Hat Jesus die Schule geschwänzt?

Baltersweiler. Vielen Christen ist der lukanische Text vertraut, in dem erzählt wird, wie Jesus, Maria und Josef zum Passahfest nach Jerusalem pilgern und das Kind dort plötzlich verloren geht. Hella Heizmann hat diese Geschichte rockig vertont. Die Kinder zeigten großen Spaß, es zu singen

 Farbenfroh präsentierten sich die Kinder in der Kirche in Baltersweiler. Foto: atb

Farbenfroh präsentierten sich die Kinder in der Kirche in Baltersweiler. Foto: atb

Baltersweiler. Vielen Christen ist der lukanische Text vertraut, in dem erzählt wird, wie Jesus, Maria und Josef zum Passahfest nach Jerusalem pilgern und das Kind dort plötzlich verloren geht. Hella Heizmann hat diese Geschichte rockig vertont. Die Kinder zeigten großen Spaß, es zu singen. Weil über den kleinen Jesus in der Bibel kaum etwas steht, fragt der Musicaltext zu Beginn, ob Jesus womöglich ein Lausbub war, manchmal die Schule geschwänzt hat und ob er Mädchen doof fand. Erzähler Thomas Klemm bittet das Publikum, darüber nachzudenken, während der bunt gekleidete Chor fetzig aus des Nazareners Kindertagen erzählt. Antworten auf die gestellten Fragen gibt es dabei natürlich nicht, wurden auch nicht erwartet. Das Musical bleibt treu auf der biblischen Linie. Da spürt man in den Tönen die Aufbruchstimmung in Nazareth, als die Reise nach Jerusalem ansteht. Bündel werden gepackt, Wasserschläuche und Brot nicht vergessen. Großartig schildern vier Gesangssolisten das quirlige Leben in der Stadt mit ihren Händlern, Gauklern und Artisten, umweht vom Duft der großen, weiten Welt. Einem ersten Höhepunkt strebt das Musical zu, als der Chor den feierlichen Charakter dieses Passahfestes schildert. Ungezählt oft jubelt er "Hosianna". Die Sänger reißen dabei die Arme hoch, während zehn Mädchen im Mittelschiff der Kirche einen Reigen tanzen. Ganz orientalisch klingen die Instrumente, als der biblische Unterricht durch die Jerusalemer Priester geschildert wird. Ständig mahnen sie die Schüler "Ohren auf, hört mal richtig gut zu, ihr sollt was erfahren von Gott." Und mitten unter ihnen hält sich dieser Jesus (Christian Klemm) auf, von dem die Gelehrten sagen, dass er "sich sonderbar benimmt" und dass sie "ein so schlaues Kind noch nie gesehen haben." Kurz später dann das bekannte Drama: Jesus geht in der Menschenmenge verloren. Unruhig schreitet er vor dem Chor hin und her, trägt die Angst im Gesicht, betet zu seinem Vater und singt: "Wo werden wohl meine Eltern sein?" Auch Maria (Anna Klemm) und Josef (Oliver Strack) sind ratlos und fragen überall: "Wer hat ihn denn gesehn?" Als sie Jesus im Tempel endlich wiederfinden, umarmt ihn seine Mutter, während Josef noch immer ärgerlich reagiert. Grandios folgt nach einer knappen Stunde das Finale. "Manchmal laut und rockig" ist ein einziges Loblied auf die moderne Musik im Gotteshaus. Der Rhythmus reißt die 250 Besucher in den Bänken mit. Bald rockt die ganze Kirche und klatscht im Takt begeistert den Text "Wir machen fröhlichen Lärm zu Gottes Ehre" mit. Dem Jugend- und Kinderchor der Wendelinus-Basilika, dem Grundschulchor Oberlinxweiler, Jugendbläsern aus Münchwies und einer Rockgruppe, alle unter der Leitung von Dekanatskantor Stefan Klemm, gelang mit diesem Musical ein großer Wurf. Denn schließlich ist auch Rockmusik in der Kirche biblische Verkündigung. Solche Musik spricht die Herzen der Jugend an. Sie wird ihr in den heiligen Räumen eigentlich viel zu selten geboten.

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