Mit der Fähre über die Blies

Bliesmengen-Bolchen · Die Blies entspringt im Nord-Saarland und durchfließt auf einer Länge von 99 Kilometern schöne Landschaften, aber auch Industrieregionen. An ihrem Ende ist sie Grenzfluss zwischen Frankreich und Deutschland. Wer sind die Menschen, die hier leben? Und wie lebt es sich an der Blies? Diesen Fragen spürt SZ-Mitarbeiter Dieter Gräbner in einer Serie nach.

 Bliesmengen-Bolchens Ortsvorsteher Hans Bernhard Faas (links) und sein Amtskollege Roland Roth aus dem französischen Blies-Schweyen vor der Brücke über die Blies, die sie kürzlich gemeinsam getauft haben. Früher (das Bild stammt von 1919) wurde in der Blies auch gern gebadet. Foto: Gräbner

Bliesmengen-Bolchens Ortsvorsteher Hans Bernhard Faas (links) und sein Amtskollege Roland Roth aus dem französischen Blies-Schweyen vor der Brücke über die Blies, die sie kürzlich gemeinsam getauft haben. Früher (das Bild stammt von 1919) wurde in der Blies auch gern gebadet. Foto: Gräbner

Foto: Gräbner

Bliesmengen-Bolchen ist deutsch, liegt an der Blies, hat 1800 Einwohner. Blies-Schweyen ist französisch, liegt gegenüber von Bliesmengen-Bolchen auf der anderen Seite der Blies, hat 600 Einwohner. Früher gab es eine Fähre, die Menschen von einem Ufer zum anderen brachte. 1962 wurde der Fährbetrieb eingestellt; wie nun über den Fluss kommen? Der nächste Übergang über die Blies war die Freundschaftsbrücke in Frauenberg, etwa drei Kilometer entfernt.

Ich bin mit Hans Bernhard Faas, 67, dem Ortsvorsteher von Bliesmengen-Bolchen und Roland Roth, dem französischen Bürgermeister von Blies-Schweyen, verabredet. Beide erinnern sich: "So durch die Blies getrennt wollten wir nicht weiter leben." 1984 wurde dann der Beschluss gefasst, beide Dörfer durch eine Fußgänger-Brücke zu verbinden. Sechs Jahre später wurde eine vorgefertigte Brücke, drei Meter lang, 3,50 Meter breit, 32 Tonnen schwer, über der Blies eingebaut. Im Mai 1990 wurde sie eingeweiht. Es gab neue Freundschaften, auch Hochzeiten . Vor wenigen Tagen, am 19. September 2015, wurde das 25-jährige Jubiläum der Brücke gefeiert. Es war ein großes Fest. Denn die Brücke wurde offiziell getauft. Auf Französisch heißt sie jetzt "pont du passeur", auf Deutsch "Fährmannsbrücke".

Wir stehen auf eben dieser Brücke, schauen runter auf die Blies, die hier in ein breites Flussbett und einen schmalen steinernen Kanal geteilt ist. Bürgermeister Roth sagt: "Das Wasser des Kanals treibt das Elektrizitätswerk Hydrowatt an, das verschiedene Orte und Firmen mit Strom versorgt." Er erzählt, dass Bliesmengen-Bolchen zum ersten Mal im Jahr 1180 urkundlich erwähnt wurde. 1980 wurde die 800-Jahr-Feier groß begangen: "Unsere Symbolfigur war ein Ritter mit Sonnenblume, statt mit einem Schwert."

Wie lebt man heute an der Blies? Ortsvorsteher Faas: "Meine Frau Regina hat noch als Kind in der Blies gebadet. So lange ist das gar nicht her." Und Bürgermeister Roth erzählt: ",An der Blies lebt es sich gut, hüben und drüben. Meine Eltern bauten in Blies-Schweyen ein Haus. Das war 1968. Da war ich 19 Jahre alt. Und seitdem leben wir hier. Wir haben alles, was wir brauchen."

Faas nickt dazu: Man kenne sich in beiden Dörfern. Es gebe familiäre und freundschaftliche Verbindungen. Und man verstehe zu feiern.

Wie man früher in Bliesmengen-Bolchen lebte, wird im Haus der Dorfgeschichte gezeigt. Eine Küche, ein Schlafzimmer, landwirtschaftliche Geräte, historische Haushaltsgegenstände und Handwerkszeug sind im Originalzustand zu sehen.

Und sonst? Was ist los im Sport? Faas sagt: "Die 1. Mannschaft des SV Bliesmengen-Bolchen spielt in der Landesliga Nord-Ost. In unserem Schützenverein ‚Ruhige Hand' haben wir eine treffsichere Dame. Ivana Kruijff gewann bei der Deutschen Meisterschaft im Sommer-Biathlon das Halbfinale und das Finale im ,Target-Sprint' ohne einen Fehlschuss". Und was ist sonst hier los? Ortsvorsteher Faas: "Wir haben ein reges Vereins- und Kulturleben. Da ist die Naturbühne Gräfinthal, eine Freilichtbühne, die vom Kulturverein Bliesmengen-Bolchen geleitet wird und die im Juli und August Theaterstücke für Kinder und Erwachsene aufführt. Jährlich kommen 15 000 Besucher." Daneben liege das Benediktinerkloster Gräfinthal, das im 13. Jahrhundert gegründet wurde. Bliesmengen-Bolchen und Blies-Schweyen seien ein beliebtes Ausflugsziel. Dafür sorge auch gute Gastronomie.

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