Grazile Boxen aus Neon und Chrom

Uchtelfangen. Nicht nur Musikliebhaber und Nostalgiker geraten ins Schwärmen, wenn sie die Namen Wurlitzer, Rock-Ola, Seeburg oder Ami hören. Manch einer gräbt in den Hosentaschen, auf der Suche nach zwei Groschen. Denn die musste man in der Regel in diese Juke-, oder - wie man hier sagt - Musikboxen einwerfen, damit sie den gewünschten Titel zum Besten gaben

 Martin Quirin neben seiner Wurlitzer 2000 aus dem Jahr 1956, für die er bis in die Schweiz gefahren ist. Foto: Marc Prams

Martin Quirin neben seiner Wurlitzer 2000 aus dem Jahr 1956, für die er bis in die Schweiz gefahren ist. Foto: Marc Prams

Uchtelfangen. Nicht nur Musikliebhaber und Nostalgiker geraten ins Schwärmen, wenn sie die Namen Wurlitzer, Rock-Ola, Seeburg oder Ami hören. Manch einer gräbt in den Hosentaschen, auf der Suche nach zwei Groschen. Denn die musste man in der Regel in diese Juke-, oder - wie man hier sagt - Musikboxen einwerfen, damit sie den gewünschten Titel zum Besten gaben. Mittlerweile sind sie fast gänzlich aus den Kneipen und Bars verschwunden.Es gibt aber nicht wenige, die sich nach den mit Chrom und Neonleuchten ausgestatteten Hit-Lieferanten sehnen, die so viel mehr Charme versprühen als die MP3-Player.Martin Quirin sperrt sich zwar nicht gegen digitale Klangwelten, aber wenn er die Tasten F und 3 seiner "Rock-Ola Tempo II" drückt, wird klar, warum er der Faszination von Musikboxen erlegen ist: Ganz leise fängt die Mechanik der Anlage an zu rattern, die kleine Schallplatte dreht ihre Runden, der Plattenarm fährt aus, bis sich die Nadel sanft auf die Rille der Single senkt, und die ersten Töne von Glenn Millers Klassiker "In the mood" ertönen, unter leichtem Knistern. Alles begann vor etwa 20 Jahren, als Quirin auf der Suche nach einer passenden Aufbewahrungsmöglichkeit für seine Single-Sammlung war. "Ich dachte mir damals: Eine Musikbox ist genau das Richtige. Also habe ich mich auf die Suche gemacht und schließlich eine Musikbox der Firma Bergmann gefunden. Na ja, damit ging es los", sagt der 42-Jährige.

Mittlerweile besitzt er zehn Stück, gibt aber zu: "Die meisten sind noch renovierungsbedürftig." Auf seiner Seeburg VL 200 kann er zwischen 200 Titeln wählen, unterteilt in Kategorien wie ideale Tanzmusik, heiße Musik oder beliebte Melodien. Alle stammen aus dem sogenannten "Silver Age", dem Silbernen Zeitalter der Musikboxen, also aus den 50er Jahren, erzählt Quirin. Als er "durch Zufall und mit viel Glück" erfuhr, dass in der Schweiz eine Wurlitzer 2000, Baujahr 1956, zum Verkauf stand, hat der Sammler nicht lange gefackelt und sich gleich auf den Weg gemacht. Mit Pfennigen kommt man bei dieser Box nicht weit. Hier verlangt es nach "Rappen", wie über dem Einwurfschlitz zu lesen ist.

Quirins Lieblingsstück, zumindest was die Optik angeht, steht jedoch in einer anderen Ecke seines Hauses in Uchtelfangen. "Die Heckflossen, die Panoramascheibe, das verchromte V - das alles erinnert stark an einen Cadillac. Bei keiner anderen Jukebox wurde das sogenannte Car-Styling so umgesetzt wie bei dieser", schwärmt Quirin beim Anblick seiner "Rock-Ola Tempo 1". Und so viel Grazie, Anmut und Coolness verlangt nach der passenden Musik. Taste A und 9. Das Knacken beginnt und Roy Orbison legt los: "Pretty Woman".

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