Handys raus aus der Schule?

Saarbrücken. Viele der rund 1000 Schülerinnen und Schüler des Saarbrücker Ludwigsgymnasiums sind am Freitag mit Wut im Bauch in die Osterferien gegangen. Mitte der Woche sei ihnen im Unterricht erklärt worden, dass Handys und MP3-Player, mit denen viele Schüler in den Pausen Musik hören, ab sofort generell nicht mehr erlaubt seien

Saarbrücken. Viele der rund 1000 Schülerinnen und Schüler des Saarbrücker Ludwigsgymnasiums sind am Freitag mit Wut im Bauch in die Osterferien gegangen. Mitte der Woche sei ihnen im Unterricht erklärt worden, dass Handys und MP3-Player, mit denen viele Schüler in den Pausen Musik hören, ab sofort generell nicht mehr erlaubt seien. Es seien auch schon MP3-Player von Lehrern konfisziert worden. Es habe geheißen, dass die Eltern die Geräte in zwei Wochen, also nach den Ferien abholen können.Dass Handys und Musikgeräte im Unterricht verboten seien, sei selbstverständlich, sagen Schüler, aber dass sie jetzt auch auf dem Pausenhof verboten sind, gehe zu weit. "Was soll schlimm daran sein, Musik zu hören", fragt eine Schülerin.Ums Musikhören gehe es nicht, sagt Schulleiter Heinz Paulus. Es gehe darum, Schüler vor Beleidigungen anderer Schüler zu schützen. Mit den in den Handys eingebauten Kameras "werden zum Beispiel Szenen aufgenommen, in denen jemand verprügelt wird". "Das ist ein Umgang, den wir nicht mehr hinnehmen", erklärt er den "Tendenzbeschluss" der Schulkonferenz.Tendenzbeschluss heiße, dass man sich grundlegend auf diese Linie verständigt hat, sie nach den Ferien aber noch schriftlich formulieren müsse. "Es geht nicht um Restriktionen. Es geht darum, gemeinsam mit Schülern und Eltern etwas für die Schüler zu tun. Manchmal ist es dabei schmerzhaft, von lieben Gewohnheiten Abschied nehmen zu müssen."Rückendeckung bekommt das Ludwigsgymnasium dabei aus dem saarländischen Bildungsministerium. "Aus rechtlicher wie auch aus pädagogischer Sicht ist die Maßnahme der Schule, Handys und MP3-Player auch auf dem Pausenhof zu verbieten, gerechtfertigt und sinnvoll", teilte Ministeriumssprecher Torsten Rott am Freitag auf Anfrage mit. "Rechtlich gesehen macht die Schule hierbei von ihrer Regelungsbefugnis für das Schulverhältnis Gebrauch, wie sie es beispielsweise in einer Haus- oder Schulordnung ausüben kann. Die Sinnhaftigkeit aus pädagogischer Sicht ist deshalb gegeben, weil die heutigen Handys und MP3-Player sehr missbrauchsanfällig und für die aufsichtführenden Lehrkräfte kaum kontrollierbar sind, es beispielsweise erlauben, nicht jugendfreie Fotos oder Videoaufnahmen zu verbreiten", erklärt Rott. Es habe bereits Fälle gegeben, "bei denen Kinder über derartige Endgeräte Gewaltvideos oder pornografische Fotos gefertigt und verschickt haben". "Darüber hinaus sollen Schüler in den Pausen miteinander reden, spielen, Kontakte pflegen", rät das Ministerium. Zu diskutieren sei, "wie lange die Schule konfiszierte Geräte zurückhalten darf". Torsten Rott: "Da gibt es noch Klärungsbedarf."

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