Heiße Fälle, kalte Spuren

Saarbrücken · Das Prinzip ist bekannt, bewährt aus diversen TV-Reihen: Man zeichnet in "Tatort"-Manier Aufsehen erregende Kriminalfälle von einst nach. Nichts schockiert schließlich mehr als die Wirklichkeit.Die aus Blieskastel stammende Autorin Kerstin Rech hat das nun für das kleine Saarland versucht.

Und tatsächlich: Geht man bloß lange genug zurück, lassen sich immerhin vier "spektakuläre Kriminalfälle" (so der Titel) aufspüren, die deutschlandweit Schlagzeilen machten. Wobei der früheste, der Bexbacher Polizistenmord , bereits aufs Jahr 1945 datiert. Den meisten Saarländern allerdings dürften Rechs Ermittlungsakten - wie etwa zum Lebacher Soldatenmord von 1969 oder auch zum Fall Pascal - quasi als Landesgeschichte vertraut sein.

Auch die Entführung von Gernot Egolf haben viele wohl noch im Gedächtnis. 1976 war ein regelrechtes Kidnapping-Jahr mit horrenden Lösegeld-Forderungen. Prominentestes Entführungsopfer in diesem Jahr: Richard Oetker . Aber auch im Saarland traf es eine bekannte Familie. Gernot Egolf, der Neffe des damaligen Karlsberg-Chefs Paul Weber, wurde gekidnappt und kam elend zu Tode. Seine beiden Entführer stammten aus der Homburger Nachbarschaft, verkrachte Existenzen, die mit "einem großen Ding" aus ihre Geldnöten raus wollten. Aber auch für die saarländische Polizei war der Fall ein Desaster; die Provinzermittler waren heillos überfordert.

Kerstin Rech, die als Journalistin und Buchautorin in Stuttgart lebt, zeichnet diese vier Fälle routiniert, aber ohne Erkenntnisgewinn als Doku-Fiction nach, deshalb liest sich ihr Band auch wie ein Krimi. Spannend ist das allemal, auch wenn die Spuren längst kalt sind.

Kerstin Rech: Spektakuläre Kriminalfälle im Saarland, Geistkirch-Verlag, 208 S., 14,80 Euro.

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