Grenzübergreifend gegen Atomkraft

Perl. Eine grenzüberschreitende Expertenkommission soll ein zukunftsfähiges Energiekonzept für die Großregion Saar-Lor-Lux erarbeiten, das mittelfristig eine Abschaltung des umstrittenen Atomkraftwerks Cattenom in Lothringen ermöglicht

 Stéphane Dupré la Tour, Kraftwerkschef in Cattenom, Frankreichs Generalkonsul Philippe Cerf und Lothringens Regionalratspräsident Jean-Pierre Masseret (v.l.) bei der Sitzung der Kommission. Foto: rup

Stéphane Dupré la Tour, Kraftwerkschef in Cattenom, Frankreichs Generalkonsul Philippe Cerf und Lothringens Regionalratspräsident Jean-Pierre Masseret (v.l.) bei der Sitzung der Kommission. Foto: rup

Perl. Eine grenzüberschreitende Expertenkommission soll ein zukunftsfähiges Energiekonzept für die Großregion Saar-Lor-Lux erarbeiten, das mittelfristig eine Abschaltung des umstrittenen Atomkraftwerks Cattenom in Lothringen ermöglicht. Diese Forderung hat der Ausschuss für Katastrophenschutz des Interregionalen Parlamentarierrates (IPR) auf einer Sitzung am Freitag in Perl an den für nächste Woche anberaumten Gipfel des Großregion gerichtet.Dem IPR gehören Vertreter der regionalen Parlamente im Saarland, Rheinland-Pfalz, Luxemburg, Lothringen, der Wallonie und der französischen Gemeinschaft in Belgien an. Diese Energiekommission soll mit Vertretern sowohl des IPR als der legislativen Ebene wie auch des Gipfels der Großregion, dem vorrangig Regierungsvertreter angehören, besetzt sein. Helma Kuhn-Theis, CDU-Landtagsabgeordnete und Präsidentin des IPR, übergab ein Schreiben, in dem die Bildung dieser Kommission vorgeschlagen wird, an Jean-Pierre Masseret, den amtierenden Präsidenten der Großregion. Auch Masseret sprach sich in Perl für eine "Energiewende" in der Großregion aus.

An der Sondersitzung der IPR-Kommission nahmen unter anderem der französische Generalkonsul Philippe Cerf, der saarländische Umwelt-Staatssekretär Klaus Borger, der SPD-Europaabgeordnete Jo Leinen und Stéphane Dupré la Tour, Direktor des umstrittenen Atomkraftwerkes in Cattenom, teil. Dupré la Tour sorgte mit seiner Aussage, er halte eine Laufzeit von 60 Jahren für die Atomanlage für eine "absolut realistische Größe", insbesondere bei den luxemburgischen Vertretern für heftiges Stirnrunzeln. Der Bürgermeister des Grenzortes Remich, Henri Kox, erklärte, es gebe im Großherzogtum einen breiten politischen Konsens, dass man sich auf allen Ebenen für den Ausstieg aus der Atomenergie und die Abschaltung von Cattenom stark machen werde. Jo Leinen plädierte dafür, dass bei der Frage des Weiterbetriebs von Kernkraftwerken die EU ein Mitspracherecht haben solle und diese nicht allein der Entscheidung der Nationalstaaten überlassen bleiben dürfe. Denn das führe im Falle Cattenom, zu einer "schizophrenen Situation": "Die dort gewonnene Energie gehört Frankreich, das Störfallrisiko aber der ganzen Region." cbe

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