Ha-Ra-Halle geht in die Knie

Quierschied/Camphausen. Fassungslos steht Heinz Müller (53) vor dem großen Gebäude. "Ich bin so betrübt", sagt der Hobby-Tennisspieler. "Es war die tollste Halle weit und breit", fügt er noch hinzu, "schön hell, immer warm und gepflegt, einfach ein Traum für jeden Tennis-Crack." Der Traum jedoch ist jäh zerplatzt

 Ein Trauerspiel: Die Ha-Ra-Halle mit ihrem stolzen Tonnendach wird abgerissen. Foto: Maurer

Ein Trauerspiel: Die Ha-Ra-Halle mit ihrem stolzen Tonnendach wird abgerissen. Foto: Maurer

Quierschied/Camphausen. Fassungslos steht Heinz Müller (53) vor dem großen Gebäude. "Ich bin so betrübt", sagt der Hobby-Tennisspieler. "Es war die tollste Halle weit und breit", fügt er noch hinzu, "schön hell, immer warm und gepflegt, einfach ein Traum für jeden Tennis-Crack." Der Traum jedoch ist jäh zerplatzt. Denn gestern ist es tatsächlich passiert: Hans Raab hat mit dem Abbruch seiner Tennishalle in Camphausen begonnen. Stück für Stück wird sie jetzt dem Erdboden gleichgemacht. In etwa drei Wochen, schätzt ihr Besitzer, wird man nur noch ahnen, dass sie hier mal gestanden hat. Und mit ihr ein großes, schmuckes Italo-Restaurant im Obergeschoss.Mit unserer Zeitung hat der 70-Jährige gestern erneut gesprochen. Er ist noch im Land und nicht in seiner Wahlheimat Liechtenstein. Von seinem Unternehmen aus - wenige Meter unterhalb der Tennishalle - kann er ungehindert zuschauen, wie das herrliche Gebäude mit dem riesigen grünen Tonnendach dem schweren Baugerät zum Opfer fällt. Sieben Millionen Euro hat sie mal gekostet, vier Felder waren bespielbar, 4500 Quadratmeter nahm die Grundfläche ein. Damals, im Jahr 1993, jubelte Quierschieds Bürgermeister Klaus Meiser - heute CDU-Fraktionschef im Landtag - über die gewaltige Investition des Unternehmers Raab.

Heute trauert seine Nachfolgerin Karin Lawall (SPD) wegen dem, was nun unabwendbar geschieht. Mit allen ihr zur Verfügung stehenden Mitteln hat sie Hans Raab in den vergangenen Tagen noch umzustimmen versucht, hat, wie sie erzählt, ein Vermittlungsgespräch zwischen Gerhard Wack, Staatssekretär im Finanzministerium, und dem Ha-Ra-Chef einfädeln wollen. Vergebens. "Das Finanzministerium wäre dazu bereit gewesen", sagte dazu gestern dessen Sprecher Egon Fischer. Und: Hätte Raab seine Pacht bezahlt, wäre es nie soweit gekommen. Man hätte ihm nicht den Vertrag gekündigt und damit auch den "Rückbau" verhindert.

"Ich bin kein Mann, der heute A sagt und morgen B", betonte der Ha-Ra-Chef am Mittwoch. Seinen Groll auf die Landesregierung, vor allem auf Noch-Ministerpräsident Peter Müller, der ihm nie Wertschätzung entgegengebracht habe, legt er seinem eisernen Entschluss zugrunde (SZ vom 4. März). Und weil das Land nicht auf sein Angebot zum Grundstückskauf eingegangen sei, lässt er nun die Halle verschwinden.

Das Finanzministerium sieht das allerdings anders. Laut Egon Fischer hat Raab bis vor wenigen Tagen nie auch nur den geringsten Versuch unternommen, das Gelände zu kaufen. Bis vor wenigen Tagen - als er 100 000 Euro dafür geboten habe. 210 000 Euro aber ist nach Angaben des Ministeriums das Grundstück wert.

Derweil ist Karin Lawall fix und fertig. Es ist nicht die Magen-Darm-Grippe, die ihr zurzeit zu schaffen macht, sondern vielmehr die Tatsache, dass, wie sie sagt, ein bekanntes, hoch angesehenes Unternehmen sich an der Halle sehr interessiert gezeigt habe. Doch jetzt sind alle Bemühungen zunichte gemacht.

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