Grüner Strom aus dem Hochwald Bürgerbeteiligungsmodell kommt gut in Fahrt

Losheim. Auf einem sehr guten Weg scheint derzeit die Projektierung des Losheimer Windparks. Im Umfeld des bestehenden Windrades am Markushof sollen weitere vier gleichwertige Anlagen mit einer Leistung von jeweils zwei Megawatt aufgestellt werden

 So könnte später der Blick von Bachem aus auf die Wahlener Platte aussehen (Fotomontage).

So könnte später der Blick von Bachem aus auf die Wahlener Platte aussehen (Fotomontage).

Losheim. Auf einem sehr guten Weg scheint derzeit die Projektierung des Losheimer Windparks. Im Umfeld des bestehenden Windrades am Markushof sollen weitere vier gleichwertige Anlagen mit einer Leistung von jeweils zwei Megawatt aufgestellt werden. "Dieses Projekt ist das in der gesamten Region am weitesten in der Planung Vorangeschrittene", hieß es am Donnerstag im Saalbau in Losheim anlässlich eines Informationsabends (die SZ berichtete kurz). Der Ortsrat Losheim hatte zu der gut besuchten Veranstaltung eingeladen. Den vielfältigen Fragen zu Aufstellungsort, Technik, Leistung, Bürgerbeteiligung und Rentabilität stellten sich Werner Ludwig von der Gemeinde Losheim, Thomas Nägler von Ökostrom Saar und Henry Selzer im Auftrag der Bürger-Energie-Genossenschaft Hochwald.

Dringlichkeit des Ausbaus

Bereits in seiner Begrüßungsrede wies Losheims Ortsvorsteher Stefan Palm auf die Dringlichkeit des Ausbaus alternativer Energien hin. Die Kommunen seien gefordert, die Energiewende nicht nur mitzugestalten, sondern auch Nutzen daraus zu ziehen. In der Bevölkerung habe der Ausbau der erneuerbaren Energien eine bisher nie da gewesene Akzeptanz erreicht. "Bei der Energiewende stellt sich längst nicht mehr die Frage des Ob, heute geht es um das Wie", sagte Palm.

Mögliche Aufstellflächen und die damit verbundene Rechtssicherheit waren die Themen von Werner Ludwig. Die für die Seegemeinde als besonders windbegünstigten Stellen seien am Markushof, an der Landesgrenze bei Britten, am Rebhof sowie auf der Höhe zwischen Bergen und Scheiden ausgewiesen. Als bauantragsreif bezeichnete Ludwig die in Planung befindliche Anlage am Markushof. Hier seien alle genehmigungsrelevanten Voraussetzungen, wie etwa der Abstand zur Wohnbebauung oder die geforderten Abstände innerhalb der Windkraftanlagen, besonders günstig.

Positive Konstellation

Als Planer sprach Thomas Nägler von einem Novum, "ein solches Projekt in Verbindung mit einer Bürgergenossenschaft anzugehen." Dabei sehe er in dieser Konstellation ausschließlich Positives. Nägler: "Man darf von einer vernünftigen Rendite für die Betreiber ausgehen und die Wertschöpfung bleibt wegen der regionalen Vertragspartner über viele Jahre im Land." Das Risiko, das man bei anderen Konzepten unter Umständen mit internationalen Großinvestoren einginge, sei damit ausgeschlossen, meinte der Fachingenieur. Zur technischen Ausstattung erläuterte Nägler: "Große Nabenhöhen sind heute unerlässlich für ein solches Betreibermodell." Dadurch erziele man bei doppelter Windgeschwindigkeit einen achtfachen Energieertrag. Mit Abständen von mindestens 1000 Metern zu den Ortslagen sei man in Sachen Schallemission auf der sicheren Seite. Ebenso sei der Schattenwurf völlig unkritisch. Auch werde man auf eine mehrfach rote Blattmarkierung verzichten. "Da gibt es elegantere Lösungen mit Lichtsignalen", so Nägler. Die Anlagen seien rechtlich geprüft und gemäß vorliegender Gutachten genehmigungsfähig. Ebenso sei das Bauvorhaben mit Gleitschirmfliegern und dem Modellflugzeugclub auf der Wahlener Platte abgestimmt. Da die Betreibergesellschaft ihren Sitz in Losheim habe, bleibe auch der Ertrag aus der Gewerbesteuer in der Gemeinde. Man wolle in das Projekt rund 12,5 Millionen Euro investieren, verkündete der Ökostrom Saar-Gesellschafter. Die Inbetriebnahme sei bis Mitte 2014 geplant. "Wenn alle an einem Strang ziehen, wird es dann ein neues Produkt geben", versprach Nägler: "Grüner Strom aus dem Hochwald."

Losheim. Wie Henry Selzer von der Bürger-Energie-Genossenschaft Hochwald am Donnerstag anlässlich der Informationsveranstaltung im Losheimer Saalbau erklärte, kommt das Bürgerbeteiligungsmodell gut in Fahrt. Derzeit verzeichne man 144 Mitglieder. Man sei eine unabhängige Genossenschaft mit Gemeinwohlorientierung und baue auf regionale Wertschöpfung. Dabei gelte der Raiffeisen-Wahlspruch: "Das Geld des Dorfes dem Dorfe." Man wolle die Wertschöpfung nicht nur in der Region generieren, sonder auch dort halten, befand Selzer.

Als Manko zahlreicher Windkraft-Modelle bezeichnete Selzer solche Projekte, die nicht in der Region verankert seien. "Es ist kein sinnvolles Konzept, wenn die Leute auf Windräder schauen und nichts davon haben", meinte Selzer. Man setzte daher auf weitreichende Bürgerbeteiligungen mit fairen Renditen. Als Partner des Windparks Losheim sei seine Zukunftsprognose: "Der Hochwaldrücken wird der Kohleflöz der Zukunft sein." owa

hintergrund

Projekte der Art wie der Windpark Losheim werfen immer wieder Fragen zur Energie-Abfuhr und zum Stromtrassenverlauf auf. Thomas Nägler, Geschäftsführer der Ökostrom Saar stand Rede und Antwort. "Anschlussmöglichkeit besteht am nahe gelegenen Trafohaus in Rissenthal", sagte der Planer. Man denke aber auch an eine Anbindung an den Ortskern Losheim.

 Aktuell steht am Markushof nur ein Windrad. Fotos: Norbert Wagner

Aktuell steht am Markushof nur ein Windrad. Fotos: Norbert Wagner

Hier müsse man prüfen, ob eine Erdverlegung im Verbund mit einer Fernwärmeleitung ab Biogasanlage Markushof nicht nur möglich, sondern auch sinnvoll sei. Kosten für jedwede Anschlussart entstünden der Gemeinde nicht, versicherte Nägler. Da verfahre man nach dem simplen Grundsatz: "Wer bestellt, der bezahlt." owa

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort