Interview Tobias Hans „Labor für grenzüberschreitende Zusammenarbeit sein“

Saarbrücken · Eine Internationale Bauausstellung der Großregion ist eine große Chance, sagt der saarländische Ministerpräsident – auf etwas „nie Dagewesenes“.

Saar-Ministerpräsident Tobias Hans (CDU) nennt die IBA-Idee, die im Saarland zurzeit konkret wird, vielversprechend. Nötig sei vor allem Mut.

Stefan Ochs hat bereits vor zehn Jahren für eine IBA geworben, doch an höchster Stelle nie die nötige Unterstützung gefunden. Was hat Sie jenseits politischer Erwägungen ganz persönlich für dieses Projekt eingenommen?

HANS Die Idee ist nach wie vor vielversprechend, weil wir in einer Großregion leben, die stärker als je zuvor von unterschiedlichen Dynamiken und einer heterogenen Struktur geprägt ist. Die Probleme, die damit verbunden sind, spüren wir jeden Tag, wenn es zum Beispiel um grenzüberschreitende Mobilität geht. Daher müssen wir stärker grenzüberschreitend denken und planen. Dafür ist eine IBA der Großregion ein spannendes Instrument.

Wie wollen Sie dieses doch sehr abstrakte und komplexe Projekt den Bürgern nahe bringen?

HANS Selbstverständlich ist dies ein komplexes Projekt – abstrakt ist es aber nur scheinbar. Kernstück einer IBA, wie sie überall praktiziert wird, ist es, gemeinsam und partizipativ mit den Bürgern Ideen zu entwickeln und voranzubringen.

Nennen Sie zwei Hauptziele, die Sie für das Saarland durch eine IBA erreichen wollen.

HANS Erstens: Wir wollen gemeinsame, neue Antworten auf die heterogenen wirtschaftlichen und sozialen Entwicklungen in der Großregion im Sinne einer grenzüberschreitenden Raumentwicklung geben. Wir wollen zweitens die Sichtbarkeit der Großregion dadurch stärken, dass wir die Idee leben, Labor für grenzüberschreitende Zusammenarbeit zu sein.

Welche verbindlichen Partner haben Sie bereits in der Großregion auf Regierungsebene?

HANS Die IBA GR ist ein Schwerpunktthema der saarländischen Gipfelpräsidentschaft 2019-20. Das haben die Gipfelpartner auf unseren Vorschlag hin beschlossen. Diesen Weg gehen wir derzeit gemeinsam. Herr Ochs hat in der Großregion und weit darüber hinaus Partner in der akademischen Welt, Architekten und Planer aus Deutschland und Frankreich, die daran mitwirken.

Wo sehen Sie die größten Risiken auf großregionaler Ebene?

HANS Was eine IBA braucht, ist Mut. Mut, um neue Wege zu gehen. Mut, um etwas noch nie Dagewesenes zu wagen. Mut, einen offenen Prozess zuzulassen, dessen Ausgang ungewiss ist. Wenn uns in der Großregion dieser Mut zur Innovation fehlt, wird es schwierig sein, die Großregion als gemeinsamen Identifikationsraum langfristig weiterzuentwickeln und räumlich noch besser zu vernetzten.

Am Ende der Prä-IBA-Phase könnte auch eine Absage an das Projekt stehen. Wären dann die rund 400 000 Euro, die das Land investiert hat, Steuerverschwendung?

HANS Die Vorprüfphase bis Ende 2020 wird vom saarländischen Landeshaushalt – 200 000 Euro für 2019 und 200 000 Euro für 2020 – finanziert. In der Umsetzungsphase wird eine gemeinsame Finanzierung auf Gipfelebene angestrebt. Die Vorprüfphase ist nicht nur wichtig, um mit moderaten Ausgaben die Machbarkeit eines solchen Projekts zu prüfen. Sie bietet – unabhängig vom Ergebnis – die Chance, gemeinsame Ideen und Konzepte in einem kreativen und partizipativen Prozess zu entwickeln, die die Großregion voranbringen können.

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