Goldene Erinnerung an Seoul

Wiebelskirchen. Ganz aufgeregt rutschen die Mädchen und Jungen der Klasse 2.1 auf ihren Stühlen hin und her. Schließlich lässt sich nicht jeden Tag Prominenz in ihrem Klassensaal in der Schillerschule blicken. Dann hören die Schüler Geräusche auf dem Flur: "Sie kommt", ruft einer

 Olympionikin Annegret Hämsch zeigt Schülern der Klasse 2.1 der Schillerschule ihre Medaillen und andere Erinnerungsstücke an die Olympischen Spiele. Foto: Nadine Klees

Olympionikin Annegret Hämsch zeigt Schülern der Klasse 2.1 der Schillerschule ihre Medaillen und andere Erinnerungsstücke an die Olympischen Spiele. Foto: Nadine Klees

Wiebelskirchen. Ganz aufgeregt rutschen die Mädchen und Jungen der Klasse 2.1 auf ihren Stühlen hin und her. Schließlich lässt sich nicht jeden Tag Prominenz in ihrem Klassensaal in der Schillerschule blicken. Dann hören die Schüler Geräusche auf dem Flur: "Sie kommt", ruft einer. Ein paar Freudenschreie lösen sich, als Annegret Hämsch plötzlich in der Tür steht - die ehemalige Olympia-Teilnehmerin im Rudern, die 1988 in Seoul (Korea) eine Goldmedaille mit ihrem Team gewann. Die Klasse hatte die Sportlerin im Rahmen ihrer Projektwoche zum Thema Olympia eingeladen - und sie ist tatsächlich gekommen.Die Zweitklässler überschütten Hämsch mit Fragen über ihre Person und die Olympischen Spiele. Ungeduldig strecken sie die Zeigefinger und rutschen bis an die Stuhlkante nach vorne. "Wie viele Medaillen haben Sie denn gewonnen?", fragt Tammy Abriß. "Bei Olympia eine Goldmedaille." Und die hat sie auch mitgebracht. Jeder darf sie mal anfassen. Dabei erklärt sie, dass die Goldmedaille jedoch eigentlich eine Silbermedaille ist, die mit Gold überzogen wurde.

Gewinnt ein Ruder-Team eine Goldmedaille, gebe es eine besondere Tradition, erzählt die ehemalige Olympia-Siegerin: "Dann wirft die Mannschaft die Steuerfrau ins Wasser." Vor Freude. Dass es die Steuerfrau trifft, hat einen einfachen Grund: Sie ist um einiges leichter als der Rest der Truppe: "Da sie nicht so stark sein muss, wiegt sie nur um die 50 Kilo, die anderen eher zwischen 70 und 80 Kilo."

Die 43-jährige Ruderin hat außer Medaillen auch noch andere Erinnerungen in ihrer großen bunten Tragetasche dabei: zum Beispiel die Schlüssel ihrer Unterkunft damals im Olympischen Dorf: "Heute kommen rund 11 000 Sportler zu den Olympischen Spielen. Sie alle wohnen gemeinsam im Olympischen Dorf. Bei den ersten Spielen 1896 nahmen nur 240 Sportler teil."

Ein Album mit Fotos, die Hämsch selbst in Korea gemacht hat, lässt sie ebenfalls rumgehen. "Damals hat man noch ganz andere Dinge fotografiert", erklärt die Sportlerin, die ursprünglich aus der DDR kommt. "Zum Beispiel Autos. Wir kannten doch nur Trabis." Die Reise zu Olympia nach Seoul war jedoch nicht ihre erste Reise: "Meine erste Reise ins kapitalistische Ausland war nach Griechenland ins Trainingslager", erinnert sie sich schmunzelnd. Hämsch (Geburtsname Strauch) trainierte anfangs in Dresden, nach der Wende wechselte sie nach Saarbrücken. Insgesamt hat sie zweimal an den Olympischen Spielen teilgenommen: in Korea und 1992 in Barcelona. "Ab wie viel Jahren darf man bei Olympia starten?", möchte Alexander Dammer wissen. "Ab 16", sagt Hämsch. Beim Rudern schaffe man das körperlich aber noch nicht. "In Seoul war ich 19 Jahre alt. Das war schon sehr jung." Mit dem Rudern beginne man auch erst ab 13.

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