Große Aufregung um neuen BusfahrplanDer Spurt zum Gleis nützt jetzt nichts mehr

Großrosseln/ Völklingen. Bei Christine Schmidt aus Karlsbrunn ist der erste Zorn wieder verraucht. Die Mutter einer Warndtgymnasiastin sagt am Telefon, sie habe in der Schule gehört, dass nun doch nach der 8. Schulstunde ein Bus fahre. Dessen Fehlen hatte sie in der ersten Schulwoche auf die Palme gebracht

 Unterrichtsschluss im Warndtgymnasium am Freitagmittag: An der Bushaltestelle Rotweg, direkt vor der Schule, herrscht kräftiges Gedränge. Foto: Becker & Bredel

Unterrichtsschluss im Warndtgymnasium am Freitagmittag: An der Bushaltestelle Rotweg, direkt vor der Schule, herrscht kräftiges Gedränge. Foto: Becker & Bredel

Großrosseln/ Völklingen. Bei Christine Schmidt aus Karlsbrunn ist der erste Zorn wieder verraucht. Die Mutter einer Warndtgymnasiastin sagt am Telefon, sie habe in der Schule gehört, dass nun doch nach der 8. Schulstunde ein Bus fahre. Dessen Fehlen hatte sie in der ersten Schulwoche auf die Palme gebracht. In der Oberstufe - ihre Tochter besucht die elfte Klasse - sei halt öfter bis nachmittags Unterricht. Und nach dem Schulschluss um 15.05 Uhr bis 15.55 Uhr auf den Bus nach Hause warten, "das geht nicht". Aber jetzt gibt es einen Zusatz-Bus, 15.10 Uhr. "Das haben wir nach der Beschwerde sofort erledigt", sagt Ralf Schmitt, Geschäftsführer der Völklinger Verkehrsbetriebe (VVB).Die VVB und die Firma Baron sind neue Betreiber der Rosseler Buslinien. Und haben - aus Kostengründen (siehe "Hintergrund") - eines geändert: In Rosseln fährt jetzt eine Ring-Linie; nach oder von Völklingen muss man am Rotweg umsteigen. Das hat viel Kritik geweckt. Etwa in der Erweiterten Realschule Großrosseln. Statt zweier Busse, berichtet Schülersprecherin Louisa-Maria Lorson, gebe es nur noch einen, der Schüler aus Völklingen zum Unterricht nach Emmersweiler bringe. In Großrosseln müssten noch Schüler zusteigen, obwohl der Bus schon am Rotweg überfüllt sei. Fange die Schule erst zur zweiten oder dritten Stunde an, komme man viel zu früh oder zu spät. Und sei nach der vierten Stunde Schluss, fahre gar kein Bus. Die Schüler sind sauer, das macht Louisa-Maria Lorson sehr deutlich. Was Ralf Schmitt nicht ganz verstehen kann: An den Schüler-Verbindungen zur ERS in Emmersweiler habe sich nichts Grundsätzliches geändert, sagt er. Extra-Schülerbusse zur zweiten oder dritten Stunde oder nach der vierten habe es auch vorher nicht gegeben. Und: "Wir haben gezählt", überfüllt sei kein Bus gewesen - "in einen normalen Linienbus passen 80 Leute".

Busverspätungen sind ein Extra-Kapitel. Durch sie, monieren Jörg Huwig aus Lauterbach und Maria Thiel aus St. Nikolaus, seien ihre Kinder jetzt fast täglich zu spät im Völklinger Albert-Einstein-Gymnasium eingetroffen. Da verspricht Schmitt Besserung: Ab Mittwoch würden die Schülerbusse ein paar Minuten vorverlegt, so dass es mit der Pünktlichkeit klappen müsste. Den Schulen wollen die Bus-Betreiber die neuen Pläne zufaxen, damit sie die am Schwarzen Brett aushängen können. Verspätungen, durch die Kinder Anschlüsse in Großrosseln verpassen, wie Heike Remm aus Großrosseln und Silvia Scholz aus Emmersweiler kritisieren? "Großrosseln ist kein Anschlusspunkt", sagt Schmidt. Sondern der Rotweg. Und dort gelte "Anschlusssicherung" als oberstes Gebot, sprich: Wenn Bus A Verspätung habe, warte Bus B auf ihn.

Frank Bernhard aus St. Nikolaus vermisst den Bus um 7.28 Uhr, der seine Kinder bisher zur Schule gebracht hat, "morgens die Hauptverbindung vom Warndt zum Warndtgymasium". Auf Nachfrage habe man ihn auf den Bus um 7.10 Uhr verwiesen; der aber sei nicht neu. Neu sei dafür eine Fahrt, die um 7.43 Uhr in St. Nikolaus beginne und um 8.02 Uhr am Rotweg ende. Bernhard fragt sich, wie sinnvoll das wohl sei: Die Schule beginnt um Punkt acht Uhr. Auch da, sagt Schmitt, werde die Schülerbus-Zeit geändert: 7.33 Uhr statt 7.43 Uhr - dann sollte es wieder passen. Völklingen/Großrosseln. Die Sache mit den Anschlüssen ist nicht nur für Schüler ein Problem. Sondern auch, beispielsweise, für die Heidstockerin Julia Klein. Sie studiert in Saarbrücken. Zuvor, sagt sie, habe es funktioniert mit dem Anschluss vom Bus zur Bahn, auch wenn sie am Bahnhof manchmal einen Sprint einlegen musste. Jetzt nicht mehr, weil die Busse vom Heidstock drei Minuten später dran sind als vorher. Ärgerlich vor allem tagsüber, wenn sie zur Uni müsse; denn da fahren viel weniger Züge als am Morgen. Der Sprint, meint VVB-Geschäftsführer Ralf Schmitt, sei hier das entscheidende Stichwort: "So sportlich sind nicht alle Fahrgäste" - es habe Beschwerden gegeben über zu knappe Umsteigezeiten am Bahnhof. Der Fahrplan sei nun darauf angelegt, dass die Busse "zwischen den Zügen" ankommen. So habe man auf jeden Fall zehn Minuten Zeit zum Umsteigen, auch wenn mal ein Bus verspätet sei.

Christine Schreiner aus Dorf im Warndt hat der SZ-Redaktion geschrieben: "Ich finde es unmöglich, wie man Großrosseln so von der Außenwelt abschneiden kann." Hintergrund: Um morgens um acht an ihrer Püttlinger Arbeitsstelle zu sein, ist sie bisher per Bus direkt zur Völklinger Neubergerhalle gefahren und dort ins Auto einer Kollegin umgestiegen. Das geht wegen der geänderten Linienführung nicht mehr. Vielleicht, überlegt Ralf Schmitt, sei für sie ja einer der Schülerbusse - mit denen jeder mitfahren könne - eine Lösung? "Das lasse ich mal nachsehen", verspricht er.

Und er hat auch eine Antwort parat auf Silvia Scholz' Frage, warum Busfahrer nicht untereinander Kontakt halten, um auf Verspätungen reagieren zu können: Ein rechnergestütztes Betriebsleitsystem befinde sich in der Testphase. Bei den VVB-Bussen sei die nötige Technik schon eingebaut, bei den Baron-Bussen würden die Bordcomputer nach und nach aktualisiert. Allerdings, dämpft Schmitt allzu hohe Erwartungen, werde es wohl noch dauern, bis das Ganze wie gewünscht funktioniere. Foto: becker & Bredel

Hintergrund

Die Völklinger Verkehrsbetriebe (VVB) haben, wie berichtet, gemeinsam mit der Großrosseler Firma Baron die Buslinien in Großrosseln übernommen. Sie wollen sie "eigenwirtschaftlich" betreiben, sprich: eine schwarze Null schreiben, damit sie ohne öffentliches Geld auskommen. Der vorherige Betreiber RSW hatte die Konzession gekündigt und bei seinem neuen Angebot einen Zuschuss von 420 000 Euro jährlich gefordert. Bedient werden die Rosseler Linien jetzt im Stundentakt. Verdichten, sagt VVB-Geschäftsführer Ralf Schmitt, könne man - aus wirtschaftlichen Gründen - außerhalb der (Schüler-)Spitzenzeiten nur da, wo wirklich Bedarf bestehe. Das festzustellen, auch mit Fahrgastzählungen, werde der nächste Schritt sein, wenn der Schülerverkehr erstmal richtig laufe. Wer zu bestimmten Zeiten einen Bus brauche, solle sich bei den neuen Betreibern melden, rät Schmitt. Er könne zwar nicht versprechen, jeden Wunsch zu erfüllen. Geprüft würden aber alle.

Kontakt: Völklinger Verkehrsbetriebe, Thorsten Gundacker-Dollak, E-Mail t.gundacker-dollak@swvk.de dd

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