Grenzüberschreitende Kooperation Grenzenlose Gesundheit

<irspacing style="letter-spacing: -0.025em;">Saarbrücken</irspacing> · Seit vier Jahren tüfteln Experten an einer saarländisch-lothringischen Gesundheitskooperation. Der Startschuss könnte noch vor der Sommerpause fallen.

 Bei einem medizinischen Notfall muss es schnell gehen. Dann kann es sinnvoll sein, Lothringer, die nahe der Grenze wohnen, in eine saarländische Klinik zu bringen – und umgekehrt.

Bei einem medizinischen Notfall muss es schnell gehen. Dann kann es sinnvoll sein, Lothringer, die nahe der Grenze wohnen, in eine saarländische Klinik zu bringen – und umgekehrt.

Foto: picture alliance / Paul Zinken/d/Paul Zinken

Wenn ein Mensch einen Herzinfarkt erleidet, muss es schnell gehen. Doch was tun, wenn das nächste Krankenhaus gar nicht für akute Herzinfarkte ausgestattet ist? Weder Katheter noch Bypässe legen kann? Für 27 Gemeinden rund um Forbach ist diese Frage seit 2013 geklärt. Seitdem werden Franzosen, die einen akuten Herzinfarkt erlitten haben, direkt ins 13 Kilometer entfernte Völklingen gebracht – statt nach Metz (58 Kilometer) oder gar nach Nancy (100 Kilometer). Was im Bereich Kardiologie bereits funktioniert, soll jetzt auf andere Gesundheitsbereiche ausgeweitet werden.

„Mosar“ heißt die grenzüberschreitende Kooperation, an der lothringische und saarländische Gesundheitsexperten seit 2013 arbeiten. Ihre Idee: Lothringer sollen im Saarland und Saarländer in Lothringen zum Arzt gehen dürfen. Ohne Zusatzkosten. Ohne bürokratische Hürden. Zunächst aber beschränkt auf bestimmte Gemeinden und spezifische Gesundheitsbereiche. Im März 2015 stellten die Projektpartner zusammen mit Regionalverbandsdirektor Peter Gillo das Projekt im Saarbrücker Schloss der Öffentlichkeit vor, danach hörte man lange nichts. Denn die Umsetzung entpuppte sich als extrem kompliziert.

Karin Mertens, Verantwortliche für internationale Beziehungen in der „Agence Régionale de Santé“ (ARS) der Region Grand Est, gestaltet das Projekt seit dem Start mit. Bei der Präsentation im Schloss hielt auch sie eine Umsetzung im Juli 2015 für realistisch. „Da haben wir uns vertan“, sagt sie im Nachhinein. Obwohl die Entwickler der „Mosar“ sehr gut über die Unterschiede im deutschen und französischen Gesundheitswesen informiert waren, habe man einige Schwierigkeiten unterschätzt. Und die gehen über die Sprachbarriere hinaus.

Erstens: die Krankenkassen. In Frankreich gibt es im Gegensatz zu Deutschland nur eine einzige, auf saarländischer Seite habe man dagegen mit insgesamt sechs Kassen verhandeln müssen, denn „wir wollten nicht nur die Patienten einer deutschen Krankenkasse mit ins Boot nehmen“, erklärt Mertens. Auch die Selbstverwaltung der deutschen Kassen und die direkte Konkurrenz untereinander hätten die Verhandlungen erschwert. Zweitens: Die „Mosar“ ist 2013 aus einem Interreg-Projekt heraus entstanden, das 2015 beendet war. Damit sei die Koordinationsebene des Vorhabens weggefallen. Drittens: Die Gesundheitsbereiche, die die „Mosar“ abdeckt. Durch die unterschiedliche Gesetzgebung in beiden Ländern, liegen die Verantwortlichkeiten hier in verschiedenen Institutionen.

Fest steht nun, dass sich die Gesundheitskooperation die ersten drei Jahre auf die Bereiche Kardiologie, Neurochirurgie, Neonatologie (Behandlung von Neu- und Frühgeborenen), Nuklearmedizin und Rehabilitation beschränkt. „Danach evaluieren wir und prüfen, ob die Kooperation für weitere oder sogar alle Gesundheitsleistungen geöffnet werden kann“, sagt Mertens. Gleiches gelte für die Gemeinden, die zur „Mosar“ gehören: Zunächst sind das in Lothringen Forbach und Sarreguemines und im Saarland Saarbrücken, Gersheim und Mandelbachtal. Auch wenn es um einiges länger als geplant gedauert hat, „die Sicherheit der Patienten hat für uns höchste Priorität“, sagt Mertens.

Ist der Startschuss in diesem Jahr also gesichert? Mertens zeigt sich optimistisch: Die Kooperationsvereinbarung werde man noch dieses Jahr unterzeichnen. Die Umsetzung werde im Folgemonat passieren, versichert sie. Das saarländische Gesundheitsministerium zeigt sich noch zuversichtlicher: „Angesichts der hohen Bedeutung wollen wir die Vereinbarung bis zur Sommerpause unterschreiben.“

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