Haute Cuisine für harte EierEi, Ostern und Eros

Kreis Neunkirchen. Jetzt haben wir den (Eier-)Salat! Tante Käthe, Onkel Rudolf, Sohnemann Justin, Töchterlein Sarah, der Supermarkt um die Ecke, ja sogar die gute alte SPD schenkt uns zum Osterfest gerne hart gekochte, bunt gefärbte Eier

Kreis Neunkirchen. Jetzt haben wir den (Eier-)Salat! Tante Käthe, Onkel Rudolf, Sohnemann Justin, Töchterlein Sarah, der Supermarkt um die Ecke, ja sogar die gute alte SPD schenkt uns zum Osterfest gerne hart gekochte, bunt gefärbte Eier. Wie kann man all diese Eier nach Ostern in der Küche verwerten? Über das Allerwelts-Rezept "Eier in Senfsoße" hinaus haben wir uns schlau gemacht und nach raffinierten Gerichten mit gekochten Eiern geforscht - als Leser-Service gegen eintönige Mahlzeiten. Ei, dann los:Wir halten uns an die im Laufe der letzten Jahrzehnte gesammelten Raritäten-Kochbücher. Das älteste unter ihnen, "Liebeskräfte aus der Küche" von 1976, vom Schwager mit dem Hinweis "Es möge nützen!" gewidmet, kennt beispielsweise "Eier im Nest": Vier hart gekochte Eier werden hier mit Bratwursthülle dick umhüllt, vorsichtig in Mehl, dann in verquirltem Eiweiß und zuletzt in gewürzten Semmelbröseln gewälzt, in heißem Fett oder Öl schwimmend ausgebacken, halbiert und mit gehackter Petersilie oder Paprika bestreut. Aus dem schönen Tiroler Oberland stammt der Hinweis auf "Fischerbrot mit Krabben und Ei": Hier werden Baguettescheiben leicht getoastet, mit Butter bestrichen und einem Salatblatt belegt. Sodann sollen Krabben, frisch oder aus dem Glas, mit Mayonnaise vermischt, auf den Broten verteilt, mit Eischeiben belegt und mit fein gewiegtem Dillkraut garniert werden. Im Büchlein "Thailändische Küche" werden halbierte, hart gekochte Eier mit einer Soße aus einer weich gedünsteten Zwiebel, vier Esslöffeln Naturjoghurt, einem Teelöffel Salz, einer Handvoll frisch gehacktem Koriander und einem Esslöffel gelber Currypaste auf einem Bett von Rucola und gestifteter Zucchini angerichtet. Das "Bett" wird zuvor mit einer fein gehackten grünen Chilischote, einem Teelöffel Fischsoße, einem Teelöffel Reisessig und drei Teelöffeln Erdnussöl verfeinert. Zu guter Letzt kennt die spanische Tapas-Küche (Schon seit Jahrhunderten werden in Spanien zu einem Glas Sherry, Wein oder Bier Tapas, kleine würzige Appetithäppchen, serviert) das Rezept "Teufelseier". Hier darf der Liebhaber scharfer Speisen gerne zwei grüne Chilischoten mit zwei Zehen Knoblauch sowie zwei Schalotten in Olivenöl "glasig" andünsten, mit einem Teelöffel Kreuzkümmel, Salz, einer Prise Zucker pürieren, mit 300 Milliliter Gemüsebrühe und 100 Millilitern Sahne aufkochen. Bei reduzierter Hitze dürfen dann acht hart gekochte Eier 35 Minuten lang vor sich hin köcheln und also den Geschmack der Soße assimilieren, bevor sie, kalt oder warm, mit Bauernbrot vom heimischen Bäcker oder mit Fladenbrot vom türkischen Supermarkt (Tante Emma heißt dort Onkel Mustafa) am besten in geselliger Runde verspeist werden. Guten Appetit! Dazu passt ein Gedicht von Eduard Mörike, und das geht so: "Die Sophisten und die Pfaffen, stritten sich mit viel Geschrei: Was hat Gott zuerst erschaffen, wohl die Henne? wohl das Ei? Wäre das so schwer zu lösen? Erstlich ward ein Ei erdacht: Doch weil noch kein Huhn gewesen, Schatz, so hat's der Has gebracht." In der frommen Osterzeit werden gerne hart gekochte Eier verschenkt. Denn das geheimnisvolle Ei gilt in der Mythologie als Keim neuen Lebens. Aristophanes, der berühmte Lustspieldichter der Antike, lässt die Nacht im Schoße der Finsternis das Weltei gebären, aus dem, als eigentlicher Weltschöpfer, Eros heraus schlüpft. Die alten Perser verschenkten rot gefärbte Eier. In römischen Katakomben fand man Eier aus purem Silber. Unsere germanischen Vorfahren brachten zum Frühlingsbeginn ihrer Fruchtbarkeitsgöttin Ostara Eier als Opfergaben. Kein Wunder, dass auch in unserer christlich geprägten Kultur das Ei sich zum unentbehrlichen Symbol und Attribut des Osterfestes durchmogelte. et

Auf einen BlickEier-Rezepte im Internet: Alleine die Internet-Seite www.chefkoch.de/hart gekochte Eier kennt 1355 Rezepte mit so fantasievollen Namen wie "Igel-Eier", "Schwiegersohn-Eier", "Saure Eier", "Frittierte Eier mit Tatarensoße", "Eier Biriyami" "Monster-Augen" oder "Sauerländer-Schollensalat". etwww.chefkoch.de

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