Saargemünd „reddet platt“

Saargemünd · Das Saargemünder Festival „Mir redde platt“ hat sich der Förderung des moselfränkischen Dialekts verschrieben. Der wird im Departement Moselle inzwischen nur noch von einer Minderheit gesprochen und verstanden.

Ein Superheld namens Platt-Man auf dem Werbeplakat soll die Jugend locken. "Wir wollten etwas Positives, etwas Energisches vermitteln", sagt Hervé Atamaniuk, Kulturbeauftragter der Stadt Saargemünd . Seit Jahren gehört er zu den Mitorganisatoren des Festivals "Mir redde platt", das am Freitag in der französischen Stadt an der Saar eröffnet wurde. Bis zum 17. April erwartet die Besucher ein vielseitiges Veranstaltungsprogramm mit Musik und Kunst rund um den moselfränkischen Dialekt.

Im Departement Moselle im Nordosten von Lothringen spreche nur noch eine Minderheit den Dialekt. Das sei sehr schade. "Denn die Pfälzer und die Saarländer verstehen das Platt. Es schafft eine Brücke", sagt Atamaniuk. In Frankreich seien Mundarten trotz ihrer kulturellen Bedeutung vielerorts verpönt. Veranstaltungen wie "Mir redde platt" leisteten deshalb eine wichtige Arbeit, bekräftigt der Kulturbeauftragte.

Was in Saargemünd vor 17 Jahren als Wochenendveranstaltung begann, ist heute ein mehrwöchiges Kultur-Ereignis. Auch habe sich die Mentalität geändert, ist sich Atamaniuk sicher: "Vor 13 Jahren hieß es noch: ‚Platt ist plump'. Jetzt merken die Menschen, dass der Dialekt Teil ihrer Identität ist." Der Dialekt schaffe nicht nur Verbindungen zu den Nachbarregionen. Selbst in Brasilien sei die Mundart präsent. "Dort sprechen vier Millionen Menschen das Lothringer Platt", sagt der Kulturbeauftragte.

Der Auftakt des Festivals führt ebenfalls in die Ferne. Die Ausstellung "Mir schaffe in Amerika" erzählt vom Alltag der in die USA ausgewanderten Lothringer. Am 21. März gibt die Mediathek Nachhilfe in "Rechtschreibung" auf Platt. Zu den Festivalhöhepunkten gehört das lothringische Theaterensemble "Théâtre oblique". Am 26. März präsentiert es Heinrich Hoffmanns "Struwwelpeter " auf Platt, Französisch und Hochdeutsch. Im Kulturzentrum Breite 63 in Saarbrücken bieten am Tag darauf der elsässische Liedermacher René Eglès und die Band "D´Zottl Kéniche dialektale" Klänge aus Lothringen und dem Elsass. Abschließend würdigt Chansonexperte Laurent Mayer am 17. April das Werk des Lothringer Volksliedersammlers Louis Pinck.

sarreguemines.fr

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