"Gute Nachbarschaft dient der Prävention"

St. Wendel · Kaffeefahrten, Enkeltrick oder das Ausspähen von Kontodaten - Betrüger lauern an vielen Ecken. Im fünften Teil der Serie "Vorsicht, Abzocke!" sprach SZ-Mitarbeiter Lukas Kowol diesmal mit Rudi Schmidt. Der ehemalige Polizist ist seit fast zwei Jahren Seniorensicherheitsberater für St. Wendel und beantwortet heute am SZ-Telefon Fragen der Leser.

Was sind Ihre Aufgaben als einer von vier ehrenamtlichen Seniorensicherheitsberatern im Landkreis und wie kam es zu der Einrichtung solcher Stellen?Schmidt: Ältere Menschen sollen mit ihren Sorgen und Problemen ernst genommen werden. Wir dienen als Ansprechpartner. Dafür wurden wir extra geschult. Insbesondere geht es darum, durch Vorträge und Beratungen über die Tricks von Betrügern aufzuklären. Wir sprechen mit den Rentnern auf Augenhöhe, wir sind schließlich auch Rentner. Auch beteiligen wir uns an anderen Aktionen, wie der Initiative Sicherer Landkreis. Wir arbeiten eng mit anderen Initiativen, der Polizei und dem Landkreis zusammen. Jeden ersten Mittwoch im Monat haben wir Sprechstunde und vier Mal im Jahr einen Stammtisch im Impuls Forum Hospital. Alle 14 Tage nutze ich auch das Bingospiel im Globus, um über Betrugsversuche aufzuklären.

Welche Erfahrungen haben Sie in Ihren Vorträgen gesammelt?

Schmidt: Durch meine Art sind die Vorträge eigentlich sehr locker. Das grundsätzliche Interesse ist auch da. Irgendjemand kennt auch bestimmt jemanden, der mal Betrugsopfer war. Wenn ich jedoch frage, wer auf diesen oder jenen Trick schon mal reingefallen ist, kommt oft keine Antwort. Danach, am Abend oder am nächsten Tag klingelt häufig bei mir das Telefon. Leute, die da waren, erzählen dann von ihren Erfahrungen. Klar, während des Vortrags schämen sie sich, zuzugeben, was ihnen passiert ist.

Wie sieht es aus mit Betrugsfällen im Landkreis?

Schmidt: Die Zahlen sagen, dass wir wenige derartige Fälle haben. Doch die Dunkelziffer ist bestimmt hoch. Viele erstatten keine Anzeige, wenn sie Opfer wurden. Das ist einfach falsch. Die Polizei ist für jeden Bürger da, das sollte jeder wissen. Außerdem dient eine gute Nachbarschaft der Prävention. Und ich glaube, dass wir hier allgemein einen guten Stand haben, was das gute nachbarschaftliche Verhältnis angeht.

Wie schützt man sich am Besten vor Betrügern?

Schmidt: Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste. Bei Fremden skeptisch sein, wenn sie etwas wollen. Keine Unbekannten in die Wohnung bitten und sich nicht von ihnen ansprechen lassen, wenn einem was seltsam vorkommt. Wenn ein Fremder doch in die Wohnung kommt, diesen dann auffordern, zu gehen. Und wenn es sein muss, laut um Hilfe schreien. Jeder sollte sich die Frage stellen: Habe ich den, der vor der Tür steht oder am Telefon ist, gerufen? Außerdem sollte immer eine Vertrauensperson hinzugezogen werden, der Nachbar, ein Verwandter oder die Polizei. Wenn man ausgetrickst wurde, sofort an die Polizei wenden. Jeder Hinweis ist wichtig. So hat man die Chance, den Schaden gering zu halten und hilft dabei, die Täter zu schnappen.

saarbruecker-zeitung/

sicherheit-wnd

Foto: privat

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