Gruseln bei Oma im venezianischen Palazzo

Saarbrücken · Nina Blazons Debütroman „Im Bann des Fluchträgers“ wurde 2003 mit dem Wolfgang-Hohlbein-Preis und ein Jahr später mit dem Deutschen Fantastik-Preis ausgezeichnet. Jetzt las die Stuttgarter Jugendbuchautorin in Saarbrücken aus ihrem Roman „Laqua - Der Fluch der schwarzen Gondel“.

 Nina Blazon begeisterte junge Messebesucher mit ihrem „Gruselbuch“. Foto: Iris Maurer

Nina Blazon begeisterte junge Messebesucher mit ihrem „Gruselbuch“. Foto: Iris Maurer

Foto: Iris Maurer

"Wer weiß nicht, was Venedig ist?" Logisch - wer ein Buch vorstellt, das dort spielt, muss vorher sicherstellen, dass jedes Kind weiß, was das Besondere dieser Stadt ausmacht. Also fragt Autorin Nina Blazon erst einmal nach, bevor sie aus ihrem Roman "Laqua - Der Fluch der schwarzen Gondel" zu lesen beginnt. "Da gibt's keine Straßen", antwortet ein geografisch gebildeter Schüler. "Nur Flüsse!" Fast richtig - "Wasserstraßen und Kanäle", verbessert Blazon. Am Donnerstagvormittag war die Autorin auf der 13. Europäischen Kinder- und Jugendbuchmesse zu Gast und stellte sich im VHS-Zentrum einer deutsch-französischen jungen Leserschaft ab zehn Jahren.

Kein leichtes Unterfangen, sich hier stimmlich durchzusetzen, weil vom Flur und vom Schlossplatz gleichzeitig lautstarkes Stimmengewirr hereinquillt. "Laqua" ist ein "Gruselbuch", wie ein Kind aufgrund des Titels ganz richtig vermutet. Gewitter, miese Stimmung und ein spukiger Palazzo: Die Geschwister Jan und Kristina verbringen Weihnachten bei ihrer grantigen Urgroßmutter in Venedig. Die herrscht über ein verwinkeltes altes Hotel und ist über den Besuch ihrer Urenkel alles andere als erbaut. Der Frust der beiden wandelt sich in Furcht, als sie merken, dass einiges in dem Gemäuer nicht mit rechten Dingen zugeht und ihre Uroma darüber mehr weiß, als sie zugibt.

Historische Spukgestalten

Was hat es etwa mit dem seltsamen Kind in zerrissener altertümlicher Kleidung auf sich, das immer barfuß läuft, seltsamerweise Deutsch spricht und lautlos die Wände hochklettern kann? Dessen Augen gespenstisch leuchten wie die einer Katze? Und das offenbar "dem Dunklen" zu Diensten ist, einer weiteren Spukgestalt, die den Kanal nicht verlassen darf und es auf Großcousine Sara, wenn nicht gar auf ganz Venedig abgesehen hat? Blazon (ausgesprochen etwa "Blaschoon") hat hier alte venezianische Gespenstergeschichten verarbeitet und greift auf die historische Tatsache zurück, dass die Schuhmachertradition Venedigs auf deutschen Handwerkern beruht. "Haben Sie das Buch ganz alleine geschrieben?", geht die Fragerunde weiter. Ja, hat sie.

Blazon, geboren 1969 in Koper bei Triest, aufgewachsen in Neu-Ulm und wohnhaft in Stuttgart, begeisterte sich schon früh für Fantasy-Literatur und begann während ihres Studiums der Germanistik und Slawistik zu schreiben. Seit 2003 arbeitet die Journalistin auch als Jugendbuchautorin in den Genres Fantasy, Krimi und Historischer Roman. Den Schülern gefällt "Laqua" offenbar, denn obwohl Blazon auf die Stadtbibliothek verweist, wollen sie wissen, wie viel das Buch kostet.

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