Haus Sonnenwald schließt "Schlecht für Besseringen"Geschäftsführerin Metzger: "Wir geben die Hoffnung nicht auf"

Besseringen. "Dies ist ein schwerer Tag für den VdK Saarland", sagte der Landesvorsitzende des Sozialverbandes, Armin Lang, am Dienstag bei der Bekanntgabe der Schließungspläne. Nach Langs Darstellung gibt es "zwei, drei zentrale Gründe" für die vom Landesvorstand einstimmig getroffene Entscheidung

 Das Haus Sonnenwald in Besseringen schließt zum 31. Dezember. Foto: vdk

Das Haus Sonnenwald in Besseringen schließt zum 31. Dezember. Foto: vdk

Besseringen. "Dies ist ein schwerer Tag für den VdK Saarland", sagte der Landesvorsitzende des Sozialverbandes, Armin Lang, am Dienstag bei der Bekanntgabe der Schließungspläne. Nach Langs Darstellung gibt es "zwei, drei zentrale Gründe" für die vom Landesvorstand einstimmig getroffene Entscheidung. Zum einen sei der Invesitionsbedarf bei der fast 60 Jahre alten Anlage enorm. Das Gebäude bräuchte eine grundlegende Sanierung und Modernisierung, für die nach Berechnungen des Vdk rund 5,5 Millionen Euro aufzubringen wären. Diese hohe Summe könne allein aus den Mitgliedsbeiträgen des Verbandes nicht gestemmt werden, sagte Lang.Zudem sei die Belegung des Hauses seit einiger Zeit nicht mehr kostendeckend gewesen - ein zweiter Grund für den Sozialverband, die Notbremse zu ziehen: Die Übernachtungszahlen in dem Haus sind nach Langs Worten in den vergangenen Jahren drastisch zurückgegangen. Verzeichnete das Haus Sonnenwald in seinen besten Jahren 18 000 bis 20 000 Übernachtungen im Jahr, so waren es zuletzt nur noch etwa 12 000. Folge: Das Haus, das bis vor wenigen Jahren noch rentabel gewirtschaftet hatte, war zuletzt in die roten Zahlen gerutscht.

Die Gründe hierfür liegen nach Langs Einschätzung in gesamtgesellschaftlichen Entwicklungen: "Der Markt im Wellness- und Erholungsbereich hat sich verändert, die älteren Menschen sind heute wesentlich mobiler geworden." Zudem konkurriere das Haus in Besseringen mittlerweile mit ähnlichen Einrichtungen in namhaften Urlaubsregionen wie dem Schwarzwald, Bayern oder Tirol. "Die waren in den 90er Jahren noch deutlich teurer als wir, doch mittlerweile haben sich die Preise dort an unsere Preise angeglichen", sagte VdK-Landesgeschäftsführer Hans B. Kraß. Um neue Zielgruppen anzusprechen, sei das Haus einfach nicht entsprechend ausgestattet - hier wären noch höhere Investitionen als die ohnehin errechneten 5,5 Millionen Euro notwendig. "Wir haben mehr als ein Dutzend alternative Nutzungsmöglichkeiten geprüft, vom Betreuten Wohnen über den Integrationsbetrieb bis hin zum Pflegeheim, aber das ist aus baulichen oder anderen Gründen alles nicht zu machen", sagte Lang.

Der VdK-Landesvorstand habe es sich nicht leicht gemacht mit dem Entschluss, sein einziges Erholungsheim im Land zu schließen. "Wir haben zahlreiche Gespräche mit verschiedenen Stellen bei der Landesregierung, beim Landkreis und der Stadt Merzig geführt. Aber es sah sich niemand in der Lage, uns mit finanziellen Mitteln in der für die notwendigen Investitionen erforderlichen Höhe zu unterstützen", erklärte der Landesvorsitzende.

Lang betonte, dass alle bis Jahresende gegebenen Zusagen bezüglich Übernachtungs-Buchungen und der Nutzung der hauseigenen Gastronomie für Familien- oder Betriebsfeiern eingehalten würden. Von der Schließung betroffen sind insgesamt 20 Mitarbeiter, sieben Vollzeit- und 13 Teilzeitkräfte. Sie wurden laut H Kraß am Dienstag über das Ende für Haus Sonnenwald informiert. Kraß und Lang betonten, dass der Verband den betroffenen Mitarbeitern dabei behilflich sein wolle, neue Arbeitsplätze zu finden. Wie es mit der Immobilie nach der Schließung weitergehe, sei die schwierigste Frage, die noch zu klären sei, sagte Lang. "Wir sind mit der Stadt und dem Kreis bezüglich der künftigen Nutzung im Gespräch." Kraß ergänzte: "Wir suchen einen Käufer."Merzig. Peter Klein, Geschäftsführer der Saarschleifenland-Tourismus GmbH, der Tourismus-Gesellschaft des Landkreises, sagte, die Schließung des Hauses Sonnenwald sei "aus touristischer Sicht zu bedauern, weil in Merzig eine nicht unerhebliche Übernachtungskapazität verloren geht." Weiter erklärte Klein: "Das Haus war durch seine attraktive Lage interessant." Es sei nun umso wichtiger, das Hotel im Merziger Yachthafen zu bauen, um den Verlust an Betten zu kompensieren. Der Besseringer Ortsvorsteher Nikolaus Lorenz erklärte, die Schließung sei "nicht überraschend, aber dennoch bedauerlich und schlecht für den Ort Besseringen". Das Haus Sonnenwald habe viele auswärtige Gäste nach Besseringen gebracht und den Ort weithin bekannt gemacht. Auch habe die Bevölkerung die Angebote des Hauses, wie etwa in der Bäderabteilung oder der Gastronomie, nutzen können und davon auch eifrig Gebrauch gemacht. "Das war ein gut geführtes Haus", urteilte Lorenz. Unter den von der Schließung betroffenen Mitarbeitern seien auch einige Besseringer Bürger.

Allerdings seien die lokalen politischen Gremien vor Ort, wie Orts- oder Stadtrat, bei solchen Entscheidungen auch relativ hilflos, bekundete Lorenz. Er hoffe, dass es für das schön gelegene Gebäude trotz der Schließung eine Zukunft gebe: "Es wäre wünschenswert, wenn sich ein Investor findet." Das Problem sei allerdings der nicht unerhebliche Investitionsstau - "ein Problem, das viele Kommunen ebenfalls kennen", meinte Lorenz. mtnBesseringen. Die Betroffenheit ist Elisabeth Metzger deutlich anzumerken: "Wir sind alle sehr traurig, das Herz ist uns schwer", sagte die Geschäftsführerin vom Haus Sonnenwald zum Ende der Einrichtung.

Wie das Haus selbst ist auch Elisabeth Metzger eine Institution, sie arbeitet schon 37 Jahre im VdK-Erholungsheim, die letzten zehn davon als dessen Geschäftsführerin. Auch bei vielen Gästen habe die Ankündigung der Schließung Trauer und Wehmut ausgelöst, sagte Metzger: "Wir hatten seither viele Anrufe von Gästen, die uns ihr Bedauern ausgedrückt haben und bekräftigt haben, dass sie in diesem Jahr noch einmal zu uns kommen wollen." Metzger hob die gute Atmosphäre innerhalb der Belegschaft des Hauses hervor: "Wir sind wie eine große Familie." Den Abschied am Jahresende wolle sie eher still gestalten, erklärte die Geschäftsführerin. Und: "Wir geben die Hoffnung nicht auf, vielleicht findet sich doch noch Investor, der das Haus nutzen und dafür die notwendigen Investitionen tätigen will." cbe

auf einen blick

Merzigs Oberbürgermeister Alfons Lauer erklärte, mit der Schließung von Haus Sonnenwald gehe "ein großes Stück Tradition für Merzig" verloren. Das Haus sei ein wichtiger Übernachtungsträger für die Stadt gewesen.

 Haus Sonnenwald - ein Ort der Erholung. Foto: R. Ruppenthal

Haus Sonnenwald - ein Ort der Erholung. Foto: R. Ruppenthal

Der Investitionsstau sei seit längerem bekannt gewesen, allerdings habe sich wohl auch das Konzept der Erholungsheime überlebt. Gleichwohl beginne ab sofort die Suche nach einer Folgenutzung. Diese werde die Stadt aktiv unterstützen. Denn, so Lauer: "Es handelt sich um eine außerordentlich privilegierte Lage und einen mitten im Wald genehmigten Hotelstandort." cbe

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