Ein Zeitzeuge berichtet Eine Operation am Weisheitszahn rettete ihm das Leben: Gerhard Thurn schrieb über seinen schwärzesten Tag
Luisenthal · Als am 7. Februar 1962 gegen 7.45 Uhr eine Schlagwetter-Kohlenstaubexplosion das Bergwerk Luisenthal erschütterte, war der Grubenelektriker Gerhard D. Thurn wegen einer Operation am Weisheitszahn im Krankenstand - ein Zufall, der ihm das Leben rettete. Denn unter den 299 Toten waren auch seine engsten Kameraden und Arbeitskollegen
Luisenthal. Als am 7. Februar 1962 gegen 7.45 Uhr eine Schlagwetter-Kohlenstaubexplosion das Bergwerk Luisenthal erschütterte, war der Grubenelektriker Gerhard D. Thurn wegen einer Operation am Weisheitszahn im Krankenstand - ein Zufall, der ihm das Leben rettete. Denn unter den 299 Toten waren auch seine engsten Kameraden und Arbeitskollegen.Bis heute begeht der mittlerweile 76-Jährige diesen Tag als "zweiten Geburtstag" und ist nie müde geworden, den 7. Februar im Gedächtnis seiner Zeitgenossen lebendig zu halten. Der Ehrenvorsitzende des Luisenthaler Bergmannsvereins "Glück Auf" 1963 Luisenthal und Träger des Bundesverdienstkreuzes hat nach siebenjähriger Recherche- und Schreibarbeit rechtzeitig zum 50. Jahrestag des schwersten saarländischen Grubenunglücks ein über 200 Seiten starkes Gedenkbuch verfasst. Es heißt "Der schwärzeste Tag!".
Dass der Titel mit einem Ausrufezeichen versehen wurde, ist ein deutlicher Hinweis auf die Emotionalität, mit der Thurn die Erlebnisse zu einem Buch verarbeitet hat. Trotz Krankenscheines meldete er sich damals als Mitglied der Grubenwehr freiwillig zum Rettungsdienst untertage. "Wir haben fast nur Tote gefunden, aber auch den letzten Überlebenden", erinnert er sich.
Bergwerksdirektor i.R. Gerhard Bronder würdigt in seinem Grußwort, dass dem Verfasser "eine Ehrenerklärung an die Luisenthaler Bergleute" gelungen sei, und zwar an die lebenden und die toten Kameraden. Alle Opfer sind übrigens namentlich mit ihrem Wohnort genannt. Das Buch lebt von der unbeirrbaren Meinungsstärke eines leidenschaftlichen Bergmannes. Thurn lobt Männer und Frauen, die ihre Pflicht taten oder gar noch mehr, als sie mussten. Er tadelt die fehlende Sensibilität der Politiker, die den jährlichen Gedenkfeiern fernbleiben, er unterstreicht Passagen, die er für besonders wichtig hält und redet den Leser bisweilen persönlich an. Besonders hervorzuheben ist Thurns Leistung, etliche Zeitzeugen für Gastbeiträge gewonnen zu haben. In eindringlichen, einfachen Worten schildern Überlebende und auch Angehörige von Opfern den 7. Februar aus ihrer Sicht.
Der Verfasser rückt den Leser auch mit Hilfe von Fotos und alten Zeitungsausschnitten wohl so nah an das schreckliche Geschehen, wie es keine frühere Abhandlung je vermochte - ein Buch, das unter die Haut geht. Es biete "viele Erklärungen für die Wurzeln dieses Landes und die Wurzeln seiner Menschen", heißt es im Vorwort des Völklinger Oberbürgermeisters Klaus Lorig.