Heizanlagen nicht in Laienhand

Neunkirchen. Purer Leichtsinn hat diese Woche in einer Wohnung in der Neunkircher Steinstraße fast zu einer Katastrophe geführt. Wie berichtet haben am Mittwochnachmittag zwei Menschen eine akute Kohlenmonoxid-Vergiftung erlitten, weil in der Wohnung ein Heizofen nicht ordnungsgemäß installiert und bedient worden ist

 Heinz-Detlev Puff (links) von der Landesinnung und Schornsteinfegermeister Roland Scherf in der Lokalredaktion. Foto: pra

Heinz-Detlev Puff (links) von der Landesinnung und Schornsteinfegermeister Roland Scherf in der Lokalredaktion. Foto: pra

Neunkirchen. Purer Leichtsinn hat diese Woche in einer Wohnung in der Neunkircher Steinstraße fast zu einer Katastrophe geführt. Wie berichtet haben am Mittwochnachmittag zwei Menschen eine akute Kohlenmonoxid-Vergiftung erlitten, weil in der Wohnung ein Heizofen nicht ordnungsgemäß installiert und bedient worden ist.Vor Ort war neben Rettungskräften und Polizei auch Schornsteinfegermeister Roland Scherf. Ihm stand die Zornesröte ins Gesicht geschrieben, als er die Zustände in der Wohnung sah. Der Ölofen war an einen stillgelegten Kamin angeschlossen worden, was allein schon eine Gefahrenquelle bedeutet. Außerdem war das Ofenrohr mit einer Absperrklappe versehen, die statt senkrecht waagerecht eingebaut war. "Als die Frau die Klappe zumachte, kam es zu der Kohlenmonoxid-Anreicherung der Luft", berichtet Scherf. Dem Schornsteinfegermeister in Neunkirchen ist es ein Anliegen, die Verbraucher über die richtige Verhaltensweise aufzuklären. Mit dem stellvertretenden Landesinnungsmeister Heinz-Detlev Puff besuchte Scherf deshalb am Freitag die SZ-Lokalredaktion. "Paragraf 41 der Landesbauordnung gibt klar vor, dass alle Feuerungsanlagen, die neu erstellt beziehungsweise ausgetauscht werden, durch den Schornsteinfeger abgenommen werden müssen", betont Puff. Solche "hoheitlichen Aufgaben" obliegen weiterhin dem bevollmächtigten Bezirksschornsteinfeger. Und dies aus gutem Grund, wie die beiden Schornsteinfegermeister mit Verweis auf die Mängelstatistik (siehe "Hintergrund") betonen. Allein in Neunkirchen seien 2012 vier potenziell lebensbedrohliche Mängel entdeckt worden. In Ländern wie Frankreich oder Belgien, wo es die Verordnung nicht gebe, seien im Jahr bis zu 800 Tote durch Kohlenmonoxid-Vergiftung zu beklagen. Aber auch hier im Saarland erleben die Schornsteinfeger die "abenteuerlichsten Dinge", wie Puff berichtet. In einem Fall, in dem die Anlage nicht abgenommen worden sei, sei ein Fertighaus bis auf die Grundmauern niedergebrannt. Die Versicherung verweigere die Zahlung, weil der Hausherr grob fahrlässig gehandelt habe.

Die beiden Schornsteinfegermeister gehen davon aus, dass sich solche Fälle häufen werden, weil einige Bürger ob der neuen Rechtslage ab Januar 2013 verunsichert sind. Hier wurde der Wettbewerb innerhalb des Schornsteinfegerhandwerks eingeführt. Die Vorbehaltsaufgaben (siehe oben) sind davon ausgenommen..

Hintergrund

Mängelstatistik: In circa 14 Millionen Gebäuden bundesweit werden durch das Schornsteinfegerhandwerk Kehr- und Überprüfungsarbeiten ausgeführt. 2011 wurden im Saarland dabei - insbesondere bei der Feuerstättenschau - 33 956 Mängel (betriebs- und brandsicherheitstechnischer Art) an bestehenden Feuerungsanlagen festgestellt. An neu gebauten Feuerungsanlagen wurden bei der Prüfung 6020 Mängel und an wesentlich geänderten Feuerungsanlagen 4407 Mängel festgestellt. Quelle: Schornsteinfegerinnung

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