"Gottes Grubenlampe erlischt nie"

Ensdorf. Wo früher Hunderte Körbe mit Straßenkleidung an der Decke hingen, sind heute nur noch einige wenige gefüllt. In der Weißkaue des Bergwerks Saar am Standort Ensdorf sieht man, wie nah das Ende des Saar-Bergbaus gerückt ist

Ensdorf. Wo früher Hunderte Körbe mit Straßenkleidung an der Decke hingen, sind heute nur noch einige wenige gefüllt. In der Weißkaue des Bergwerks Saar am Standort Ensdorf sieht man, wie nah das Ende des Saar-Bergbaus gerückt ist.Den traditionellen Umkleideraum der Bergleute wählten gestern ranghohe Vertreter der evangelischen Kirche, um 150 RAG-Beschäftigten Trost zu spenden und Mut für die Zukunft zu machen. Nikolaus Schneider, Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland und Vorsitzender des Rats der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), sowie Christian Schad, Kirchenpräsident der Evangelischen Kirche der Pfalz, sprachen den Bergleuten ihr tiefes Mitgefühl aus. "Das Saarland verdankt dem Bergbau sehr viel," sagte Schneider. Das Ende des Bergbaus sei ein tiefer Einschnitt im Leben der betroffenen Menschen. "Aber wir stehen verlässlich an eurer Seite", sagte der EKD-Ratsvorsitzende zu den Bergleuten. Schneider machte auch Mut für einen Neuanfang nach dem Ende des Bergbaus an der Saar. Ein solcher Neuanfang sei ein seelischer Knochenjob, ähnlich hart der Arbeit unter Tage. "Aber die Kirchen an der Saar werden diesen Neuanfang begleiten", sagte Schneider. "Gottes Grubenlampe" werde nie verlöschen und den Bergleuten auch weiter den Weg weisen.

Die aktuelle Lage der Bergleute, von denen viele auf die Zeche Ibbenbüren in Nordrhein-Westfalen oder in den Vorruhestand wechseln, verglich Schneider mit der Geschichte des biblischen Abraham. Genau wie Abraham müssten die Bergleute in eine unbekannte Zukunft ziehen. "Nachts wird er oft auch wach gelegen haben und Abraham ging sicher auch nicht leichten Herzens. Aber er war sicher, dass Gott ihn nicht verlässt," erzählte Schneider. Im hohen Alter habe sich Abraham auf den Weg gemacht und er habe noch eine riesige Zukunft gehabt. Es sei nie zu spät für einen Neuanfang, sagte der Präses.

Auch Kirchenpräsident Christian Schad ermutigte die anwesenden Bergleute zu einem Neuanfang mit "erhobenem Haupt und einer reichen Tradition im Rücken." Schad würdigte vor allem das geplante Saar-Polygon als gelungene Wahl zur Bewahrung des Bergbauerbes in der Region.

Der Vorstandsvorsitzende der RAG Bernd Tönjes zeigte sich dankbar für die immer wieder gezeigte Solidarität der Kirchen mit den Bergleuten. "Die Kirchen haben eine faire Chance für den Bergbau gefordert", sagte Tönjes, "Präses Schneider hat oft bewiesen, dass er ein Freund der Bergleute ist."

Auch Hans-Jürgen Becker, Regionalausschussvorsitzender Saar im Gesamtbetriebsrat der RAG, hob das enge Verhältnis zwischen Bergleuten und Kirche hervor: "Die Evangelische Kirche hat uns auch in größter Not nicht alleine gelassen." Vor allem die Teilnahme an der Mettenschicht im März 2008 nach dem Grubenbeben und der Einstellung des Bergbaus sei eine große Geste gewesen. "Beistand und Trost, eine solche Geste vergisst der saarländische Bergmann nicht," erklärte Becker.

Im Anschluss an die Veranstaltung übergaben Schneider und Schad einen Spendenscheck in Höhe von 1000 Euro an den Verein Bergbau-Erbe-Saar der zur Errichtung einer Stufe des Saar-Polygons genutzt werden soll. "Normalerweise bitten wir ja um Spenden", sagte Präses Schneider lachend, "aber diese bescheidene Spende war uns wichtig." "Die Kirchen an der Saar werden den Neuanfang der Bergleute begleiten"

Nikolaus Schneider, EKD-Ratsvorsitzender

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