Anwerbung ausländischer Fachkräfte Heime und Kliniken im Saarland: Anwerbung löst die Probleme nicht

Saarbrücken · Was Pflegeheim- und Klinikbetreiber im Saarland von dem Spahn-Vorstoß halten.

 (Symbolbild)

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Foto: dpa/Oliver Berg

Wenn die Politik in Bund und Land Wort hält, werden saarländische Pflegeheime und Krankenhäuser in den nächsten Jahren hunderte zusätzliche Mitarbeiter einstellen können. Gesundheitsministerin Monika Bachmann (CDU) hat den Kliniken bis 2020 rund 1000 zusätzliche Pflegekräfte versprochen. Hinzu kommt, dass die Pflegeheime bundesweit 8000 zusätzliche Stellen erhalten sollen – im Saarland wären dies rund 100.

Die Verantwortlichen stellen sich allerdings die Frage, wo alle diese neuen Mitarbeiter herkommen sollen. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hat daher vorgeschlagen, Pflegekräfte aus Nachbarländern abzuwerben (die SZ berichtete). Nach einsetzender Kritik präzisierte er, Kräfte aus dem Ausland seien nur ein Baustein von vielen. Zuerst gehe es um bessere Arbeitsbedingungen.

Diese Einschätzung teilt auch die Saarländische Pflegegesellschaft, die die 146 Pflegeheime im Saarland vertritt. Geschäftsführer Jürgen Stenger sagte der SZ, die Betreiber müssten „sämtliche Optionen ziehen“, um zusätzliche Pflegekräfte zu gewinnen. Zwar sei die Zahl der Ausbildungsplätze zum Altenpfleger seit 2012 von 741 auf derzeit 1482 verdoppelt worden – vor allem dank der Umlagefinanzierung, die es für Heimbetreiber unattraktiv macht, nicht auszubilden. Allerdings sei der Bedarf damit noch nicht gedeckt, da es immer mehr pflegebedürftige Menschen gebe. Das Anwerben ausländischer Pflegekräfte sei eine Komponente, die man nicht ignorieren sollte, so Stenger. Allerdings warnt er davor zu glauben, auf diese Weise den Fachkräftemangel zu beheben. Auch das Sprachproblem sei „nicht unerheblich“, weil ein Großteil der Pflege-Kommunikation und auch die dreijährige Ausbildung in Deutschland ohne solide Sprachkenntnisse nicht zu bestehen sei.

Auch die Krankenhausträger glauben nicht, dass ausländische Fachkräfte die Personalnot lösen werden. Es gebe auf den Stationen schon heute Krankenschwestern etwa aus Osteuropa und Fernost, sagt der Geschäftsführer der Saarländischen Krankenhausgesellschaft, Thomas Jakobs. Diese seien eine wichtige Stütze im System. „Aber sie lösen nicht das Grundproblem, dass wir mehr ausgebildete Krankenschwestern und -pfleger in unseren Krankenhäusern brauchen“, sagt Jakobs.

Heftige Reaktionen löste Spahns Vorstoß bei SPD und Linken im Landtag aus. Der SPD-Abgeordnete Magnus Jung warf Spahn „mangelnde politische Sensibilität“ vor. Er solle im Kampf gegen den Pflegenotstand den Fokus auf bessere Arbeitsbedingungen legen. Die Linken-Abgeordnete Astrid Schramm bezeichnete Spahns Vorschlag als „Luftnummer“. Nötig seien gesetzliche Vorgaben zum Personalschlüssel und eine deutlich bessere Finanzierung des Gesundheitssystems.

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