Heimathistoriker kämpft für Hohberg

Völklingen. Da gibt es einen Höhenzug über dem Saartal bei Fürstenhausen mit einem beliebten Aussichtspunkt. Laut dem auf der städtischen Internetseite veröffentlichten offiziellen Stadtplan handelt es sich hier um den Hohberg.Doch um den 1. August herum war das wieder heftig umstritten

 Dieses Denkmal erinnert an die Beschießung. Foto: Die Dreissiger

Dieses Denkmal erinnert an die Beschießung. Foto: Die Dreissiger

 Die Beschießung Völklingens und auch das historische Schauspiel am 1. August (Foto) fanden am Hohberg und nicht am Hunerscharberg statt, sagt Heimathistoriker Roland Isberner. Foto: Jenal

Die Beschießung Völklingens und auch das historische Schauspiel am 1. August (Foto) fanden am Hohberg und nicht am Hunerscharberg statt, sagt Heimathistoriker Roland Isberner. Foto: Jenal

 Die Marienkapelle auf dem Berg. Foto: Becker & Bredel

Die Marienkapelle auf dem Berg. Foto: Becker & Bredel

Völklingen. Da gibt es einen Höhenzug über dem Saartal bei Fürstenhausen mit einem beliebten Aussichtspunkt. Laut dem auf der städtischen Internetseite veröffentlichten offiziellen Stadtplan handelt es sich hier um den Hohberg.Doch um den 1. August herum war das wieder heftig umstritten. Da spielte die Traditionsvereinigung "Die Dreissiger" die Beschießung Völklingens zum Auftakt des Deutsch-Französischen Krieges von 1870 nach. Und auch auf SZ-Nachfrage schworen Oberbürgermeister Klaus Lorig und Kulturhistoriker Hendrik Kersten Stein und Bein, dass es sich beim Tatort um den (wörtlich) "Hunerscharberg" handele. Prompt protestierte Heimathistoriker Roland Isberner (Foto: bub): Der Hunerscharberg liege hinter dem Hohberg im Wald, und von dort aus hätten die Franzosen die Stadt Völklingen nicht einmal sehen, geschweige denn beschießen können. Doch zu der Zeit waren die Plakate mit "Hunerscharberg" bereits gedrucktUnd nachdem die Böllergeschütze (wohl am Hohberg) gesprochen hatten, mehrten sich die Fragen. "In meiner Jugend hieß dieser Berg Hühnerscharberg, in dem Stadtplan von Völklingen Hühnerscheerberg und in der Wanderkarte von Völklingen Hühnerscherberg. Viele Leser aus Völklingen fragen nun: Wie heißt der Berg wirklich?", schrieb uns Ronald Pies, wobei er noch gar nicht den Hohberg meinte.Roland Isberner hat sich nun in einem ausführlichen heimatkundlichen Beitrag in das Thema hineingekniet. Das Denkmal, das an die damalige Beschießung erinnere, befinde sich eindeutig am Hohberg und nicht am Hunerscharberg. Dieser Berg, übrigens meist "Hühnerscheerberg" genannt, liege mehr als 500 Meter hinter dem Hohberg. Diese Unterscheidung möge für Völklinger oder Fürstenhausener unerheblich erscheinen, da sie sich auch bei unkorrekter Benennung in Kenntnis des Geländes richtig orientierten. Anders verhalte es sich für Wanderer, die von auswärts kämen. Isberner: "Sie landen bei der Suche nach dem Denkmal wahrscheinlich zuerst mal bei der Kompostieranlage." Wie hat sich die Meinung festgesetzt, dass es sich bei der vorderen Anhöhe um den Hunarscharberg handele? Hier zieht Isberner eine Veröffentlichung des Heimatforscher Karl Britz aus dem Jahr 1969 zu Rate. Demnach geht der Begriff "Hühnerscheer" auf Bezeichnungen für Gewanne zurück, die zwischen Klarenthal und Völklingen liegen. Damit sei es also richtig, vom "Hühnerscheer" zu sprechen, wenn man sich bei einem Spaziergang auf dieser Höhe bewege. Anders sei es aber bei einer Standortangabe - wie für das besagte Denkmal am Hohberg. Und wo kommt der Name "Hühnerscheer" her? Dazu sagt Isberner: "Wahrscheinlich ist, dass der Name auf das mittelhochdeutsche ,hiunenscheere' (Felsen, Stein der Hünen) zurückgeht."Aber Aufklärer haben es nicht leicht in Völklingen. Auf besagter Anhöhe liegt zum Beispiel auch die schmucke Kapelle "Maria Hilfe der Christen". Werner Dörr weiß, dass sie wie das Denkmal auf dem Hohberg steht. Doch wenn er für die Pfarreien St. Josef und St. Hedwig Gottesdienste in der Kapelle ankündigt, schreibt er stets "auf dem Hunerscharberg". Denn, so Dörr, "sonst findet niemand hin".

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