Hänsel und Gretel Backes

Saarbrücken. Er ist ein richtiges Schlitzohr, der Kabarettist Detlev Schönauer alias Jacques Bistro. Denn was er in seinem Französisch-Saarländisch-Mix daherschwätzt, ist geschickt auf Wirkung berechnet. Alles klingt scheinbar locker improvisiert, doch nichts ist dem Zufall überlassen

Saarbrücken. Er ist ein richtiges Schlitzohr, der Kabarettist Detlev Schönauer alias Jacques Bistro. Denn was er in seinem Französisch-Saarländisch-Mix daherschwätzt, ist geschickt auf Wirkung berechnet. Alles klingt scheinbar locker improvisiert, doch nichts ist dem Zufall überlassen. Geschickt eingestreute kulturelle oder politische Nesseln zeigen, wie rational seine Texte durchkonstruiert sind.Im 2. Ensemblekonzert der Deutschen Radio Philharmonie (DRP) war Schönauer am Mittwoch in der Musikhochschule Saar der große Zampano. Zusammen mit den Blechbläsern der DRP bot er eine Kurzfassung von Humperdincks Märchenoper "Hänsel und Gretel". Er hatte sich eine aktualisierte Version des Textes ausgedacht, die die Märchenmotive ironisch zuspitzte und in unsere Gegenwart transponierte. Die Musiker illustrierten seine Rezitation mit den populären Humperdinckschen Melodien. Und so lernte man gutgelaunt die Völklinger Familie Backes kennen. Vater und Mutter sind arbeitslos, die Kinder Mike und Vanessa gummibärchensüchtig. Auf der Suche nach Süßigkeiten gelangen die beiden in die Fänge einer Hexe oder, besser gesagt, eines Hexerichs (mit der gut imitierten Stimme Marcel Reich-Ranickis übrigens), der nach vielem Hin und Her in einer 1000-Watt-Mikrowelle landet.

"Heiter ist die Kunst", urteilte Schiller. An diesem Abend zumindest war es so. Die Blechbläser der DRP musizierten gelöst und fehlerfrei. Man merkte deutlich, dass ihnen die Sache ähnlich viel Spaß machte wie dem verschmitzten Märchenonkel. Und als der sich nicht scheute, lauthals den "Abendsegen" mitzusingen, hielten sie mit Beifall nicht zurück.

Die DRP-Blechbläser hatten den Abend festlich mit einer Sinfonia aus Händels Oratorium "Solomon" eingeleitet. Zum stimmigen Kehraus konzentrierten sie sich, geteilt in ein Doppel-Quintett, auf (leicht verjazzte) Weihnachtslieder im Arrangement von Ingo Louis. pes

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