Gut leben und wohnen in der Innenstadt
Auf die Merziger Kreuzbergkapelle hatte Ortsvorsteher Manfred Klein seine Mitbürger eingeladen, um vor passender Kulisse das Foto zur SZ-Aktion „Unser Ort hat viele Gesichter“ zu schießen. Dabei spielte auch das Wetter mit: In strahlenden Sonnenschein war ganz Merzig getaucht, am ersten und bisher einzigen richtig schönen Frühlingstag der Region.
Die versammelten Merziger Bürger kamen also gehörig ins Schwitzen und mussten für das Foto auch direkt in die Sonne schauen. Aber was tut man nicht alles für den Sieg im Wettbewerb. Bei solch herrlichem Wetter bleibt man natürlich auch gerne noch etwas länger und so nutzte der Ortsvorsteher die Gelegenheit, um die aktuelle Situation Merzigs zusammen zu fassen. "Die Kernstadt ist lebenswert", betont Klein als erstes. "Es gibt viele Bauvorhaben in Merzig selbst, viele folgen dem Trend, von den einzelnen Stadtteilen wieder in die Kernstadt zu ziehen." Die Lage an der Saar sieht er als Hauptgrund für diesen Trend. Klein weiter: "Wir haben hier einen sehr hohen Lebensstandard, die Kinder sind gut betreut, das Gewerbe ist gut aufgestellt." Die vielen Zuzüge belegen laut Aussage des Ortsvorstehers, dass die Merziger Kernstadt ein ausgezeichneter Ort zum Leben ist. "Zumal auch die Autobahnanbindung hervorragend ist", ergänzt Klein. Auch die Vereinsgemeinschaften seien stark, zudem gebe es eine gut vernetzte ehrenamtliche Struktur.
Was für den Ortsvorsteher ebenfalls feststeht: "Die Kultur in der Kernstadt stimmt, seit sechs Jahren bauen wir am Kreuzberg sogar wieder Wein an und haben dazu einen eigenen Verein gegründet." Vorsitzender der Wein- und Kulturfreunde Merzig ist Klein selbst. Weiter zählt er den Wolfsweg und den Garten der Sinne für kulturell Interessierte auf. "Dann sind da natürlich noch die Funde am Kirchplatz, die repräsentativ für die spannende Geschichte Merzigs stehen", sagt er und fügt hinzu: "Nicht zu vergessen, die Kreuzbergkapelle, vor der wir hier stehen, ist von weitem sichtbar und mittlerweile ein Merkmal von Merzig geworden. Und die Kapelle ist auch der Lieblingsecken der Merziger", verrät der Ortsvorsteher.
Natürlich ist nicht alles eitel Sonnenschein, vor allem der Verkehr in der Hochwaldstraße bereitet Klein Sorgen: "Wir arbeiten daran und ich rechne mit einer deutlichen Verbesserung durch die Nordumfahrung." Aber im Großen und Ganzen ist er stolz auf Merzig. "Allein in den letzten zehn Jahren hat sich das Erscheinungsbild der Stadt stark gewandelt. Jahrhunderte lang waren wir eher ländlich strukturiert, durch geschickte Investitionen ist Merzig inzwischen zu einem städtisch geprägten Zentrum erblüht", ist der Ortsvorsteher stolz. Mit der Bebauung der "Neuen Stadtmitte Merzig", dem Anbau an das bestehende Rathaus, der Errichtung eines Geschäfts- und Dienstleistungsgebäudes an der Ecke Brauer-/Schankstraße sowie der Neugestaltung des Christian-Kretzschmar-Platzes wurde eine Qualitätsverbesserung im Herzen der Stadt geschaffen. Weiter erzählt Klein: "2006 wurde der Seffersbachbereich neu gestaltet, inklusive einer grundlegenden Umgestaltung der Uferbereiche. Damit hat die Kernstadt zudem einen weiteren modernen, positiven Akzent im Stadtbild gesetzt." Frisch präsentiert sich auch das Wahrzeichen der Stadt: die Kirche St. Peter. An ihrem Turm wird aktuell gearbeitet, das Umfeld umgestaltet. Mit der Realisierung des Erlebnis- und Gesundheitsbades Das Bad, der Errichtung einer Saline im Stadtpark, dem dreistufigen Ausbau des "Werner Freund-Wolfsparks" sowie der Schaffung von zertifizierten Premium-Wanderwegen, darunter der vielbegangene Wolfsweg, stellte man zudem frühzeitig die Weichen zu einer attraktiven Stadt für Bewohner und Besucher an den malerischen Ufern der Unteren Saar. Die Geschichte Merzigs lässt sich bis in die Jungsteinzeit zurückverfolgen, ab dem Jahr 25 vor Christus haben sich die Römer im Merziger Tal niedergelassen. In der zweiten Hälfte des 5. Jahrhunderts kamen dann die Franken, worauf die meisten heutigen Ortsnamen mit Endungen wie -ingen, -heim, -dorf und -weiler hinweisen. Erstmals urkundlich erwähnt wird Merzig 802 unter der Bezeichnung "Marciacum". Um das Jahr 1200 begannen die Merziger Prämonstratenser-Mönche mit dem Bau der Kirche St. Peter, einem Wahrzeichen der Stadt und zugleich das wichtigste romanische Bauwerk des Saarlandes.
Kurfürst Philipp Christoph von Sötern ließ in den Jahren 1647 bis 1650 ein Schloss errichten, das heute als Stadthaus die Merziger Fußgängerzone ziert.
Am 7. Februar 1677 setzten französische Soldaten die Stadt in Brand. Die Reparaturarbeiten der Schreiner und Zimmerleute der Stadt würdigte Matthaeus Kewerkopf mit dem Bau einer eigenen Kapelle, der Josefskapelle.
Wichtigste Wirtschaftszweige waren in Merzig lange Zeit der Wein- und Ackerbau, die Viehzucht sowie Schifffahrt und Schiffsbau. Auch Fischer, Schiffer und Halfen (Helfer, die meist mit einem Pferdegespann, beladene Schiffe flussaufwärts zogen) lebten vor allem vom Fluss.
Merzig feierte im Jahr 2000 das Jubiläum 175 Jahre Stadtrechte. Die Zuweisung von Friedrich Wilhelm III. am 14. November 1825 zum "Stand der Städte" bildete die Voraussetzung dafür, dass Merzig 1857 durch die Rheinische Städteordnung zur Stadt wurde. Im gleichen Jahr gründete Wilhelm Tell von Fellenberg am Seffersbach eine Fabrik für Drainage-Röhren, heute ein Museum und industriegeschichtliches Kleinod. Ein Jahr später erwarb er eine baufällige Mühle am Seffersbach und baute sie zu einem Schlösschen um, das heute ein weiteres Museum beinhaltet. Der Familie Johann Brock verdankt die Stadt die 1858 errichtete Kreuzbergkapelle, die bis heute über Merzig thront.
1879 übernahm Villeroy & Boch die Tonwarenfabrik Fellenbergs zur Herstellung von Terrakotta-Plastiken; einige davon wurden zum Schloss Herrenchiemsee nach Bayern geliefert. Im Jahr 1901 wurde eine Doppelreihe von Kastanienbäumen durch den "Verschönerungsverein" längs des Leinpfades am Saarufer angepflanzt, die ein Jahr später in die Fertigstellung des Merziger Stadtparkes mündete.