Großes Festival für kleines Geld

Neunkirchen · Am vierten August-Wochenende wird das Rockem wieder das Gelände der alten Schachtanlage Gegenort zum Beben bringen. Die Macher des Musik-Festivals waren vorab schon mal zu Besuch in der Redaktion.

. Michael Wessely ist guter Dinge. Noch fünf Wochen bis Rockem - Und schon 700 Karten sind im Vorverkauf weg. "Es läuft super", freut sich auch Mitgesellschafter Johannes Brendel, der mit in die Redaktion gekommen ist. Nach dem wetterbedingten Minus, das man im vergangenen Jahr gemacht hat - damals noch im Hüttenpark - könnte es dieses Jahr kaum besser sein. Zum Schluss werden es etwa 1200 sein, so schätzt Wessely (bis 2000 wäre machbar). Denn wenn in 14 Tagen die Plakate geklebt werden, die großen Infotafeln aufgebaut sind, dann kommt erfahrungsgemäß der nächste Vorverkaufsschwung. Und an der Abendkasse gehen auch noch Karten weg.

Nicht zuletzt der neue Veranstaltungsort mit Campingmöglichkeit mag für den Ansturm verantwortlich sein. "Und die Leute kommen aus dem ganzen Saarland, sogar von außerhalb, aus dem Ruhrgebiet, der Pfalz und aus Hamburg sogar. Das ist schon toll." Rockem hat sich in den fünf Jahren seines Bestehens einen Namen gemacht. Und das - bis auf eine große saarländische Brauerei - ganz ohne Sponsoren. "Das ist eben nicht so einfach. Sponsoren kriegt man ganz schwer." Ein Grund mehr, warum Wessely sich über den guten Vorverkauf freut. So konnte knapp die Hälfte der 15 Bands schon bezahlt werden. Mit rund 14 000 Euro allerdings muss Wessely zwischenfinanzieren bis zur großen Abrechnung am Schluss. "Aber dieses Jahr werden wir wohl kein Minus machen", zeigt er sich optimistisch. Die jugendliche Crew - "da bin ich mit meinem 27 Jahren schon der Senior" (Wessely) - zwischen 17 und 24 Jahren ist durchweg begeistert von der neuen Veranstaltungsstätte Gegenort-Schacht-Anlage.

Hier eröffnen sich ganz neue Möglichkeiten. Unter anderem auch die des Campierens. Insgesamt gibt es jetzt 250 Plätze. Nachdem die ersten weg gingen wie die berühmten warmen Semmeln, sind vor einigen Tagen noch mal 120 dazu gekommen. 70 waren ratzfatz weg. Für Wessely hat das Geheimnis seines Erfolges zwei Säulen. Zum einen ist das Festival im Vergleich zu anderen nahezu "supergünstig" mit zwölf Euro für einen, 16 für beide Festival-Tage. Zum anderen hat Wessely ein gutes Händchen für Bands. Er weiß sie richtig zu behandeln. "Das ist ganz wichtig", bestätigt Brendel. Vor allem, was die Verpflegung anbelangt, muss alles stimmen. "Da muss man wissen, wer ist Veganer, wer laktoseintolerant, wer allergisch gegen Nüsse. Und alle Wünsche müssen mit einem Lächeln erfüllt werden", weiß Wessely. Kein Problem für ihn und seine Leute. "Vor allem das Frühstück ist wichtig." Das sei schließlich das Letzte, was den Bandleuten in Erinnerung bliebe. Wenn sie dann zurück bei ihrer Agentur sind, überwiegt auf jeden Fall die gute Erinnerung. Und die Agentur schickt wieder Leute zu Rockem. Sicherlich ein Grund, weshalb Bands wie Ohrbooten, Turbostaat und Itchy Poopzkids den Weg an den Gegenortschacht finden. "Letztes Jahr hatten wir als Große Sondaschule. Die haben sicher positiv Werbung für uns gemacht." Doch neben dem Stolz darauf, große Bands nach Neunkirchen zu bekommen, freut sich Wessely auch über lokale Teilnehmer. "Das ist uns ganz wichtig." Und so spielen in diesem Jahr vier lokale Bands. The Maja Project und Captain Risiko (beide Samstag) hat Wessely engagiert, From Fall to Spring (Freitag) und Samarah (Samstag) wurden aus vier vorgeschlagenen Bands auf der Facebook-Seite von Rockem gewählt. Rock ist - wie der Name schon vermuten lässt - die Stilrichtung des Festivals, dazu kommt "jugendlicher HipHop mit Rock-Attitüden". Doch nicht nur die Musik ist Wessely wichtig. Die Menschen, die kommen, sollen sich wohlfühlen. Bereits am Donnerstag, 22. August, können Camper anreisen. Dann wird es schon "so ein bisschen Musik" geben. Abreise ist nach den beiden Festival-Tagen dann am Sonntag.

Das Programm geht bis 24 Uhr, dann ist Aftershow-Party. Alle Verzehr-Stände haben Namen aus Science-Fiction-Filmen (schließlich studiert Wessely Physik). Der Vegan-Stand beispielsweise heißt Area 51, ein Bierstand 10vorne (so heißt die Bar in "Enterprise - The New Generation"). Und dann gibt es da noch die Shots-Bar, an der ununterbrochen der "Cantina-Song" laufen wird. "Die Leiter dürfen tun, was sie wollen. Der wollte das so." Bei Festival-Besuchern bekannt: Schnitzel-Olli. Auch er wird da sein. Gesucht werden noch weitere Künstler, die gerne ihre Werke ausstellen wollen. Die können sich über die Facebook- oder die Internet-Seite melden. Worauf sich Wessely noch freut: Die Komplett-Beleuchtung. Space-Light leuchtet den Turm aus, die Schienen hätte er auch noch gerne ins rechte Licht gesetzt. "Das ist hier halt ein bisschen mehr als nur ein Open-Air mit Musik", bestätigt er. Mit der Location und der Unterstützung durch die Kulturgesellschaft sind die Gesellschafter überglücklich. "Fließend Wasser, richtige Toiletten, Stromanschluss - Alleine das ist für uns schon unglaublich."

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