Glück mit der Glocke, Pech mit der Bahnstation

Mittelpunkt des dörflichen Lebens in Marth sind das Dorfgemeinschaftshaus, das Feuerwehrgerätehaus und die hübsche Außenanlage mit dem Turm, in dem eine Glocke hängt.Diese Glocke hat eine über 90 Jahre alte Geschichte. 1921 wurde sie von der Gemeinde beim berühmten Bochumer Verein bestellt und damit Nachfolgerin einer Schulglocke aus dem Jahre 1887

Mittelpunkt des dörflichen Lebens in Marth sind das Dorfgemeinschaftshaus, das Feuerwehrgerätehaus und die hübsche Außenanlage mit dem Turm, in dem eine Glocke hängt.Diese Glocke hat eine über 90 Jahre alte Geschichte. 1921 wurde sie von der Gemeinde beim berühmten Bochumer Verein bestellt und damit Nachfolgerin einer Schulglocke aus dem Jahre 1887. Sie läutete ab 1907 von einem hölzernen Turm oberhalb des damaligen Schulhauses. Dort hing lange Zeit auch die neue Glocke.

Als die Schule in den 60er Jahren geschlossen wurde, hatte das Läuten ein Ende. Weil der Glockenturm altersschwach geworden war, musste er niedergerissen werden. Die Glocke wurde von einem Niederkircher Bürger erworben, der sie in seinem Haus 25 Jahre aufbewahrte. Der Dorfgemeinschaftsverein Marth holte sie zurück. Am Feuerwehrhaus entstand ein Glockenturm. Mit einem neuen Klöppel lässt die Glocke dort regelmäßig von sich hören.

Interessante Zahlen sind aus dem Marth früherer Tage überliefert. Im Dorf wohnten 1825 195 Menschen, 1875 waren es 234 und um 1900 244. 1939 war diese Zahl auf 300 und 1966 auf 430 gestiegen. Heute sind es 448. 1965 waren 31 landwirtschaftliche Betriebe und 15 Schlepper registriert. 2546 Obstbäume wuchsen auf der Gemarkung. Eine Zählung ergab im Jahre 1967 273 Rinder und 399 Schweine. Abgesehen von einigen Hobbybauern spielt die Landwirtschaft im Dorf heute keine Rolle mehr.

Umso lebendiger ist das Vereinsleben. Der Löschbezirk Mittleres Ostertal und sein Förderverein, der Tennisverein, die Jagdgenossenschaft und der Verein Dorfgemeinschaft pflegen mit ihren Veranstaltungen und Aktivitäten den Zusammenhalt der Bürger. Dazu trägt auch die Discothek bei, die es schon mehr als 30 Jahre gibt. Mitglieder der Familie Leiss halten sie an den Wochenenden offen, machen regelmäßig beim Kirmesprogramm mit und beköstigen nicht immer nur die jungen Leute. Neben der Kirmes ist die Fastnacht jedes Jahr eine besonders beliebte Veranstaltung. Die Dorfgemeinschaft organisiert sie zusammen mit dem Saaler Freizeitclub mit viel Erfolg in Niederkirchen. Für die Kinder gibt es in Marth zwei Spielplätze und für die Wanderfreunde mehrere reizvolle Strecken. Ein begehrtes Wohngebiet ist der Hommersrech, das landschaftlich wunderschön gelegen ist. Auch auf der Dilgeshöh jenseits der Bundesstraße 420 stehen liebevoll gepflegte Anwesen. Die verkehrsreiche Straße teilt Marth in einen großen und einen kleinen Teil. Seit mehr als 20 Jahren unterhält der Ort eine Partnerschaft mit Marth im Eichsfeld in Thüringen. Bisher gab es schon mehrere gegenseitige Besuche, auch auf privater Ebene.

Als vor dem Zweiten Weltkrieg die Ostertalbahn gebaut wurde, bemühten sich die Marther um eine Haltestelle. Sie fanden bei den Behörden aber kein Gehör. Erst als die Bahnstrecke stillgelegt worden war, wurde in Marth ein Haltepunkt gebaut. Was sich wie ein Widerspruch anhhört, ist Fakt: Seit nämlich der Museumszug des Arbeitskreises Ostertalbahn seine Fahrten aufgenommen hat, legt er auch in Marth einen Stopp ein. Wanderer und Fahrradtouristen nutzen ihn im Sommerhalbjahr oft und gerne. Foto: B & K

Am Rande

Im Adressbuch des Landkreises St. Wendel von 1958 kann nachgelesen werden, was man von der damals noch selbstständigen Gemeinde Marth, zu der auch der Königreicher Hof gehört, wissen musste und welche Dienststellen für das Dorf zuständig waren. In dem Buch steht: Marth, Verwaltungsbezirk Niederkirchen; Ortsbürgermeister Weyrich, Telefon 38; Postanschrift: Marth über Niederkirchen, Post St. Wendel; Fernsprechamt und Standesamt Niederkirchen; Katasteramt, Finanzamt und Amtsgericht St. Wendel; Gendarmerie Niederkirchen, Telefon 28; nächster Bahnhof Niederkirchen, Strecke Ottweiler - Kusel; Postomnibus St. Wendel - Oberkirchen; Einwohner: 352, 166 männlich und 186 weiblich; 98 Haushalte; 5,84 Quadratkilometer Fläche; evangelische Volksschule; Zollverwaltung Brigade Marth, Telefon 56, Recette Marth, Telefon 55. gtr

Auf einen Blick

Das Gruppenfoto der SZ-Aktion "Unser Ort hat viele Gesichter" gibt es im Internet zum Herunterladen unter www.sztipp.de/dorffoto, Preis: 99 Cent.

Abzüge können Sie nur schriftlich bestellen: Saarbrücker Zeitung, Mia-Münster-Straße 8, 66606 St. Wendel, E-Mail: redwnd@sz-sb.de (Preis: ein Euro). red

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