Grüße vom Stellvertreter

Seltsame Nachrichten von Daten-Anglern hat wohl jeder E-Mail-Nutzer schon mal bekommen. Das ist Internet-Kriminalität, und das ist nicht lustig. Im Prinzip. Aber manchmal provozieren Spam-Mails trotzdem schallendes Gelächter.

Meistens landen sie direkt im Spam-Ordner. Also im elektronischen Papierkorb. Aber 100-prozentig schafft es der Spam-Filter meines E-Mail-Programms nicht, dummes Zeug auszusortieren; hie und da kommt eine eigenwillige Nachricht durch. Ist das Absicht? Will das Programm seinen Benutzern auch mal einen Lacher gönnen?

Wobei die Auswahl nur selten klappt, Automaten haben ja keinen echten Sinn für Humor. Der geläufige Mail-Müll ist langweilig. Da meldet sich angeblich Bank XYZ, um mitzuteilen, dass eine Kontosperre drohe. Und dass man, um Selbige zu vermeiden, den Mail-Anhang öffnen und dort Persönliches eintippen möge. Gähn, uralte Masche: Phishing, da will jemand Daten abgreifen oder mir einen Trojaner auf den PC schicken. Sowas wird sofort gelöscht, natürlich mit ungeöffnetem Anhang. Amüsant ist daran höchstens, wie fantasievoll die Daten-Angler sind beim Erfinden von "Absendern": So manche Bank, die angeblich für mich ein Konto führt, kenne ich grad mal vom Namen.

Die jüngste Spam-Mail folgte dem gleichen Muster. Und obendrein, wie meistens, grenzwertiger Grammatik. Trotzdem musste ich schallend drüber lachen. Unterzeichnet hatte die Mahnung zu einer - nicht existenten - Rechnung nämlich, "mit verbindlichen Grüßen", ein "stellvertretender Sachbearbeiter".

Das ist originell. Der, der die Sache bearbeitet, tut kund: Er ist nur uneigentlich zuständig. Ich frage mich nun, wen er vertritt. Und was passiert, wenn er, die Nummer Zwei, mal die Grippe hat. Tritt dann ein Stellvertreter-Stellvertreter in Aktion? Steht auch noch ein Stellvertreter-Stellvertreter-Stellvertreter parat?

Die Welt der Hierarchien ist offenbar groß und weit - zumindest bei Internet-Kriminellen.

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