Platt-Wurzeln reichen bis nach Brasilien

Saargemünd · Das Festival „Mir redde/schwätze Platt“ startet nächste Woche in Saargemünd und Forbach. Geplant sind über 30 Veranstaltungen, die die Mundart in ihrer ganzen Vielfalt spiegeln.

Die Ehrengäste der diesjährigen Ausgabe des Festivals "Mir redde platt" haben eine weite Anreise. Rund 9000 Kilometer trennen die Gäste aus Brasilien von Saargemünd und Forbach, wo die Veranstaltungen stattfinden, doch eines sollte ihnen vertraut vorkommen: die Sprache. "In Brasilien sprechen zwischen zwei und drei Millionen Menschen Platt. Dort wurde es sogar als Amtssprache anerkannt", weiß Bertrand Hiegel vom Festival-Team. Die Migration vieler Lothringer und Hunsrücker in das Gebiet um Rio Grande do Sul im 19. Jahrhundert ist das Hauptthema der diesjährigen Ausgabe. Vom Freitag, 11. März bis Freitag, 6. Mai, gibt es in Saargemünd und in Forbach mehr als 30 Veranstaltungen rund ums Platt. Neben der brasilianischen Professorin und Spezialistin der Hunsrücker Einwanderung, Solange Hamester-Johann, treten auch zahlreiche hiesige Vertreter der Mundart auf. So kommt der Chansonnier Marcel Adam nach Saargemünd und die Theatertruppe "Lothringer Theater " rund um Alphonse Walter interpretiert das klassische Stück von Euripides "Die Bakchen" auf Platt ("D'Baccante").

In der "Schriebsdubb" von Marianne Haas-Heckel lernen auch Anfänger, auf Platt zu schreiben. "Wir wollen die Menschen zusammenbringen, die bereits Platt sprechen, aber neue Sprecher gewinnen", erklärt Carmen Harter, Beigeordnete für Bildung und Zweisprachigkeit der Stadt Forbach. Damit sind vor allem die jüngeren Generationen gemeint, die kaum noch die Mundart beherrschen. Mit einem gemeinsamen Projekt des Ludwigsgymnasiums in Saarbrücken und des Collège Jean Jaurès in Saargemünd wollen die Festivalveranstalter den Trend umkehren. 70 Jungs und Mädels haben mit Künstlern geübt und werden zusammen auf Platt singen - eine Premiere für das Festival.

"Platt zu sprechen, geht über die kulturelle Dimension hinaus", ist Jean-Claude Cunat, Kulturbeigeordneter der Stadt Saargemünd überzeugt. Platt sei eine Verbindungssprache. Es ermöglicht nicht nur einen Kontakt mit der Platt-Diaspora in der ganzen Welt, sondern auch ganz pragmatisch mit den saarländischen Nachbarn. "Junge Menschen, die Platt sprechen, steigern dadurch ihre beruflichen Chancen auf der anderen Seite der Grenze", sagt Cunat.

Das ganze Programm im Internet unter www.sarreguemines.fr und www.mairie-forbach.fr .

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