Grünes Licht für Vertrag zur Baumwollspinnerei

St. Ingbert. Der St. Ingberter Stadtrat hat am Mittwochabend grünes Licht für einen Kaufvertrag zur Alten Baumwollspinnerei gegeben. Vor der Abstimmung in der nichtöffentlichen Sondersitzung, in der 31 der 42 anwesenden Stadtratsmitglieder mit "Ja" votierten, hatten die Stadt St

St. Ingbert. Der St. Ingberter Stadtrat hat am Mittwochabend grünes Licht für einen Kaufvertrag zur Alten Baumwollspinnerei gegeben. Vor der Abstimmung in der nichtöffentlichen Sondersitzung, in der 31 der 42 anwesenden Stadtratsmitglieder mit "Ja" votierten, hatten die Stadt St. Ingbert sowie der bisherige Alleineigentümer Werner Deller in gemeinsamen Verhandlungen wesentliche Eckpunkte des künftigen Vertragswerks erarbeitet. Der Vertragswerk umfasst drei Teile. Dies sind eine Teilungserklärung, der Kaufvertrag sowie ein Vertrag über die Einräumung von sogenannten Dienstbarkeiten.Die Entwürfe für das komplexe Vertragswerk fußen auf intensiven Verhandlungen, die nach Angaben der Stadt die St. Ingberter Anwaltskanzlei Abel & Kollegen begleitet hat. Nach Einschätzung der juristischen Experten war es nur auf diesem Wege möglich, "mögliche Risiken auf ein Mindestmaß zu reduzieren". Insgesamt wird die Stadt künftig 63 Prozent und die Grundstücksverwaltung GmbH & Co KG von Werner Deller 37 Prozent der Alten Baumwollspinnerei besitzen. Auch die Kosten für das mit rund 14 Millionen Euro veranschlagte Projekt eines Kunst- und Kulturzentrums teilen sich Stadt und der bisherige Alleineigentümer. Die Stadt übernimmt dabei rund 8,85 Millionen Euro, wobei der städtische Eigenanteil bei 2,69 Millionen Euro liegt und die restlichen 6,16 Millionen Euro aus Fördermitteln stammen. Diese Förderquote hebt Oberbürgermeister Georg Jung besonders hervor: "Seit 1974 hat die Stadt St. Ingbert kein Bauprojekt in dieser Größenordnung gestemmt und nie einen ähnlich hohen Förderanteil von Land und Bund erhalten." Zum Vergleich nennt der OB die für rund 4,1 Millionen Euro erbaute Stadthalle in St. Ingbert, bei der gerade einmal 14 Prozent der Bausumme aus Fördermittel kamen.Der vom Stadtrat beschlossene Vertragsentwurf für die Baumwollspinnerei wird jetzt noch einmal eingehend geprüft. Denn er wird laut Stadt zusammen mit umfangreichen Projektunterlagen bei der saarländischen Landesregierung, sprich deren Fachministerien, vorgelegt. Wenn diese ihr abschließendes Okay gebe, könne der Vertrag unterzeichnet werden.Jenseits der noch ausstehenden Details freut sich der Oberbürgermeister bereits nach dem Stadtrats-Beschluss, dass das Projekt Baumwollspinnerei nach vielen Gesprächen eine breite Mehrheit in der St. Ingberter Kommunalpolitik gefunden hat. "Das ist ein gutes Beispiel für einen gelungenen demokratischen Prozess", meint Jung. Ausdrücklich bedankt sich der OB bei allen, die dem Projekt zugestimmt haben, auch über die Parteigrenzen hinweg. Letztlich sei es sogar gelungen, Kritiker wie die FDP zu überzeugen. Und auch der SPD gesteht Jung zu, schon lange die Idee zu einem solchen kulturellen Zentrum in St. Ingbert gehabt zu haben, wie es jetzt mit der Baumwollspinnerei entsteht. Zugleich nahm der OB auch hier die Kosten in den Blick: "Dass künftig an einer Stelle kulterelle Angebote entstehen, die derzeit noch dezentral untergebracht sind, wird sich bei den Personalausgaben oder Heizkosten positiv auswirken."Laut Baudirektor Martin Ruck wird der Baubeginn an der Baumwollspinnerei noch in diesem Herbst erfolgen. Die Bauzeit betrage dann etwa zehn bis zwölf Monate. Meinung

Ein Ort für die Visionen

Von SZ-RedakteurManfred Schetting Nach einem langen, mitunter doch sehr zähen Ringen ist der Vertrag für die Alte Baumwollspinnerei in trockenen Tüchern. Jetzt können endlich die versprochenen Visionen Gestalt annehmen. Denn das Ensemble bietet für St. Ingbert die Perspektive, das einst unbestrittene Renommee als heimliche Kulturhauptstadt des Landes aufzupolieren. An der Wollbachstraße schlummert zweifellos viel mehr als ein neues Weisgerber-Museum. Hier kann mit Musikschule, Kinowerkstatt, Mitmachangeboten und Gastronomie ein ganz neues Zentrum für Kunst und Kultur entstehen. Das ist für St. Ingbert eine einzigartige Chance. Diese muss man nutzen. HintergrundDer Stadtrat hat am Mittwochabend auch den Ankauf des Baumwolllagers samt Grundstück neben der Spinnerei beschlossen. Nach Abschluss der Projektentwicklung hatte Werner Deller als Eigentümer der Baumwollspinnerei der Stadt dieses Objekt zum Preis von 150 000 Euro angeboten. Aufgrund einer Grundstücksgröße von über 1000 Quadratmetern und einer Flächenressource von weiteren rund 1200 Quadratmetern hielten Rat und Verwaltung dies für ein sehr günstiges Angebot. In Verbindung mit der einzigartigen Architektur und Anmutung der dortigen Räume sollen in dem ehemaligen Lagergebäude der Themenkreis Heimat, Biosphäre, Industriegeschichte, Stadt und Region weiterentwickelt werden. schet

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