Goldene Lettern auf edlem Stoff
Fechingen. Die Vereinsfahne des Turnvereins Fechingen hat eine interessante Geschichte: Nach der Gründung des Vereins 1895 wurde 1902 in Magdeburg die erste prächtige Fahne angefertigt. Während der Wirren der Weltkriege ging die Fahne allerdings offenbar verloren, und auch der Verein löste sich nach und nach auf. Doch im Jahre 1954 wurde der Turnverein wiedergegründet
Fechingen. Die Vereinsfahne des Turnvereins Fechingen hat eine interessante Geschichte: Nach der Gründung des Vereins 1895 wurde 1902 in Magdeburg die erste prächtige Fahne angefertigt. Während der Wirren der Weltkriege ging die Fahne allerdings offenbar verloren, und auch der Verein löste sich nach und nach auf.Doch im Jahre 1954 wurde der Turnverein wiedergegründet. Fast 20 Jahre lang hatte der Verein daraufhin keine Fahne. "Unser Verein nahm mit 17 Turnerinnen und Turnern 1973 am Deutschen Turnfest in Stuttgart teil", erzählt uns Günter Nieser, Ehrenmitglied und ehemaliger Oberturnwart und Vorsitzender des Vereins. "Wir hatten zwar keine stattliche Fahne wie die anderen Vereine, aber wir wollten unbedingt die Fahnenschleife, die dort verteilt wurde, mitnehmen. Dazu mussten wir aber am Fahnenumzug teilnehmen. Wir beschlossen daher einfach, unseren Wimpel mitzunehmen. Er ging zwar etwas zwischen den anderen Fahnen unter, und wir ernteten verwunderte Blicke seitens der anderen Fahnenträger, aber unser Fahnenträger stellte sich dennoch voller Stolz in die mittlere Reihe zu den anderen saarländischen Trägern, und wir bekamen schließlich die ersehnte Fahnenschleife", berichtet Nieser amüsiert.
Im November desselben Jahres beschloss der Vorstand, dass es nun endlich Zeit war, dem Verein wieder eine Fahne anfertigen zu lassen. "Sich eine solche Fahne zu leisten, war für uns etwas sehr Besonderes", sagt Luzia Nieser, die Ehefrau von Günter Nieser und ehemaliges Mitglied des Vereins.
Für etwa 2500 D-Mark wurde dem Turnverein Fechingen damals eine prächtige Fahne gefertigt. Das prunkvolle handgenähte Stück ist 110 mal 110 Zentimeter groß und auf Vorder- und Rückseite aus schwerem, cremefarbenem Stoff. Die Vorderseite ziert das Gemeindewappen von Fechingen. Über dem Wappen steht die Abkürzung "TV" und darunter "Fechingen", außerdem die Daten 1895 und 1985 rechts und links vom Wappen. Die gesamte Schrift ist in großen, gestickten, goldenen Lettern gehalten. Alle vier Ecken der Fahne werden von schmuckvollen Ornamenten geziert. Die Rückseite trägt vier signalrote "F", als Kürzel für "Frisch-Fromm-Fröhlich-Frei". Außerdem werden alle vier Ecken von Eichenblättern geschmückt.
Zum Einsatz kommt die Fahne bei allen Gau- und Landesturnfesten, bei Deutschen Turnfesten, bei Straßenumzügen und bei internen Veranstaltungen des Vereins. Wenn sie allerdings nicht unterwegs ist, hängt sie wohl behütet und in Folien eingepackt auf dem Dachboden bei Günter Nieser, der sich dem symbolischen Wert der Fahne sehr wohl bewusst ist. "Vereinsfahnen gehören zu Vereinen einfach dazu und sind Tradition. Das kann man aber nur beurteilen, wenn man bei großen Fahnenmärschen einmal mitgelaufen ist", erzählt Nieser der Saarbrücker Zeitung. Eine Fahnenweihe gab es nicht. Das edle Tuch wurde zum ersten Mal beim Landesturnfest im August 1975 in Völklingen während des Festzuges getragen.
Nie vergessen wird Nieser das Deutsche Turnfest 1987 in Berlin.
Damals war er selbst Fahnenträger und durfte bei der Abschlussveranstaltung im Olympia-Stadion beim Einmarsch der Fahnenträger teilnehmen. "Es war einfach eine Wucht, zusammen mit vielen anderen Fahnenträgern im überfüllten Stadion einzumarschieren", erzählt der 75-jährige Rentner gerührt.