Grüne streiten um Rot-Rot-Grün

Saarbrücken. Am Mittwochabend schien Rot-Rot-Grün in Saarbrücken tot zu sein. Gestern haben die Grünen mit Wiederbelebungsversuchen begonnen. Gescheitert waren die Verhandlungen, weil die Unterhändler von SPD und Grünen nicht davon abrücken wollten, dass ihr jeweiliger Kandidat Bürgermeister werden soll. Die Grünen blieben dabei: Amtsinhaber Kajo Breuer soll weitermachen

Saarbrücken. Am Mittwochabend schien Rot-Rot-Grün in Saarbrücken tot zu sein. Gestern haben die Grünen mit Wiederbelebungsversuchen begonnen. Gescheitert waren die Verhandlungen, weil die Unterhändler von SPD und Grünen nicht davon abrücken wollten, dass ihr jeweiliger Kandidat Bürgermeister werden soll. Die Grünen blieben dabei: Amtsinhaber Kajo Breuer soll weitermachen. Die SPD rückte nicht davon ab, ihren Stadtratsfraktionsvorsitzenden Ralf Latz mit diesem Amt zu betrauen.Bis Montag, 19 Uhr, haben Linke und SPD den Grünen Bedenkzeit gegeben - ohne große Hoffnung, dass sich die harte Linie der Grünen durchbrechen lässt. Gestern kurz vor Mittag keimte doch wieder Hoffnung auf. Der Sprecher des Grünen-Ortsverbands Saarbrücken-Mitte, der Stadtverordnete Guido Vogel-Latz (foto: SZ), forderte in einer Presseerklärung ein Einlenken seiner Partei. "Jetzt ist die Katze aus dem Sack. ,Jamaika' auf Landesebene darf nicht gestört werden. Auch nicht durch eine rot-rot-grüne Mehrheit im Stadtrat. Die Argumentation auf Landes- wie auf Stadtebene folgt dem gleichen Muster: Schuld sind immer die anderen", schreibt Vogel-Latz. Er werde "nicht akzeptieren, dass ein durch und durch grüner Koalitionsvertrag an Personalfragen scheitern soll". "Wir haben mit dem Vertrag die Chance, grüne Inhalte, für die wir seit Jahren kämpfen, in der Stadt umzusetzen. Beispielsweise ist die Verkehrswende zum ersten Mal in der Stadt zum Greifen nahe", argumentiert Vogel-Latz für einen "Verzicht auf das Bürgermeisteramt" - und schockte damit die Verhandlungsführerin der Saarbrücker Grünen, die Stadtverordnete und Landtagsabgeordnete Claudia Willger-Lambert (Foto: SZ). Sie sei "entsetzt", sagte sie gestern. Der Vorstoß ihres Parteifreundes "hilft uns Verhandlungsführern nicht". Am Sonntagabend soll eine Mitgliederversammlung ein "Stimmungsbild" abgeben, sagt Willger-Lambert. Entscheiden könne die Versammlung aber nichts, weil sie zu kurzfristig einberufen werden musste.Dass es ihr ernst sei mit Rot-Rot-Grüne, sagt Willger-Lambert, zeige, dass sie gestern einen Brief an Oberbürgermeisterin Charlotte Britz (SPD) geschrieben hat, um zu erfahren, ob die Verwaltungs-Chefin zu dem steht, was ihre SPD in den Verhandlungen versprochen hat. Britz hat an den Gesprächen nicht teilgenommen. Meinung

SPD erkauft sich Bürgermeister

Von SZ-RedakteurMartin Rolshausen Wenn es um Posten geht, hört der Spaß auf. Das verfolgen wir nun seit vier Monaten. So lange verhandeln SPD, Linke und Grüne schon ein Stadtratsbündnis. So lange wird hinter verschlossenen Türen und auf offener Bühne um den Posten des Bürgermeisters gezankt. Dass die Grünen, die mit stabilen sieben Mandaten und leichtem Stimmenzugewinn gestärkt aus der Stadtratswahl am 7. Juni hervorgegangenen sind, den nicht an die Verlierer-Partei SPD (sechs von 24 Mandaten verloren) abgeben will, ist verständlich. Folgt man dieser Logik, müsste der Bürgermeisterposten aber an die Linke gehen, die aus dem Stand mit elf Stadtverordneten in den Rat kam.Die Linke wusste von Anfang an, dass sie zu hoch pokern würde, wenn sie das Spitzenamt will. Die Grünen dagegen spielten bisher auf "alles oder nichts". Das scheint sich zu ändern. Dass SPD und Linke Breuer zwar den Bürgermeistertitel abnehmen, ihm dafür aber die wichtige Verkehrsabteilung geben wollen und die "Verkehrswende" versprechen, weicht die harte grüne Verhandlungsfront auf. Wobei sich die SPD da womöglich den Bürgermeisterposten zu Lasten der Stadt erkauft. Die Verkehrsabteilung ist nämlich bei Baudezernentin Rena Wandel-Hoefer (parteilos) sehr gut aufgehoben.

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