro aus externen Quellen gegenüber“, sagt Meier. „Diese Hebelwirkung wird umso größer, je mehr Drittmittel und sonstige Einnahmen erzielt werden. Nach unseren vorsichtigen Schätzungen könnte dadurch der Effekt auf das insgesamt 13- bis 16-Fache ansteigen.“

Die Forschungseinrichtung habe das Potenzial, den Strukturwandel im Saarland maßgeblich positiv zu beeinflussen, so Meier. Sie sei auch mit Blick auf die zu erwartenden Ausgründungen und Ansiedlungen im IT-Umfeld „eine sehr gute Investition in die Zukunftsfähigkeit des Landes“. Allerdings sei es notwendig, in die Attraktivität des Standortes zu investieren.

Meier nennt zum Beispiel die zügige Einrichtung einer internationalen Schule im direkten Umfeld des Helmholtz-Zentrums (Standort und pädagogisches Konzept sollen demnächst feststehen), zusätzliche Kita-Plätze und eine bessere Anbindung des Campus an den öffentlichen Nahverkehr.

Wenn die Politik jetzt die richtigen Weichen stelle, so Meier, gewinne das Land nicht nur für IT-Experten und deren Familien an zusätzlicher Attraktivität, sondern auch für Bewerber in anderen Branchen, die die Unternehmen dringend brauchten.

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