Große Wallfahrt zur Harlinger Madonna

Harlingen · Nach einem Pilgeramt um 10 Uhr in der Kirche St. Martin Bietzen wird sich die Prozession in Bewegung setzen. Ziel ist die Wallfahrtskapelle in Harlingen, ein barockes Kleinod aus den zwanziger Jahren des 18. Jahrhunderts.

 Ziel der Bittprozession ist die Harlinger Madonna. Foto: H. Kerwer

Ziel der Bittprozession ist die Harlinger Madonna. Foto: H. Kerwer

Foto: H. Kerwer

Bittprozessionen und Wallfahrten zur Gnadenkapelle nach Harlingen im Marienmonat Mai und an Mariä Himmelfahrt am 15. August haben eine jahrhundertealte Tradition und sich bis in unsere Zeit erhalten. Auch in diesem Jahr wird an Mariä Himmelfahrt wieder eine große Bittprozession von Bietzen nach Harlingen stattfinden.

Nach einem vom Kirchenchor mitgestalteten Pilgeramt um 10 Uhr mit Kräuterweihe in der Pfarrkirche St. Martin Bietzen wird sich der Prozessionszug in Bewegung setzen. Der wird vom Musikverein "Cäcilia" Bietzen unter der Leitung von Dirigent Josef Gottdang begleitet. Die Marienandacht um 14.30 Uhr in der Wallfahrtskapelle, gestaltet von der Pfarreiengemeinschaft Merzig St. Peter, wird der Kirchenchor, der an diesem Tag von Seminarist Johannes Kerwer in Vertretung des Regionalkantors Hans-Otto Solty geleitet wird, feierlich begleiten. Auf dem Kapellenfest in der Burgasse können Prozessionsteilnehmer und Pilger verweilen.

Die Wallfahrtskapelle ist ein barockes Kleinod aus den zwanziger Jahren des 18. Jahrhunderts. Sie zählt zu den geschichtlich wertvollen Denkmälern unseres Landes. Dr. Josef Koenen, ein Forscher und Kenner der Kretzschmarschen Baukunst, ordnet dem "Architekten von Rang" dieses Marienheiligtum zu. Die Ausstattung seiner Bauten soll Kretzschmar nur bedeutenden Kräften übertragen haben. Anhand von Stilvergleichen und Aussagen namhafter Historiker und Stuckateurmeister kann laut Josef Koenen nur der Stuckkünstler Michael Eytel aus Weißenborn bei Ulm für die Stuckaturen in Harlingen in Frage kommen, dessen Arbeiten im Schlosse zu Engers am Rhein gesichert sind. Bei der Beseitigung von Kriegsschäden nach dem Zweiten Weltkrieg 1948 gingen die wertvollen Stuckaturen größtenteils verloren, bis auf sieben Engelsköpfe über dem Altarraum, die mit Stuckwerk verzierte Konsole an der Westwand mit der Barockmadonna und dem kostbaren, baldachinartigen Stuckrahmen sowie die Konsole an der Ostwand mit der vollplastischen, auf die Wand aufgebrachte Figur des heiligen Josef mit Jesuskind.

Sie bildet mit dem original erhaltenen, baldachinartigen und reich verzierten Stuckrahmen eine Einheit. Der damalige Landeskonservator Dr. Keller bezeichnete die verlorengegangen Stuckaturen als feinste und beste, die es im Saarland gab. Bei der stilgerechten Restaurierung des Sakralraumes in den Jahren 1989 bis 1991 wurde die Stuckierung mit den vier Evangelisten und den Fensterbekrönungen von dem namhaften Stuckkünstler Werner Schwendner aus Augsburg ausgeführt. Die Josefsfigur wurde nach noch vorhandener Farbgebung von Kirchenmaler Peter Engelbert aus Augsburg restauriert.

Quelle: Monatsbeilage der Merziger Volkszeitung "Unsere Heimat" Nr. 3 vom 3. Juni 1933. Fotos und Text: Bruno Welsch, 8. 2013

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