Gräber sehen heute anders aus

Kreis Saarlouis · An Allerheiligen werden die Friedhöfe wieder zu zentralen Orten der Gläubigen. Dabei überdeckt das gewohnte Lichtermeer die gravierenden Veränderungen bei den Bestattungen. Die sollen heute günstig sein und pflegeleicht.

 Kreuze und Skulpturen bestimmen das Bild des Alten Friedhofs in Saarlouis und sollen Hoffnung vermitteln. Foto: Johannes A. Bodwing

Kreuze und Skulpturen bestimmen das Bild des Alten Friedhofs in Saarlouis und sollen Hoffnung vermitteln. Foto: Johannes A. Bodwing

Foto: Johannes A. Bodwing

Moderne Zeiten sind auf den Friedhöfen angebrochen. Dabei geht es nicht um die Form der Kreuze und Figuren, sondern vor allem um die Art der Bestattungen. Die wandelt sich durch Mobilität, Bevölkerungsrückgang und Überalterung.

Wenig Arbeit

"Das kann man aber nicht verallgemeinern", hieß es bei Markus Hoffmann in Schmelz. Der ist Bestatter und Obmann des saarländischen Bestatterverbandes. Im Schmelzer Raum beispielsweise gebe es vielfach noch Bestattungen, wie man das von früher her kenne. Mit vielen Angehörigen und Freunden, statt kleinem Grüppchen oder sogar anonym. Der Grund sei, dass man sich in kleineren Orten noch kenne. Eine weitere Veränderung habe die Zusammenlegung zu Dekanaten gebracht. Inzwischen seien Pfarrer für so viele Orte zuständig, dass es mit den Terminen eng werde. Als Folge daraus gebe es oftmals Sterbeämter für mehrere Personen gleichzeitig.

Insgesamt sei die Anzahl der Urnenbestattungen hoch, dazu kämen Rasengräber. "Denn oft sind die Kinder weiter weg und die Älteren im Heim." Ein Grab soll dann möglichst wenig Arbeit machen. Gleiches gelte auch für die Friedhöfe selbst. Der Kostendruck führe dazu, diese Anlagen immer rationeller zu gestalten.

Historisch gesehen waren christliche Friedhöfe möglichst im Umfeld der Kirchen angelegt und damit im Zentrum der Dörfer und Städte. Das änderte sich beispielsweise infolge großer Seuchen wie Pest und Cholera. Für die immense Zahl der Toten war bald kein Platz mehr. Hinzu kamen ein kontinuierliches Bevölkerungswachstum und hygienische Gründe. Dadurch finden sich Friedhöfe heute häufig am Ortsrand.

Angehörige sind nicht mehr da

Zwölf Friedhöfe hat die Gemeinde Rehlingen-Siersburg. Dort sind "zirka 70 Prozent Urnenbestattungen", teilte das Friedhofsamt auf Anfrage mit. In diesem Jahr seien es beispielsweise in Gerlfangen bislang drei Bestattungen gewesen, zwei davon Urnen. Und in Rehlingen bei 35 Bestattungen 23 Urnenbestattungen. "Angehörige sind nicht mehr in dem Maße da wie früher", sei einer der Gründe. Außerdem wolle man sich Aufwand und Kosten sparen. Denn ein Urnengrab sei etwa 80 mal 80 Zentimeter groß, ein normales Grab zwei bis vier Quadratmeter.

"Ich denke mal", sagte Anja Dietrich, Leiterin des Saarlouiser Friedhofamtes, "dass die Urnenbestattungen noch mehr werden." Acht Friedhöfe hat die Stadt Saarlouis. Im vergangenen Jahr waren dort von 373 Beisetzungen bereits 251 Urnenbestattungen.

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