Ausflug ins „blaue“ Uttenhoffen Grün-blaue Oase im Nordelsass

Uttenhoffen · Ein Wahrzeichen aus der Not geboren: Wie Uttenhoffen zum Blau kam.

 Der „Jardin de la ferme bleue“ in Uttenhoffen, eine grün-blaue Oase am Rande der Nordvogesen.

Der „Jardin de la ferme bleue“ in Uttenhoffen, eine grün-blaue Oase am Rande der Nordvogesen.

Foto: Volker Knopf

Farbenfroh präsentieren sich die Fachwerkhäuser im Elsass seit jeher. Ganz in Blau zeigt sich dagegen Uttenhoffen im Nordelsass. Vor allem der „Jardin de la ferme bleue“ (Garten am blauen Bauernhof) ist ein Anziehungspunkt für Gartenfreunde. Das vorherrschende Blau des Ortes liegt darin begründet, dass Hugenotten im 17. Jahrhundert dort Zuflucht fanden. Und da die protestantischen Flüchtlinge zunächst bettelarm waren, konnten sie sich den üblichen Ockerton oder die weiße Putzfarbe nicht leisten. Deshalb nutzten sie als Abfallprodukt kobaltblaue Farben, die damals noch giftige Substanzen enthielten. Die Farbe war bleihaltig und tötete die Fliegen scharenweise. Später, im 18. Jahrhundert, wurde das Dorf nordwestlich von Haguenau eines der reichsten seines Verwaltungsbezirks –  dank des Fleißes der Hugenotten. Die Farbe Blau (mittlerweile ohne giftige Substanzen) blieb jedoch weiterhin als Wahrzeichen ihres protestantischen Glaubens erhalten.

Das älteste Haus des Dorfes stammt aus dem Jahr 1648 und ist von einem privaten Landschaftspark umgeben. Der dort vom Gartenarchitekten Jean-Louis Cura und dem Designer Alain Soulier errichtete „Jardin de la ferme bleue“ zieht immer wieder Besucher und Neugierige an. Ob im Gemüsegarten, im italienischen Garten oder Kristallgarten – in der Anlage, die mit allerlei Trödel bestückt wurde, blüht das Herz des Gartenfreundes mächtig auf. Französische TV-Sender und regionale Zeitungen berichten immer wieder über die Gemeinde und die „blaue Oase“ am Rande der Nordvogesen, die ganz nebenbei auch noch die kleinste Kirche des Elsass beherbergt. Im blauen Bauernhof mitsamt seinem pittoresken Garten und dem Fachwerk-Ensemble auf 1700 Quadratmetern gibt es seit Saisonbeginn Ende April jeden Sonntag Brunch. Wechselnde Skulpturenausstellungen finden dort ebenso statt wie Konzerte, Folklore Veranstaltungen oder die Vorführung von traditionellem Handwerk. „Besucher sind uns jederzeit willkommen. Gartenkunst bedeutet Erholung für alle Sinne“, sagt Alain Soulier, der etwas Bemerkenswertes hinzufügt: „Das Blau des Ortes ändert sich immer mit der Jahreszeit oder der Wetterlage. Wenn es eher düster ist, dann wirkt das Blau fast ein wenig purpur. An einem hellen Sommertag strahlt es himmelblau.“

Bemerkenswert ist auch die etwas exzentrische Sammlung von Lampenschirmen im Atelier und im Garten mit seinem zeitlosen Ambiente. Für Übernachtungen steht übrigens ein Gästezimmer zur Verfügung. Geöffnet ist der Garten in dem beschaulichen Ort südlich von Niederbronn-les-Bains täglich (außer montags) von 12 bis 18 Uhr, sonntags von 10.30 bis 18 Uhr  – bis zum 17. September 2017. Im Nachbarort Mietesheim befindet sich mit Raifalsa-Alélor der letzte Meerrettich- und Senfproduzent Frankreichs in Familienhand. Im Laden der Manufaktur kann man sich mit hochwertigem Senf in verschiedenen Variationen eindecken (werktags von 8 bis 17 Uhr geöffnet), 4 Rue de la Gare, Mertzwiller-Mietesheim.

Der „Jardin de la ferme bleue“ ist in der 21, rue principale, Uttenhoffen.

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