"Größtes Abenteuer unseres Lebens"

Eine gute Woche sind sie zurück aus Rio de Janeiro, 14 Neuntklässler vom Stadtgartengymnasium Saarlouis (SGS). Drei Wochen waren sie auf Gegenbesuch bei brasilianischen Austauschschülern. Schüleraustausch mit Brasilien ist trotz Globalisierung immer noch eine Besonderheit. "Es war das größte Abenteuer unseres Lebens", berichten vier der SGS-Schüler, allesamt 14 Jahre alt

Eine gute Woche sind sie zurück aus Rio de Janeiro, 14 Neuntklässler vom Stadtgartengymnasium Saarlouis (SGS). Drei Wochen waren sie auf Gegenbesuch bei brasilianischen Austauschschülern. Schüleraustausch mit Brasilien ist trotz Globalisierung immer noch eine Besonderheit."Es war das größte Abenteuer unseres Lebens", berichten vier der SGS-Schüler, allesamt 14 Jahre alt. Noch stehen sie unter dem Eindruck, eine ganz andere Welt erlebt zu haben. Hinfahren, sagen alle vier sofort, würden sie am liebsten sofort nochmal. Ina Eidner: "Ich habe mich sofort wohlgefühlt, am liebsten würde ich da hinziehen. Ich weiß nicht, warum. Die Leute sind ganz anders drauf als hier." Die Jugendlichen erlebten eine Welt von Gegensätzen.

Sie lebten zwei der drei Wochen bei eher wohlhabenden Gastfamilien in Rio. Deren Kinder besuchen die "Escola Alemã Corcovado - Deutsche Schule Rio de Janeiro". Eine Privatschule, erklärt SGS-Lehrer Christian Lanyi, "durchaus eine Elite-Schule". Lanyi lebte selbst von 2001 bis 2010 in Rio, er war stellvertretender Leiter dieser Schule. Aufenthalte der Schüler in Deutschland gehören zum Lehrplan. So kamen die jungen Brasilianer, eine Achter-Klasse, nach Saarlouis. Man kannte sich also schon ein bisschen.

Was so anders war in Rio, das können die jungen Saarlouiser nur schwer konkret benennen.

Ina: "Die Schule war viel kleiner als unsere, alles ging viel entspannter. Lockerer, aber auch nicht so konsequent und lauter." Und die "reichen Leute dort sind nicht eingebildet". Alisha Leimroth: "Von Anfang an wurde ich in der Familie herzlich aufgenommen." Unter den Schülern, wundert sich Alisha, "war es ganz egal, welche Klamotten man anhatte". Julius Krevet: Lockerer ging es zu in der Schule, bestätigt er. "Jeder hilft jedem, auch im Privatleben. Auch Lehrer und Schüler." Dennis Richter: "Das Leben war viel entspannter als hier. Sehr liebevoll."

Julis Krevet sagt, er hätte mehr Kriminalität erwartet. "Ich hatte nie das Gefühl, gefährdet zu sein." Lanyi hat den Vergleich mit früheren Jahren: "In den letzten drei Jahren hat sich da viel getan." Die kommende Weltmeisterschaft und die Olympischen Spiele hätten was verändert. "In den Favelas zum Beispiel ist jetzt eine Befriedungspolizei nach dem Beispiel Kolumbiens. Dort erlebt man derzeit eine Epoche der Ruhe und der Entwicklungsmöglichkeiten. Es ist Optimismus spürbar. Die Kriminalität ist extrem zurückgegangen."

Im Alltagsgespräch, berichten die jungen Leute, habe Kriminalität keine Rolle gespielt. Aber auch die rasante wirtschaftliche Entwicklung, die Brasilien derzeit erlebt, sei nicht ausdrücklich Thema gewesen.

Favelas, die Viertel mit extremer Armut: Auch dort waren die Saarlouiser. Ina: "Da ist uns zuerst der Dreck auf den Straßen aufgefallen. Und die Enge. Die beiden Jungs haben sich über die kleinen Wohnungen mit ganz niedrigen Decken gewundert. "Erschreckend zu sehen, wie die Menschen da leben. Aber auch wieder schön zu sehen, dass die Kinder etwas lernen wollen. Lebensfreude, aus sich was machen wollen, sie haben viel gelacht." Alisha: "Da war eine Musikschule in einer Favela, es hat mir gefallen, dass den Kindern so etwas geboten wurde." Ein Besuch galt auch Aleksander Henry Laks. Der 84-jährige hat seine Familie in einem KZ verloren. Seit 60 Jahren lebt er in Brasilien. Andere SGSler haben in ihrem Projekt "View" vergangenes Jahr seine Erinnerungen ins Deutsche übersetzt. Und sie suchen einen Verlag, der das Buch druckt.

Laks habe die jungen Saarlouiser sehr herzlich und zudem sehr persönlich empfangen, berichten die Jugendlichen. Dennis Krevet: "Er hat gesehen, wie sein Vater gestorben ist auf einem Marsch. Er konnte nicht mehr. Sein Vater hat zu ihm gesagt, wenn er überlebt, soll er sich für die Menschheit einsetzen und nicht jeden hassen."

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