Hasborner rebellieren gegen Trierer Bistum

Hasborn-Dautweiler. Lange Schlangen gestern am Eingang zur Kulturhalle in Hasborn-Dautweiler. Dort lagen Listen aus. Und jeder, der an diesem Abend zur Protestveranstaltung der katholischen Kirchengemeinde kam, wollte sie unterzeichnen. Unterschriften, um "massiven Protest gegen die Entscheidungen des Bistums" zu erheben, so war darauf zu lesen

Hasborn-Dautweiler. Lange Schlangen gestern am Eingang zur Kulturhalle in Hasborn-Dautweiler. Dort lagen Listen aus. Und jeder, der an diesem Abend zur Protestveranstaltung der katholischen Kirchengemeinde kam, wollte sie unterzeichnen. Unterschriften, um "massiven Protest gegen die Entscheidungen des Bistums" zu erheben, so war darauf zu lesen. Was die Menschen hier seit Tagen so unendlich wütend macht, sind Entscheidungen des Trierer Bistums: Hasborn muss seinen Pfarr-Dienstsitz an Theley zu Gunsten einer größeren Verwaltungseinheit aus fünf bislang eigenständigen Pfarreien aufgeben - trotz einer Mehrheit in den Pfarrgemeinderäten für Hasborn. Außerdem gibt's kein Geld fürs Hasborner Kircheninnere, obwohl das laut Pfarrgemeinderat und Verwaltungsrat dringend saniert werden muss. Dann verliert Hasborn auch noch Pastor Michael Jakob (wir berichteten). Der ist aber in der Gemeinde äußerst beliebt, wie es zahlreiche Redner gestern Abend während der Veranstaltung immer wieder bekundeten. Wut macht sich deshalb breit, weil sich die Katholiken der Kirchengemeinde in Hasborn vom Bistum nicht ernst genommen fühlen. Das drückten auch Transparente und Plakate auf dem Podium aus: "Wir sind das Kirchen-Volk", "Kirche sind wir alle" und "Demokratie - im Bistum nie" war unter anderem darauf zu lesen. Immer wieder unterbrach Applaus Walter Krächans Rede. Der Ortsvorsteher sprach als erster zu den aufgebrachten Gegnern der Kirchenreform, wie sie in Hasborn umgesetzt werden soll. "Wir wollen heute dem Bistum dokumentieren, dass das so einfach nicht von der Basis akzeptiert wird." Das Bistum müsse sich fragen lassen, warum solch eine Reform ohne die Kirchenbasis durchgesetzt werden soll. Außerdem widersprach er Äußerungen des Trierer Chefplaners Martin Lörsch. Er hatte gegenüber der SZ erklärt, dass die Vorgehensweise mit dem Hasborner Pfarrer abgesprochen gewesen sei. Krächan war bis zum Rücktritt des Pfarrverwaltungsrates rund 30 Jahre in diesem Gremium. Dessen Mitglieder traten ebenso wie die des Pfarrgemeinderats aus Protest gegen die, wie er sagte, "zum Teil einsamen Entscheidungen" aus Trier zurück. Der bisherige stellvertretende Vorsitzende des Pfarrgemeinderates, Franz Körner, kritisierte die seiner Ansicht nach undemokratische Entscheidung für den Dienstsitzwechsel nach Theley: "Eine stichhaltige Begründung dafür gab es nicht." Und: "Die Besonderheiten vor Ort wurden nicht berücksichtigt." Das bestätigte Franz-Josef Scholl vom Verwaltungsrat. Er skizzierte Zuschusszusagen für die Kirchensanierung, die das Bistum erst gemacht, dann aber wieder zurückgezogen habe. "Das ist nicht so richtig nachvollziehbar."Die meisten der nachfolgenden Redner kommentierten die verfahrene Situation sehr emotional. "So kann man mit Menschen nicht umgehen", schimpfte etwa Hans Albert Baus, einer der zurückgetretenen Pfarrgemeinderatsmitglieder, und bekam dafür tosenden Beifall. Er sei seit 50 Jahren in der katholischen Kirchenarbeit tätig. "Aber so was wie in den letzten fünf Jahren habe ich noch nicht erlebt." Den Trierer Chef-Reformer Lörsch forderte er sogar zum Rücktritt auf: "Wer so scheitert, sollte seinen Hut nehmen und nach Hause gehen."Die Schuldigen für die Hasborner Misere sieht auch Hans Heck in der Bistumsstadt: "In Trier findet das Trauerspiel statt, nicht hier." Weitere Protestler sprachen von einem "abgekarteten Spiel" und drohten mit Massenaustritten. Baus kündigte indes an: "Wir werden uns nicht scheuen, Busse zu füllen und nach Trier zu fahren." Bravo-Rufe für diesen Vorschlag und für den einer Hasbornerin: "Wir müssen es schaffen, dass wir wenigstens unseren Pastor halten können."Doch das scheint auch den Betroffen recht unwahrscheinlich. Auf die Publikumsfrage zur Perspektive für die Kirchengemeinde antwortete Körner für den bisherigen Pfarrgemeinderat resignierend: "Ich gehe davon aus, dass die Entscheidungen gefallen sind." Damit sei bislang beispielsweise ungeklärt, was aus den kirchlichen Angestellten in Hasborn-Dautweiler wird. "So kann man mit Menschen nicht umgehen."Hans Albert Baus

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