Harte Prozesse des Werdens

Frankenholz. Denken heißt überschreiten, denken ist die innere Beschäftigung mit Vorstellungen, Erinnerungen und Begriffen, welche zu neuen Erkenntnissen führen. "Denkprozesse" nennt sich auch eine Ausstellung mit Werken von Ingeborg Nicklas, welche derzeit im Martin Niemöller-Haus in Frankenholz zu sehen ist

Frankenholz. Denken heißt überschreiten, denken ist die innere Beschäftigung mit Vorstellungen, Erinnerungen und Begriffen, welche zu neuen Erkenntnissen führen. "Denkprozesse" nennt sich auch eine Ausstellung mit Werken von Ingeborg Nicklas, welche derzeit im Martin Niemöller-Haus in Frankenholz zu sehen ist. Gezeigt werden insgesamt 19 Arbeiten der 1937 in einer Kultur- und Naturlandschaft in Garbenheim bei Wetzlar geborenen Künstlerin, welche von 1954 bis 1956 an der Hochschule für Gestaltung in Offenbach Malerei und Grafik studierte und Meisterschülerin bei Professor Henri Gowa war. Zur Eröffnung der Ausstellung konnte Ruth Engelmann-Nünninghoff zahlreiche Kunstfreunde begrüßen. Nie habe Ingeborg Nicklas ihre künstlerischen Vision und ihren unerschütterlichen Glauben an die Freiheit der Kunst verloren, erklärte die Malerin Bärbel Fuhrmann-Mainitz, welche in die Ausstellung einführte. Nicklas habe Kinderbücher illustriert, Wandteppiche gewebt, Textilien bemalt und auch mal einen Theatervorhang genäht. Kunst am Bau sei 2003 am und im Bürgerhaus von Föckelberg, ihrem Wohnort im Landkreis Kusel, entstanden. Ziel sei es, so Fuhrmann-Mainitz, "brauchbare Handlungsanweisungen zur Meisterung von Lebenssituationen zu gewinnen". Bewusst würden dabei meist nur die Endprodukte des Denkens, nicht die Denkprozesse, welche sie hervorbrächten. In unseren Denkprozessen vermischten sich Wege der Erinnerung mit aktuellem Geschehen. So entstehen neue Erkenntnisse oder frühere Ansichten werden bestätigt. Diese Erkenntnisse werden in Bildern verarbeitet und auch gemalt. "Bilder halten einzelne isolierte Zeitabschnitte fest", verwies die Laudatorin auf die in Frankenholz ausgestellten Werke von Ingeborg Nicklas. Kurz im Verhältnis zum Denkprozess, der der Arbeit am Bild vorausgeht. "Manche Bilder entstehen wie im Rausch in einer sehr kurzen Phase, andere verlangen harte Prozesse des Werdens ab", erläuterte Nicklas ihre Arbeitsweise. Ihre Bilder haben eine eigene Sprache und sollen eine bestimmte Aussage auf den jeweiligen Betrachter transportieren. Bei ungegenständlicher Malerei sollen die Farben und Formen Assoziationen im Betrachter auslösen. Die Sprache der Farben in den Bildern erlaubt es, das Fremde zu verstehen, auch wenn es nicht aufhört, fremd zu sein. Titel sind dabei oft störend. Je entgegengesetzter diese im Vergleich zum Bild sind, desto befremdlicher wird der Eindruck. "Bilder sind Visionen und Blendungen des Sehnervs", zitierte Bärbel Fuhrmann-Mainitz in ihrer Ansprache an die Besucher den französischen Maler Pierre Bonnard. "Also trauen Sie nicht dem, was sie sehen, sondern dem, was Sie fühlen", forderte sie die Besucher der Vernissage zum Betrachten der Bilder von Ingeborg Nicklas auf.

Auf einen BlickDie Ausstellung "Denkprozesse" mit Werken der Malerin Ingeborg Nicklas ist noch bis Ende Dezember zu sehen. Sie studierte von 1954 bis 1956 Malerei und Grafik bei Henri Gowa an der Hochschule für Gestaltung in Offenbach, hat Kinderbücher illustriert, Wandteppiche gewebt, Textilien bemalt und sich mit Kunst am Bau beschäftigt. Darüber hinaus ist sie Seminarleiterin für Aquarellmalerei und Aktzeichnen im kleinen Kunstbahnhof St. Julian. Zu besichtigen ist die Ausstellung in Frankenholz nach telefonischer Vereinbarung. Ansprechpartner sind Ruth Engelmann-Nünninghoff unter (0 68 26) 66 82 und Christel Gebhard unter (0 68 26) 78 21. re

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