Grubenlampe brennt jetzt in Trier

Trier/ Ensdorf. Es war ein imposantes Bild am Montag in Trier, als 1200 Bergleute des Saar-Reviers in ihren Uniformen von der Porta Nigra zum Dom marschierten. Die Saarländischen Berg- und Hüttenarbeitervereine ließen ihre Fahnenträger aufmarschieren, die Prozession führte an vielen hundert Schaulustigen vorbei zum Heiligen Rock, der Reliquie Jesu

Trier/ Ensdorf. Es war ein imposantes Bild am Montag in Trier, als 1200 Bergleute des Saar-Reviers in ihren Uniformen von der Porta Nigra zum Dom marschierten. Die Saarländischen Berg- und Hüttenarbeitervereine ließen ihre Fahnenträger aufmarschieren, die Prozession führte an vielen hundert Schaulustigen vorbei zum Heiligen Rock, der Reliquie Jesu. Es war eine saarländische Angelegenheit, dieser historische Marsch, nur wenige Wochen vor der endgültigen Einstellung des aktiven Bergbaus an der Saar.

Saarländer unter sich

Bis auf eine kleine Delegation aus der Eifel waren die Saarländer unter sich. Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU), die den Prozessionsweg mitmarschierte, hatte keinen Amtskollegen bei sich und auch die Kirchenvertreter, die anschließend die Messe hielten, waren bekannte Gesichter: Weihbischof Robert Brahm, Kirchenrat Frank-Matthias Hofmann und Prälat Peter Prassel sind dem Saarland schon lange verbunden und begrüßten die Bergleute in der Konstantin-Basilika zum Ökumenischen Gottesdienst.

Mit Bussen, Autos und der Bahn waren die Bergleute angereist, Mitglieder der Grubenwehr sicherten die Prozession beim Marsch durch die Fußgängerzone, wo das Bild der Bergleute das Lieblingsmotiv vieler Touristen und Pilger mit Fotoapparaten zu sein schien.

Für die Saarländer war es aber keineswegs eine Touristenattraktion oder ein Gag zum Abschied, sondern eine ernste Herzensangelegenheit. Grubenwehrmann Roland Henkel aus Fraulautern: "Für mich stirbt eine lange Tradition im Saarland. Indem wir das Licht nach Trier bringen, kann die Erinnerung an den Bergbau an der Saar erhalten bleiben."

Emotionaler Höhepunkt

Klaus Hiery, Landesvorsitzender der Berg- und Hüttenarbeitervereine, befestigte in der Pauluskapelle, im Kreuzgang des Trierer Doms, eine Grubenlampe, die dort künftig dauerhaft brennen wird. Das war der emotionale Höhepunkt der Mission. Die Lampe ist natürlich eine "gefahrene", also eine, die lange Zeit unter Tage leuchtete. Sie wurde auf eine elektrische Flamme umgebaut. "Wir Bergleute verehren die Heilige Barbara und danken ihr für den Schutz", sagte Hiery, dessen Vereinskameraden die Statue der Schutzheiligen bei der Prozession natürlich auch durch Trier trugen. "Dieses Bild und unser Marsch zum Heiligen Rock war für mich ein unbeschreibliches Gefühl", sagte Grubenwehrmann Rolf Leist aus Wustweiler. "Das geht schon unter die Haut", meinte auch der Saarländische DGB-Chef und Nicht-Bergmann Eugen Roth. RAG Betriebsrat Hans-Jürgen Becker fügte hinzu: "Für jeden von uns war es eine persönliche Verpflichtung heute mitzugehen."

Und so gingen sie geschlossen zur Messe, zur Verehrung des Heiligen Rocks und zur Abschlusskundgebung in den Palastgarten, begleitet von der Bergkapelle Fell und dem Saarknappenchor. Martin Becker, der stellvertretende Betriebsratsvorsitzende im Bergwerk Saar sprach die "Gedanken eines Bergmanns" und äußerte große Enttäuschung über den Förderstopp-Beschluss. Das habe die Bergleute tief getroffen, doch der Glaube sei nicht erschüttert. So wie jede Schicht seit Generationen mit dem Einfahrtsgebet beginne, so sehr sei der Glaube verankert. Am 30. Juni werde eine stattliche Kohlelagerstätte aufgegeben und auch den Nachfolgegenerationen verschlossen. Was bleibe sei ein prägendes kulturelles Erbe. Das Licht der Bergleute ist jetzt in Trier, in Ensdorf wird es am 30. Juni erlöschen.

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