Hoch hinaus zu Bergen, Burgen, Halden und Sehenswürdigkeiten Eine reizvolle Bergehalde und grandiose Aussichten über die Landeshauptstadt (mit Bildergalerie)

Serie | Saarbrücken · Die markantese Bergehalde in unserer Region ist der Spitzkegel an der Grühlingstraße. Sie hat einen literarischen Aufstieg und eine schöne Aussichtsplattform zu bieten.

Ausflug zur Bergehalde Grühlingstraße in Saarbrücken
23 Bilder

So sieht es jetzt im Winter auf der Bergehalde Grühlingstraße aus

23 Bilder
Foto: Thomas Reinhardt

Der Steinkohlenbergbau im Saarland hat markante Landmarken und reizvolle Relikte hinterlassen. Eine spannende Bergbaufolgelandschaft ist der rund 6.000 Hektar große Saarkohlenwald. Hier verbindet ein 45 Kilometer langer Rundweg verschiedene Halden.  Die beiden mächtigen Plateauhalden Göttelborn und Lydia in Camphausen haben wir in unsere Serie bereits vorgestellt. Heute besuchen wir eine relativ kleine, aber höchst markante Spitzkegelhalde: die Bergehalde Grühlingstraße an der Autobahn A 623 vor den Toren der Landeshauptstadt.

Am einfachsten ist sie über die Camphauser Straße zu erreichen. Parken können Interessierte an der Saarlandhalle,  dort die Straße überqueren und dem Weg an der Camphauser Straße folgen bis zu einer Schranke. Hier startet die kleine Saarbrücker Wanderroute über einen Waldweg (parallel zur Autobahn) direkt in den Wald. Dem Symbol „Grüner Stern“ folgend, geht es weiter durch den Wald bis nach rund einer halben Stunde  der Fuß der Halde erreicht ist. Dort treffen wir auch auf den Haldenrundweg.  

Der Aufstieg zum Spitzkegel geht über die Ostflanke, hier fuhren früher die Kippwagen per Schrägaufzug nach oben.  Heute führt ein breiter Weg zum Gipfel in 325 Meter Höhe. Im Rahmen des Projekts „Regionalpark Saar“ um das Jahr 2000 wurde hier ein „Literarischer Gedankenaufstieg“ angelegt. 14 Steinstufen gliedern den Weg nach oben, in die schmalen Stufen wurden Teile des Werkes  „Die Kinder der Toten“ der österreichischen Schriftstellerin und Literaturnobelpreisträgerin Elfriede Jelinek eingraviert.

„Im Gebirge, wo die Beschaulichkeit leicht von Blitzen zerrissen werden kann, diesen vorübergehenden Schrecken, die im Grunde wenig hervorbringen, aber viel kaputtmachen, im Gebirge sind ein paar Menschen verschwunden.“ Diese Zeilen stehen auf den ersten beiden Stufen. Wer mag, kann mit gesenktem Blick von Stufe zu Stufe und Textzeile zu Textzeile lesend den steilen Anstieg bewältigen.

Auf dem Plateau reckt sich seit 1994 ein weithin sichtbares Holzkreuz gen Himmel. Gut zehn Jahre später wurde um das Kreuz eine Aussichtsplattform geschaffen. Von hier und den Rändern der Halde bieten sich den Besucherinnen und Besuchern prächtige Aussichten in alle Himmelsrichtungen.  Hier liegen einem das Fischbachtal und der Saarkohlenwald zu Füßen, die Blicke reichen zur Halde Maybach und nach Göttelborn mit dem Förderturm „Weißer Riese“ und dem Kraftwerk Weiher, ins Sulzbachtal mit Jägersfreude und ins Tal der Saar.  2020 hat die Landeshauptstadt Saarbrücken das verwitterte und durch Vandalismus beschädigte Plateau der Halde als Aussichtspunkt mit Gipfelkreuz saniert. Ebenso wurde der „Literarische Gedankenaufstieg“ aus 14  Granitstufen aufgefrischt.

Ein besonderes Erlebnis ist aber auch die Halde selbst, die von 1957 bis 1968 betrieben wurde. Ihr Gipfel überragt das natürliche Relief des Saarkohlenwaldes an der höchsten Stelle um 65 Meter.  Vor allem auf der noch weitgehend vegetationsfreien Westseite prägen tief eingeschnittene Erosionsrinnen die Oberfläche des Spitzkegels, erinnern ein wenig an einen Elefantenrücken mit stark strukturierter, faltiger Haut.

Sehr schön heben sich bei schönem Wetter die grau-schwarzen Flanken des Schlackenberges gegen den blauen Himmel ab. Vereinzelte Bäume, vor allem schlanke Birken, krallen sich in den schwarzen Boden. Aus dem ragen im Gipfelbereich an einigen Stellen Stücke von dicken, verrosteten Seilen - stumme Zeugen des Steinkohlenbergbaus, der unsere Region so lange und stark geprägt hat.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort