Heiße Schicht am Glühwein-Stand

Saarbrücken. Es ist knackekalt. Ohne Handschuhe wären mir als "Glühwein-Praktikant" auf dem Christkindlmarkt bei minus sechs Grad Celsius jetzt wohl schon längst die Finger abgefroren. Die Besucher schrecken die eisigen Temperaturen nicht ab. Schon vormittags stehen sie dicht an dicht um die "Almhütte Sankt Johann", halten sich an ihren wärmenden Tassen fest

Saarbrücken. Es ist knackekalt. Ohne Handschuhe wären mir als "Glühwein-Praktikant" auf dem Christkindlmarkt bei minus sechs Grad Celsius jetzt wohl schon längst die Finger abgefroren. Die Besucher schrecken die eisigen Temperaturen nicht ab. Schon vormittags stehen sie dicht an dicht um die "Almhütte Sankt Johann", halten sich an ihren wärmenden Tassen fest.

Im Sekundentakt gehen die Glühweinbecher über die Theke: "Ich hätte gerne drei 'Heiße Heidi', zwei Kinderpunsch und fünf Glühwein", erklärt eine junge Frau. Also: an die Arbeit! Durch mehrere Durchlauferhitzer blubbern die würzigen Getränkesorten. Der Glühwein wird aus 200-Liter-Tanks gezapft. "Das ergibt etwa 1000 Tassen. Die Tanks füllen wir jeden Abend wieder auf", erklärt Standbetreiber Thomas Spangenberger: "Glühwein enthält rund zwölf Prozent Alkohol. Einen Becher kann man ohne Bedenken trinken. Beim zweiten sollte man schon überlegen, ob man anschließend noch fährt!"

Die zehnköpfige Mannschaft in der "Almhütte" rotiert: Pfand ausgeben, neue Bestellungen entgegennehmen, für Nachschub sorgen und gleichzeitig alles spülen.

"Rund 400 Tassen und Becher sind im Umlauf. Wir haben natürlich noch einige als Ersatz. Es kommt immer mal vor, dass Becher durch die starke Beanspruchung kaputtgehen. Viele Besucher nehmen sie auch als Andenken an den Markt mit", sagt Spangenberger.

Die Vorbereitungen für den Glühwein-Verkauf beginnen schon früh. "Jedes Jahr gibt es zum Beispiel eine Tasse mit einem neuen Saarbrücker Motiv. Die Tassen müssen bereits im Mai bei einem speziellen Hersteller geordert werden", erklärt Spangenbergers Frau Marlen. Langsam spüre ich, wie die Kälte in die Füße steigt. "Die richtige Kleidung ist ganz wichtig. Jeder von uns verschleißt während der Marktzeit bis zu drei Paar Handschuhe", sagt Marlen Spangenberger. 15 verschiedene Getränke sind im Angebot: darunter Heidelbeerglühwein ("Heiße Heidi"), alkoholfreier Kinderpunsch sowie Glühwein "mit Schuss", also verfeinert mit Amaretto oder Schnaps.

Das emsige Treiben geht weiter. Manchmal sorgen Bestellungen für Verwirrung: drei Tassen zurück, je nach Wert mit unterschiedlich hohem Pfand, zwei gefüllte Becher gehen über die Theke, der Inhalt kostet unterschiedlich viel. Kopfrechnen ist jetzt Trumpf.

So mancher Kunde grinst und merkt wohl, dass ich "neu im Geschäft" bin. Dann ist es an der Zeit, frische Feuerzangenbowle anzusetzen. Aus einem großen Kessel zieht gewaltiger Dampf durch die halbe Hütte. Über dem Kessel tropft Alkohol auf einen Zuckerhut.

Thomas Spangenberger nimmt das Feuerzeug raus und setzt den Alkohol in Flammen. Die neue Mischung kann man wenige Minuten später trinken. Die Bilanz: Über 200 Becher konnte ich während der Sechs-Stunden-Schicht füllen.

HINTERGRUND

Zur Herstellung des Glühweins wird roter oder weißer Wein mit Zimt, Gewürznelken, Zitronenschale und Sternanis erhitzt und gesüßt. Glühwein darf nur bis auf rund 80 Grad Celsius erhitzt werden, da sonst der darin enthaltene Alkohol verdampft. Außerdem würden die Gewürze ihren Geschmack verändern. Das Heißgetränk enthält zwischen acht und zwölf Prozent Alkohol. Der im Süden beliebte Jagertee sowie der Punsch sind noch alkoholhaltiger. chm

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