Große Freude über „Paul“

Steinberg · „Paul“ ist eine tragbare Wasseraufbereitungsanlage. Damit können nun die Kinder der Ein-Euro-Schule in Monopol in Äthiopien zuverlässig mit sauberem Trinkwasser versorgt werden.

 Der erste Test: Das von „Paul" aufbereitete Wasser schmeckt. Foto: privat

Der erste Test: Das von „Paul" aufbereitete Wasser schmeckt. Foto: privat

Foto: privat

Paul kommt ganz schön rum. Schon zum zweiten Mal machte er sich auf den Weg nach Äthiopien. "Paul" steht für Portable Aqua Unit for Lifesaving, übersetzt: ein tragbares Gerät zur dezentralen Wasseraufbereitung zur humanitären Hilfe. Paul war aber nicht alleine: Stefan und Carmen Koscheny aus Steinberg machten sich mit dem an der Universität Kassel entwickelten Wasserrucksack Mitte Juni auf nach Äthiopien, um die Kinder der Ein-Euro-Schule in Monopol mit sauberem Trinkwasser zu versorgen.

"Unser Kontakt vor Ort war der 22-jährige Silas Porten aus Hermeskeil, der vor drei Jahren gemeinsam mit unserem Sohn Tim ein soziales Jahr an der Ein-Euro-Schule in Monopol absolvierte", berichtet das Ehepaar. Er habe sich für ein Leben in Äthiopien entschieden und arbeite für die inländische Hilfsorganisation "Noble Action". Auf dem Weg zu ihrem eigentlichen Ziel machten die Koschenys halt in Nazret. In der Bezirkshauptstadt mit 300 000 Einwohner lebt Silas, wie Stefan und Carmen Koscheny erzählen, in einem Haus mit deutschem Standard. "Es gibt Strom, ein Badezimmer mit fließendem Wasser und saubere Betten."

Ganz anders sieht es jedoch in Monopol, Pauls neuer Heimatstadt, aus: "Hier gibt es kaum Strom, kein fließendes Wasser und Hütten aus Lehm und Stroh", erläutern die Koschenys weiter. "Als sich das Tor der Ein-Euro-Schule öffnete, stürmten 480 Schüler auf uns ein."

Silas besuche regelmäßig die Schule und sei deshalb bei allen bekannt, erzählen sie. Aber auch Stefan und Carmen Koscheny wurden, da sie vor zwei Jahren schon mal da gewesen waren, erkannt und freudig begrüßt. "Weil die Kinder schon in der Vorschule Englischunterricht haben, können wir uns auch verständigen", fahren die beiden fort.

Am Nachmittag verließen die Kinder das Schulgelände, sodass Paul in Betrieb genommen werden konnte. "Das war auch dringend notwendig: Das Wasser in der Zisterne der Schule und im nahegelegenen Fluß, dem Awash, ist bakteriell verunreinigt und die Lehrer und Lehrerinnen können es nicht an die Schüler verteilen." Da es auch eine Aufgabe der Schule sei, die Kinder auf die notwendigsten Hygienemaßnahmen, nämlich regelmäßiges Händewaschen und sauberes Wasser trinken, hinzuweisen, äußerte Silas vor einigen Wochen den Wunsch nach einem Wasserfilter. "Dank großzügiger Spenden, unter anderem von der Geschäftsführung und den Mitarbeitern der Vertriebsabteilung bei ThyssenKrupp in Lockweiler und in Heilbronn konnte dieser Wunsch erfüllt werden", betont das Paar.

Am Abend waren die beiden in eine evangelikale Kirchengemeinde in der nahe gelegenen Kleinstadt Bole eingeladen. "Der gemeinsame Glaube an Jesus Christus verbindet uns trotz sprachlicher und kultureller Unterschiede. Und hier steht der Wasserfilter, den wir vor einigen Monaten nach Äthiopien gebracht hatten. 400 Kirchenmitglieder freuten sich über das gereinigte und gut schmeckende Wasser. "Paul leistet hier gute Dienste", erzählen die Koschenys stolz.

Am folgenden Morgen wurde nach dem Morgenappell mit Fahnenzeremonie und Singen der Nationalhymne, in Äthiopien in allen Schulen vor Unterrichtsbeginn üblich, den Kindern der Wasserfilter präsentiert. "Das Gerät ist ganz einfach zu bedienen", erklärten sie den Kindern. "Man schüttet oben dreckiges Wasser rein und unten läuft sauberes raus. Ohne Strom und Chemie werden Sand, Bakterien und Viren herausgefiltert."

Die Kinder staunten. Jeder wollte das Wasser probieren und begeistert umarmten sie den Wasserfilter. "Wir freuen uns mit und sind dankbar, dass wir uns mit Paul auf die Reise zur Ein-Euro-Schule in Monopol, Äthiopien machen und helfen konnten", schließen die Koschenys.

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