Gute Zeiten für Schnäppchenjäger

Völklingen/Großrosseln. Angela Scarna aus Italien lebt schon lange in Deutschland und kennt Begriffe wie "Schnäppchen" und "Schlussverkauf". Gestern war die Hausfrau aus Ludweiler mit ihren zwei Kindern und ihrem Besuch aus der Heimat, ihrer Schwester Guisi Velle, einkaufen in Völklingen

Völklingen/Großrosseln. Angela Scarna aus Italien lebt schon lange in Deutschland und kennt Begriffe wie "Schnäppchen" und "Schlussverkauf". Gestern war die Hausfrau aus Ludweiler mit ihren zwei Kindern und ihrem Besuch aus der Heimat, ihrer Schwester Guisi Velle, einkaufen in Völklingen. Zwei Hosen für den Nachwuchs und zwei T-Shirts für ihren Mann hatte sie bereits zielsicher aus den Angeboten heraus geangelt. "Ich suche noch weiter, jetzt ist alles supergünstig", sagte sie.

Knallig gelbe Poster im Kaufhaus Woolworth in der Völklinger Rathausstraße werben für "über 10 000 reduzierte Artikel". Dazu gehören Badeshorts für Jungs für 4,99 Euro oder Mädchen-Bikinis zum Stückpreis von 5,99 Euro; Nachthemden wurden reduziert von 9,99 Euro auf 4,99 Euro. Auch Jutta Goldschmidt stöberte nach Textilien. "Ich suche nichts Spezielles, warte eigentlich auf meinen Bus. Aber manchmal findet man etwas, ganz zufällig". Die Völklingerin vermisst den offiziellen Sommerschlussverkauf von früher nicht. Im Gegenteil. "Heute ist das Einkaufen entspannter mit den Schnäppchen, die man das ganze Jahr über findet. Früher waren immer so viele Leute in der heißen Schlussverkaufsphase unterwegs."

"Das Geschäft hat sich verändert", bestätigt Bernhard Alberding, Geschäftsführer des Kaufhauses Hammerschmidt in Großrosseln. Der alte Schlussverkauf sitze noch im Gedächtnis, doch "statt zwei Kollektionen im Jahr gibt es jetzt sechs". Damit sei die Mode viel aktueller geworden und näher am Kunden. "Wir sind zufrieden mit dem bisherigen Verkauf", sagt Alberding weiter. Er bemerkt allerdings, dass die Kunden marken- und qualitätsbewusster geworden seien. So findet man bei Hammerschmidt auch bekannte Namen wie Pierre Cardin oder Gerry Weber. Als einige von vielen Schnäppchenbeispielen nennt Alberding das Edel-Shirt, von 30 Euro auf 15 Euro reduziert; ein luftiger Stufenrock ging von 23 Euro auf zehn Euro.

Schnäppchen findet der Kunde auch bei Schuhhändler Hans Agostini in der Völklinger Poststraße. Der Präsident des Landesverbandes Einzelhandel und Dienstleistung setzt seine Ware stets acht bis 14 Tage vor den großen Ferien herab. "weil das Lager für die Herbstware geräumt sein muss und ich nichts zurückgeben kann". Allerdings, sagt Agostini, sind Schnäppchen wie die Espadrilles für fünf Euro, Sabots für 19 statt 59 Euro oder die Sommersandale für zehn Euro, die vorher 29 Euro kostete, Einzelpaare oder nur noch in Randgrößen vorrätig.

Elli Schorr, die seit elf Jahren die Boutique Elli Moden in der Karl-Janssen-Straße betreibt, trauert dem alten Schlussverkauf nach: "Damals wurde die Ware in der Jahreszeit angeboten und gekauft, in der sie dann auch getragen wurde." Sie kenne einen Kollegen, der habe bereits Mitte Mai mit dem Schlussverkauf begonnen. Schorr selber bietet schon die ersten Herbstartikel an.

"Wir reduzieren das ganze Jahr über, wenn wir merken, dass ein Artikel nicht geht", erklärt Inge Bütermann, Inhaberin der Wäsche-Boutique Inge B. - pour elle. Ihre Schnäppchen seien allesamt hochwertige, regulär eingekaufte und dann reduzierte Artikel betont die Kauffrau, die sich jetzt schon um die Frühjahrsmode kümmern muss, "vor allem die Bademode".

Hintergrund

Seit 1950 durfte der Einzelhandel zwei jährliche Saisonschlussverkäufe durchführen: Der Winterschlussverkauf fand in der letzten Januarwoche und ersten Februarwoche statt, der Sommerschlussverkauf in der letzten Juliwoche und der ersten Augustwoche. Diese Verkäufe hatten eine Dauer von je zwölf Werktagen und waren beschränkt auf saisonabhängige Waren wie etwa Textilien, Lederwaren, Teppiche. Seit Inkrafttreten der Reform des Gesetzes gegen den unlauteren Wettbewerb vom 1. Juli 2004 können Saisonschlussverkäufe nach Belieben durchgeführt werden. red

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