Hausärztin der Soldaten nun in Zivil

Merzig/Völklingen/Saarlouis. "Auf Wiedersehen, Frau Oberstabsärztin, alles Gute!" Zackig schlagen die Fallschirmjäger die Hacken zusammen. Die scheidende Oberstabsärztin Ragna Folz-Schmidt freut sich über diese ebenso schneidige wie herzliche Verabschiedung durch ihre Bundeswehrkameraden in der Saarlouiser Graf-Werder-Kaserne

Merzig/Völklingen/Saarlouis. "Auf Wiedersehen, Frau Oberstabsärztin, alles Gute!" Zackig schlagen die Fallschirmjäger die Hacken zusammen. Die scheidende Oberstabsärztin Ragna Folz-Schmidt freut sich über diese ebenso schneidige wie herzliche Verabschiedung durch ihre Bundeswehrkameraden in der Saarlouiser Graf-Werder-Kaserne. 17 Jahre lang diente die Völklingerin bei der Bundeswehr und trug voll Stolz das leuchtend blaue Barett, das Mitglieder des Sanitätsdienstes kennzeichnet. Entscheidung schon mit 15Schon mit 15 stand für die damalige Schülerin nach einem Besuch eines Info-Standes bei der "Welt der Familie" in Saarbrücken fest, dass sie zur Bundeswehr gehen würde, um dort Ärztin zu werden. Ein Unfall und die schleppende medizinische Versorgung des Verletzten vertieften ihre Zielsetzung. "Das mache ich besser", sagte sie sich. Ihre Mutter fand die Berufsentscheidung Bundeswehr gut, ihr Vater hätte sich durchaus etwas anderes vorstellen können. Ihre Militärzeit begann im verschneiten Westerwald mit der Grundausbildung. Unmittelbar zuvor hatte sie sich beim Basketballtraining des SC Wacker Völklingen den rechten Daumen gebrochen. So wurden die beiden ersten Wochen viel schlimmer, als sie befürchtet hatte. Erstmals Frauen in dieser Kaserne, einzige Abiturientin, einzige Offizier-Anwärterin und dann auch noch an der Hand verletzt: Manche Vorgesetzte ließen die 20-Jährige spüren, dass sie von Frauen bei der Bundeswehr nicht begeistert waren. Aber Ragna Folz biss die Zähne zusammen und hielt durch. Und da sie sportlicher war als viele ihrer sportlichen Kollegen, zeigte sie dem so genannten "starken Geschlecht" mehr als einmal, was eine Harke ist. Schnell wurde aus der anfänglichen Abwehr Anerkennung. Die Sympathie für die Neue in der Ausbildungskompanie wuchs. "Und danach wurde es ganz klasse", schwärmt sie noch heute von der tollen Kameradschaft. Ihr Feldwebel entschuldigte sich gar für die "harte" Gangart. Etwas traurig verließ sie im Oktober 1993 die Truppe, um in Berlin an der Humboldt-Universität Medizin zu studieren. Für die Saarländerin war der plötzliche Sprung vom Westerwald über den Offizierslehrgang in München in die Hauptstadt gewaltig. Doch dem "Schock" folgte bald Begeisterung. Nach der ärztlichen Vorprüfung wechselte Ragna Folz 1995 zur Uniklink nach Homburg und heiratete 1998 ihren Mann, den sie schon vor der Bundeswehrzeit kennen gelernt hatte. Engagement ausgezeichnetDie Völklingerin hatte mit einem Einsatzort in Niedersachsen gerechnet, kam aber zum San-Zentrum nach Merzig zu Oberfeldarzt Dr. Karl-Heinz Klein. Zunächst nur auf dem Papier: Erst einmal wurde sie Mama. Nachdem sie "zwischendurch" promoviert hatte, machte sie ihren Facharzt für Allgemeinmedizin. Und nach einer zweiten Babypause sorgten "revolutionäre Umwälzungen" in der Bundeswehr dafür, dass sie sich für eine Teilzeitbeschäftigung entscheiden konnte. Sie wechselte nach Saarlouis, um die dortige Ärztin zu unterstützen, wurde aber schon bald selbst Leiterin des San-Bereichs. Sie nennt sich gerne "Hausärztin der Saarlouiser Soldaten". Ihr Engagement wurde belohnt: 2008 bescheinigten ihre Soldaten ihrem "Doc" in der Zufriedenheitsbefragung eine überdurchschnittliche Kompetenz. 2009 wurde sie gar mit dem Ehrenkreuz in Silber ausgezeichnet.

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