Neue Erkenntnisse Heizen mit Holz ist schädlicher als gedacht – Umweltbundesamt mit neuen Erkenntnissen zu Kaminöfen und Pellet-Heizungen

Trier · Ist es wirklich klimaneutral und sinnvoll, Holz zu verfeuern? Über diese Frage wird in Deutschland, wo jährlich Zigtausende neue Pelletheizungen vom Staat gefördert werden, hitzig gestritten. Das Umweltbundesamt ändert aktuell seine Empfehlung und fordert sogar einen Förderstopp.

Heizen mit Holz: Wie schädlich Pelletheizungen & Kamine wirklich sind
Foto: dpa-tmn/Matthias Balk

Knisternde Flammen, wohlige Wärme. Man kann gar nicht überschätzen, wie wichtig die Beherrschung des Feuers für die Entwicklung des Menschen war. Es spendete Licht und Wärme, schützte vor Wildtieren und Insekten, ermöglichte das Zubereiten keimfreier Speisen, machte den Tag länger und das Leben erträglicher. Kein Wunder also, dass es emotional hoch hergeht, wenn darüber debattiert wird, wie sinnvoll das Heizen mit Holz eigentlich ist – wie gefährlich für die Gesundheit, wie klimaschädlich und wie fördernswert. 

Solche Debatten werden zuletzt immer häufiger geführt. Einer der sie befeuert, ist der prominenteste Förster Deutschlands: Peter Wohlleben. Ein Interview, das unsere Zeitung mit ihm führte, sorgte für reichlich Wirbel. Zahlreiche empörte Forstleute meldeten sich, nachdem sie unter anderem gelesen hatten, was der Bestseller-Autor über den Brennstoff Holz zu sagen hatte: Die Forstämter betrieben irreführende Werbung, wenn sie behaupteten, Holz sei ein CO2-neutraler Brennstoff, sagte er nämlich. „Nein, das stimmt nicht. Holz spielt in einer Liga mit Kohle und Öl. Weil es so viel CO2 freisetzt, das – wenn überhaupt – erst in Jahrzehnten oder Jahrhunderten wieder gebunden wird. Aber für die kommenden Jahrzehnte heizt Holzverbrennung den Treibhauseffekt kräftig an“, betonte Wohlleben.

Und wenn man behaupte, „Holzverbrennung sei CO2-neutral, dann ist das so ähnlich als würde man sagen, es gebe keinen Klimawandel. Das ist vollkommen an den wissenschaftlichen Fakten vorbei.“ Staatliche Behörden behaupteten Dinge, die wissenschaftlich unhaltbar seien. Großflächig auf Hackschnitzel- oder Pelletheizungen zu setzen, was ja gefördert werde, das gehe so nicht. Noch schlimmer finde er: „Es wird häufig gesagt, Holz soll Kohle oder Öl ersetzen. Dabei ersetzt es das ja gar nicht, sondern Solar- und Windenergie. Die Alternative heißt ja auch nicht, ich baue mir eine neue Öl-Heizung ein, sondern ich baue mir eine Wärmepumpe ein mit einer Solaranlage auf dem Dach.“

Förderung von Heizen mit Holz wird staatlich gefördert

Tatsächlich wird das Heizen mit Holz vom Staat intensiv gefördert. Bis Ende November 2021 gingen beim Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle mehr als 285.000 Anträge „zur Nutzung Erneuerbarer Energien im Wärmemarkt“ ein. Neben Wärmepumpen und Solarthermieanlagen werden auch Biomasseheizungen finanziell großzügig unterstützt: darunter Hackschnitzelkessel, Pelletöfen oder Scheitholzvergaserkessel.

Eine auf Anfrage bereitgestellte Statistik des Amtes zeigt, dass bis Ende November rund 62.000 Biomasse-Anlagen beantragt wurden – aber nur rund 57.000 Wärmepumpen und 39.000 Solarthermieanlagen. Eine Erklärung könnte sein, dass ein Großteil der Häuser in Deutschland älteren Datums ist und sehr aufwendig saniert werden müsste, ehe eine Wärmepumpe in der Lage wäre, sie zu beheizen. Bei den höheren Temperaturen, die Pelletkessel erzeugen, wird es hingegen auch in einem Altbau mit klassischen Radiatoren warm.

Warum die Berechnung der Emissionsbilanz von Holz möglicherweise neu überdacht werden muss

Der bisher übliche Vergleich zwischen Biomasse und fossilen Energieträgern legt eigentlich nahe, dass das Heizen mit Holz deutliche Vorteile fürs Klima bringt. Laut Emissionsbilanz des Umweltbundesamts (UBA) entstehen bei der Verbrennung von Holzpellets in einem Kessel nur rund 22 Gramm CO2-Äquivalente pro Kilowattstunde. Wer Holz im Kaminofen verfeuert, erzeugt 26 Gramm CO2-Äquivalente/KWh. Viel, viel schlechter schneiden Erdgas (246 g/KWh), Heizöl (318g/KWh) oder Steinkohle (428 g/KWh) ab. Allerdings hat das UBA inzwischen offenbar selbst Zweifel, ob diese Art der Berechnung, die im Einklang mit der internationalen Klimaberichterstattung steht und auf diese Weise erfolgen muss, berechtigt ist. Basiert sie doch auf der Annahme, dass das CO2, das beim Verbrennen entsteht, komplett wieder durch Pflanzen-Wachstum gebunden wird. Berechnet werden lediglich die Emissionen, die bei Ernte, Transport und Aufbereitung des Holzes zu Buche schlagen sowie die bei der Verbrennung entstehenden weiteren Treibhausgase wie Methan und Lachgas. 

Warum das Umweltbundesamt seine Empfehlungen zu Heizen mit Holz ändert

Das Umweltbundesamt, also die zentrale Umweltbehörde der Bundesrepublik Deutschland, ist derzeit dabei, die Empfehlungen für das Heizen mit Holz zu verändern. „Pelletheizungen (und Kaminöfen) können wir aufgrund von Luftreinhalte- und ökologischen Gründen und tatsächlich auch aufgrund neuer Überlegungen zur Klimaschutzleistung nicht empfehlen“, sagt Katja Hofmeier, Expertin für Erneuerbare Energien beim UBA.

Grund für diese neue Sichtweise sind auch die Ergebnisse einer 2021 vorgelegten Studie der gemeinsamen Forschungsstelle der EU-Kommission. „Die Verbrennung von Holz ist nicht treibhausgasneutral“, betont Hofmeier. Das freigesetzte CO2 trage nur dann nicht zur Erderwärmung bei, wenn nur so viel Holz genutzt werde, wie „verlässlich zeitnah nachwächst“.

Die EU-Studie stelle klar, dass dies nur für sehr bestimmte und kleine Anteile von in der EU gewonnenen Holzsortimenten sichergestellt werden könne. Darunter „Waldresthölzer mit geringem Durchmesser“. Im besten Fall sind die Emissionen der Studie zufolge aber dennoch zehn bis 20 Jahre lang genauso hoch oder höher als jene fossiler Brennstoffe. Im schlimmsten Fall sogar 100 Jahre lang – bis Holz nachgewachsen ist. Meist begleitet von Risiken für das Wald-Ökosystem.

Damit bestätigten die Forscher die immer häufiger vorgetragenen Einwände von Umweltschützern weitgehend, sagt Hofmeier. Sie betont, dass der Faktor Zeit eine zentrale Rolle spiele. „Wir müssen jetzt schnell die Emissionen reduzieren und wir können uns nicht darauf verlassen, dass der Wald den Kohlenstoff in 20 oder 30 Jahren wieder bindet.“

Was Besitzer von Holzöfen beachten sollten

Die Behörde rät Verbrauchern, Folgendes zu beachten: „Die Verbrennung von Holz, gerade von Scheitholz in Kaminöfen ohne automatische Regelung, läuft nie vollständig ab und es entstehen neben gesundheitsgefährdenden Luftschadstoffen wie Feinstaub und polyzyklisch aromatischen Kohlenwasserstoffen (PAK) auch klima­schädliches Methan, Lachgas und Ruß. Holz ist ein begrenzter Rohstoff – gerade, wenn Wälder dem Klimawandel durch erhöhte Kohlenstoffspeicherung im Wald und in langlebigen Holzprodukten entgegenwirken sollen. Daher sollten Sie aus Klimaschutzgründen, aber auch aus ökologischen Gründen auf die Nutzung von Holz zur Wärmeversorgung Ihres Hauses verzichten. Falls Holz dennoch in einem Ofen verbrannt wird, sind einige Punkte zu beachten: Alte Öfen austauschen, hohe Energieeffizienzklasse wählen, trockenes Holz verwenden, Staubabscheider einbauen.“

Von der energetischen Nutzung von Frischholz sei also abzuraten, betont Hofmeier, insbesondere, wenn Alternativen wie Wärmepumpen oder Solarthermie zur Verfügung stehen. Das UBA rät, der Frage nach einer neuen Heizung „eine umfassende gebäudespezifische Energieberatung“ vorauszustellen.

Fazit des Umweltbundesamts zum Heizen mit Holz

Die Behörde bedauert, dass die Verbrennung von Holz weiter staatlich gefördert wird durch direkte Fördermittel für Heizkessel, durch Steuererleichterungen oder indirekt im Emissionshandel. Sie fordert eine Abschaffung der Subventionen von Holzheizungen.

Was sagt die rheinland-pfälzische Forstverwaltung zum Heizen mit Holz?

Wie klimaschädlich oder klimafreundlich ist das Heizen mit Holz? Das übergeordnete Klimaschutz-Ministerium bleibt bei dem von Wohlleben oder dem Umweltbundesamt in Zweifel gezogenen Standpunkt: „So lange im Wald mehr Holz zuwächst, als im gleichen Zeitraum geerntet wird, ist Klimaneutralität gegeben.“ Dies sei in den Wäldern Deutschlands und in Rheinland-Pfalz sichergestellt – mehr noch, der Holzzuwachs sei deutlich größer als die Nutzung. „Tatsächlich wirkt Holz aber klimapositiv, da es, zum Beispiel beim Hausbau, Kohlenstoff zusätzlich außerhalb des Waldes speichert!“ Deshalb strebe man primär den Einsatz in langlebigen Produkten an. Das Heizen mit Holz könne aber auch einen Beitrag zum Klimaschutz leisten, da es den Verbrauch von Öl und Gas reduziere, erklärt die Forstverwaltung.

Im Staatswald werde nur rund 13 Prozent Brennholz geerntet und überwiegend an die örtliche Bevölkerung abgegeben, betont das Ministerium. Der Umsatz liege bei fünf Millionen Euro, das seien elf Prozent des Gesamtumsatzes aus Holz. Ziehe man die Kosten der Holzernte ab, blieben etwa zehn Euro je Kubikmeter. Bei Betrachtung der Gesamtkosten werde kein Gewinn erzielt. Nur zu dünnes oder krummes Holz, das für eine  langlebige Verwendung nicht geeignet sei, werde als Brennholz genutzt. Dieses falle als Nebenprodukt an, wenn junge Wälder durchforstet werden.

Aber was, wenn man einen 100 Jahre alten Baum verbrennt? Dauert es dann nicht 100 Jahre, bis die gleiche Menge CO2 gebunden ist? Und ist diese Zeitspanne angesichts der Klimakrise vertretbar? Dass ein hundertjähriger Baum komplett zu Brennholz verarbeitet werde, komme nur selten vor, entgegnet das Ministerium. Meist werde der untere, wertvolle Stammteil als Bau- oder Möbelholz verwendet und nur der obere Stamm und die Baumkrone werden als Brennholz genutzt. „Das darin gespeicherte CO2 würde ansonsten bei der Zersetzung der Baumkrone im Wald mittelfristig ohnehin wieder freigesetzt.“ Natürlich seien Emissionen, die bei Ernte, Transport und Verarbeitung entstehen, zu berücksichtigen.

Im Ergebnis gelte jedoch: „Die energetische Nutzung von Nebenprodukten der Holzverarbeitung ist in aller Regel klimafreundlicher als die Nutzung fossiler und endlicher Brennstoffe.“ Es sei sinnvoll, Sägemehl, das im Sägewerk bei der Holzverarbeitung anfällt, zu Pellets zu pressen, oder Hackschnitzel aus der Garten- und Landschaftspflege als Energieholz zu nutzen. Für die Ökobilanz spiele es außerdem eine Rolle, ob das Holz regional bezogen oder von weither transportiert wird.

„Den Einschlag von Holz zur Belieferung industrieller Holzheizwerke lehnen wir ab“, teilt das Mainzer Ministerium mit. Grundsätzlich solle man bei der Verbrennung auf einen hohen Wirkungsgrad achten. „Neue Heizungen und Öfen verbrauchen für die gleiche Wärmeleistung deutlich weniger Brennstoff und tragen somit zum Klimaschutz bei.“ Holz müsse zudem trocken sein – mindestens zwei Sommer lang sollte man es abgedeckt lagern.

So umstritten das Thema auch sein mag, bei einem Satz des Ministeriums wird wohl niemand widersprechen: Die beste Energie sei gesparte Energie. 

Was sagt ein Kaminbauer zur Diskussion über das Heizen mit Holz? 

 Peter Wittrock vom gleichnamigen Kaminstudio in Trier verweist auf Argumente, die aus seiner Sicht über Luxus und Gemütlichkeit hinaus für Kaminöfen sprechen. „Wer mit einer Wärmepumpe sein Haus heizt, hat schon mal bei strengem Winter feststellen müssen, dass sein Wärmebedarf zeitweise höher ist, als seine Luftwärmepumpe zu leisten vermag.“ Auch dürfe man ruhig mal darüber nachdenken, was passiert, wenn es zum Stromausfall kommt. „Glauben Sie wirklich, dass wir im Winter ausreichend Strom zur Verfügung haben, um alle „E-Fahrer“ zu versorgen?“, fragt er. Ohne Strom gehe im Haus gar nichts. Mit einem Kaminofen bleibe man autark. Und nicht zuletzt verweist auch er darauf, dass mehr Holz nachwachse, als geerntet werde.

Schaut man sich all das an, ist eines sicher: Die Debatte ist nicht beendet.

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