Schultze Kathrin Das heldenmütige Mädchen

Saarwellingen · Vor 200 Jahren kam Katharine Weißgerber in Schwarzenholz zur Welt. Als Schultze Kathrin ist sie noch immer im Saarland bekannt.

Schultze Kathrin: Das heldenmütige Mädchen
Foto: Traudl Brenner

Peter und Maria Katharina Weißgerber, geborene Lauer, hätten sich wohl kaum vorstellen können, dass die Straße in der sie wohnten und in der auch ihr fünftes Kind, Katharine, am 3. August 1818 zur Welt kam, in ferner Zukunft eben nach diesem Kind benannt werden würde – die Schultze-Kathrin-Straße. Und dass unweit davon die Schultze-Kathrin-Halle und eine Schultze-Kathrin-Apotheke stehen würden. Gleichfalls ahnten die Eltern nicht, dass selbst Saarbrücken das Mädchen mit einer Schultze-Kathrin-Straße ehren und dass es auch eine Katharine-Weißgerber-Schule in der Landeshauptstadt geben würde. Das sind nur einige Beispiele, wie im Saarland einer großen Tochter gedacht wird.

Doch wer war Katharine Weißgerber und was begründete ihren Ruhm, der bis in die heutige Zeit überdauert hat?

Katharine Weißgerber blieb zeitlebens unverheiratet und musste daher für ihren Lebensunterhalt selbst Sorge tragen. Eine der wenigen Verdienstmöglichkeiten für Ledige bot in jener Zeit die Anstellung als Dienst- und Kindermädchen. So verdingte sich Katharine Weißgerber im Hause der Saarbrücker Familie Schultz – daher der Name Schultze Kathrin.

Das neunzehnte Jahrhundert war wahrlich kein friedliches. Kriege tobten allenthalben. So erklärte Frankreich dem von Preußen angeführten Norddeutschen Bund am 19. Juli 1870 den Krieg. Schon wenige Tage später nahmen die französischen Truppen, unter der Führung des Generals Frossard, Saarbrücken unter Beschuss und einen Tag vor Katharine Weißgerbers zweiundfünfzigstem Geburtstag fielen sie in Saarbrücken ein.

Ohne auf ihre eigene Sicherheit zu achten, kümmerte sich Kathrin um einen schwer verletzten Soldaten, der unweit des Hauses der Familie Schultz im Sterben lag. Für ihn suchte und fand sie im umkämpften Saarbrücken einen Priester, der dem Sterbenden in seiner letzten Stunde beistehen konnte.

Der Krieg ging weiter, und eine seiner blutigsten Schlachten war jene am 6. August auf der Spicherer Höhe in Lothringen. Viele Soldaten verloren ihr Leben oder wurden verwundet. Schultze Kathrin kümmerte sich aufopfernd um die Verwundeten beider Seiten, versorgte sie mit Trinkwasser und half mit, sie aus der Kampflinie zu tragen.

Auch andere Bürgerinnen und Bürger aus den nahe gelegenen Orten halfen den Verwundeten. Stellvertretend auch für sie steht der Name Katharine Weißgerber respektive Schultze Kathrin bis heute für Menschlichkeit, uneigennütziges Handeln und Courage.

Von ihrem selbstlosen Einsatz wurde Wilhelm I. berichtet. Dieser war zu Beginn des Krieges preußischer König und nach dem 1871 gewonnenen Krieg deutscher Kaiser. Als Dank des Vaterlandes wurde Kathrin daraufhin das „Verdienstkreuz für Frauen und Jungfrauen“ verliehen.

Trotz aller Ehre starb Schultze Kathrin, von der Öffentlichkeit nahezu vergessen, am 6. August 1886 im Alter von 69 Jahren in Saarbrücken.

 Die Dienstmagd Katharine Weißgerber, besser bekannt als Schultze Kathrin, pflegte Verwundete der Schlacht von Spichern. Im „Ehrental“ des Deutsch-Französischen Garten wurde ein Grabstein für sie errichtet.

Die Dienstmagd Katharine Weißgerber, besser bekannt als Schultze Kathrin, pflegte Verwundete der Schlacht von Spichern. Im „Ehrental“ des Deutsch-Französischen Garten wurde ein Grabstein für sie errichtet.

Foto: schmidt

Nach einem Spendenaufruf der Saarbrücker Zeitung konnte eine Grabstätte im „Ehrental“ des Deutsch-Französischen Gartens errichtet werden. Auf dem Grabstein stehen die Worte: „Dem heldenmütigen Mädchen zum ehrenden Gedächtnis gewidmet von ihren Mitbürgern“.

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