Filmstart Immenhof Große Emotionen aus dem kleinen Saarland

Perl-Borg/Saarbrücken/München · Vor mehr als 60 Jahren verzauberte der erste „Immenhof“-Film die Nachkriegsgeneration. Jetzt kommt das Remake – mit saarländischer Beteiligung.

     Schauspieler Heiner Lauterbach geht während der Dreharbeiten zu dem Film „Immenhof – Das Abenteuer eines Sommers“ auf die Kamera zu. Das Filmteam drehte elf Tage auf dem saarländischen Gestüt Peterhof.

Schauspieler Heiner Lauterbach geht während der Dreharbeiten zu dem Film „Immenhof – Das Abenteuer eines Sommers“ auf die Kamera zu. Das Filmteam drehte elf Tage auf dem saarländischen Gestüt Peterhof.

Foto: dpa/Oliver Dietze

Schon nach den ersten Sekunden der Vorschau ist klar: Ab morgen werden in deutschen Kinos die Tränen fließen: Streicher-Musik, tiefe Blicke, starke schöne Frauen, ein Widersacher, große Worte wie Mut, Glaube und Wunder – und Pferde, Pferde und nochmal Pferde. Mehr als 300 waren an der 99-Minuten-Produktion beteiligt, um genau zu sein. Mal wild galoppierend und ästhetisch inszeniert vor der Weite eines Strandes, mal in Nahaufnahme mit großen traurigen Augen.

Der Kinofilm „Immenhof – Das Abenteuer eines Sommers“ will „große Emotionen auf die Leinwand bringen“, verrät sein Produzent Frank Meiling – und das mit Bildern, die im vergangenen Sommer an elf von 40 Drehtagen im Saarland, auf dem Gestüt Peterhof in Perl-Borg, entstanden sind. Der fünf Millionen Euro teure Film erzählt die Geschichte der drei Schwestern Lou (Leia Holtwick), Charly (Laura Berlin) und Emmie (Ella Päffgen), die nach dem Tod des Vaters den herunter gewirtschafteten Immenhof retten müssen – und dabei immer wieder Ärger mit dem unfreundlichen Besitzer des Nachbargestüts Jochen Mallinckroth (Heiner Lauterbach) bekommen. Hauptfigur Lou sieht nur einen Ausweg: Sie lässt sich auf einen riskanten Deal mit Mallinckroth ein. Regisseurin der modernen Adaption der fünf Filmklassiker von „Die Mädels vom Immenhof“ (1955) bis zum „Frühling auf Immenhof (1974) ist Sharon von Wietersheim. Frech sagte sie am Sonntag bei der Premiere im Münchner Mathäser Filmpalast: „Meine Stars sind die Pferde, dann kommt erst Lauterbach.“

  Darstellerin Lou (Leia Holtwick) hat eine große Bindung zu Pferden und nimmt es mit Jochen Mallinckroth (Heiner Lauterbach) auf.

Darstellerin Lou (Leia Holtwick) hat eine große Bindung zu Pferden und nimmt es mit Jochen Mallinckroth (Heiner Lauterbach) auf.

Foto: © 2018 Concorde Filmverleih GmbH

Von Wietersheim und Meiling möchten zwei Botschaften mit dem Film, den sie auch in Bayern und Mitteldeutschland gedreht haben, transportieren: Tierschutz und dass es zum Teil gegen die Natur sei, was Leistungssportpferden abverlangt werde. Und: „Dass wir viele starke Frauen in dieser Welt brauchen, die sich nicht mit einem Nein begnügen.“ Damit trägt Regisseurin von Wietersheim den Geist der ersten Immenhof-Filme aus der deutschen Nachkriegszeit weiter: Carola Bornée, heute 94, hat sie als erste Frau produziert und so die Geschlechterrolle des Kinos revolutioniert. Bornée ist nun „Ehrenproduzentin“ des Remake und hat sich abends, wie Meiling erzählt, die Muster der gedrehten Szenen angesehen. Auch jene, die auf dem Gestüt Peterhof in Perl-Borg entstanden sind. Im Film lebt hier Antagonist Mallinckroth, der den Immenhof-Mädchen das Leben schwer macht. „Ursprünglich“, verrät Meiling, „war das Saarland überhaupt nicht als Drehort für unsere deutsch-belgische Co-Produktion vorgesehen“. Aber: Er hatte Fotos des 30 Hektar großen Gestüts Peterhof in Perl-Borg im Internet gefunden und sich „verliebt“: „Diese weißen Zäune, diese Weitläufigkeit – das hat so etwas edles, großes, reiches“, schwärmt er noch jetzt. Da die Film-Szenen um den modernen Hof eigentlich in Belgien gedreht werden sollten, schickte er seine Motiv-Scouts mit Fotos vom Peterhof los, damit sie dort nach einem ähnlichen Gestüt suchen. Vergeblich. „Ich wurde immer verzweifelter, schaute schließlich bei google maps nach, wo Perl-Borg überhaupt liegt und rief einfach da an“, schildert er die Suche. Wenige Tage später steht er auf dem Hof – und trifft auf „eine große Offenheit“.

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Dreharbeiten zu dem Film „Immenhof“

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Foto: © 2018 Concorde Filmverleih GmbH

„Wir waren selbst überrascht und natürlich auch stolz, als die Anfrage kam. Wir haben spontan zugesagt. Jeder Reiter kennt die Immenhof-Serie und außerdem hat die Regisseurin Sharon von Wietersheim die gleiche Einstellung zur Tierhaltung wie wir“, begründen Professor Edwin Kohl und seine Frau Arlette Jasper-Kohl, Besitzer des Gestüts, auf der Internetseite des Peterhofs ihre Entscheidung. Und: Sie hätten es für das Saarland getan. „Beide haben unsere Premiere am Sonntag hier in München besucht. Für den Fall, dass es einen weiteren Film gibt, haben wir uns schon wieder auf dem Peterhof eingeladen“, sagt Meiling und lacht.

Nicht nur die Besitzer des Gestüts und ihre Mitarbeiter lobt er über den grünen Klee („Da ist jeder in das Kostüm gesprungen und hat als Komparse mitgemacht“), sondern auch die Saarland Medien, die den Film mit 10 000 Euro gefördert hat („Das lief so nett und unkompliziert“). Für deren Geschäftsführer Uwe Conradt ist Immenhof ein echter Glücksfall: „Andere Filmförderungen haben Hunderttausende in diesen Film gesteckt und hatten weniger Drehtage als wir in ihrem Bundesland.“ Immenhof, sagt er, zeige, dass es immer wieder ein Argument für das Saarland als Drehort sei, „wenn wir so tolle Schmuckstücke wie den Peterhof vorweisen können. An dem kam der Produzent einfach nicht vorbei.“ Ähnliche Strahlkraft hätten – je nach gewünschter Kulisse – zum Beispiel die Völklinger Hütte, das Besucherbergwerk in Velsen oder der Keltenring in Otzenhausen, der bislang nach Conradts Auffassung „völlig unterbewertet ist, ein Wahnsinns-Motiv“.

Das Beispiel Immenhof zeigt für den Geschäftsführer der Saarland Medien aber auch, dass die Filmförderung im Saarland leider „sehr bescheiden“ unterwegs ist. Spätestens, wenn das Saarland 2020 mehr Mittel aus dem Länderfinanzausgleich bekommt, müsste sich daran nach seiner Auffassung etwas ändern: „Wir haben seit 20 Jahren 85 000 Euro pro Jahr zur Verfügung, das ist ab einem gewissen Punkt nicht mehr zeitgemäß.“ Denn Film könne ein echter Image-Faktor sein und eine Investition in den Tourismus. Allein die Macher von Immenhof haben nach Angaben von Produzent Frank Meiling mehrere hunderttausend Euro im Saarland ausgegeben. „Wir sollten den Anspruch haben, öfter solche Produktionen ins Land zu bekommen. Dieser Film“, so Conradts Fazit, „sollte uns Selbstvertrauen geben.“ Ein Satz ganz im Sinne der Immenhof-Schwestern.

Der Film „Immenhof – Das Abenteuer eines Sommers“ läuft ab Donnerstag in saarländischen Kinos an.

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