Gläubige trauern um Pastor Schmitt

Hilbringen. "Pastor Schmitt" war eine Institution - aber eine, die keinen Rummel um sich selbst gemacht hat. Der nicht eben groß gewachsene, auch noch im Alter zierliche Mann ist nie laut geworden. Hat sich nie in den Mittelpunkt gespielt - aber er war immer aktiv, immer in Bewegung.Schmitt wurde 1926 in St. Wendel geboren, jüngstes von acht Kindern

 Walter Schmitt mit Frauen, die ihm in der Zeit seiner Verletzung in Weißrussland geholfen haben und die er später nochmals getroffen hat. Foto: Privat

Walter Schmitt mit Frauen, die ihm in der Zeit seiner Verletzung in Weißrussland geholfen haben und die er später nochmals getroffen hat. Foto: Privat

Hilbringen. "Pastor Schmitt" war eine Institution - aber eine, die keinen Rummel um sich selbst gemacht hat. Der nicht eben groß gewachsene, auch noch im Alter zierliche Mann ist nie laut geworden. Hat sich nie in den Mittelpunkt gespielt - aber er war immer aktiv, immer in Bewegung.Schmitt wurde 1926 in St. Wendel geboren, jüngstes von acht Kindern. Der Vater war Lokführer, und nebenbei wurde eine Landwirtschaft betrieben - wie sonst hätten die Eltern es geschafft, allen acht Kindern Gymnasium und Studium zu ermöglichen? Später war es die 1909 geborene große Schwester, die schon Lehrerin war, die ihrem kleinen Bruder das Studium - für ihn kam nur Theologie infrage - finanzierte.

Aber erst mal musste Walter, Abiturient mit 18 Jahren, zu den Soldaten. Er kam nach Russland, Litauen und in die Slowakei - und wurde mehrmals grausam verwundet: Erst ein Lungendurchschuss, der ihn fast das Leben gekostet hätte, und bei dem ihn ein kleines Wunder rettete. Ein Arzt im Lazarett entpuppte sich als der alte Familiendoktor aus St. Wendel. Und der gab ihm klammheimlich - "verrat mich nicht, sonst bin ich dran" - kostbare Medikamente - Walter überlebte.

Dann musste er wieder an die Front, es erwischte ihn wieder: Ein Fußgelenk wurde total zerstört. Die Folge: Sein Leben lang konnte er nur mit besonderen orthopädischen Schuhen mühselig gehen. Die Kriegserlebnisse - auch erfrorene Füße, von Einheimischen mit Sauerkraut behandelt - haben ihn geprägt. Von Einheimischen hat er Hilfe erfahren in seinem Elend, und später ist er in die Slowakei und nach Litauen gefahren, hat die Menschen aufgesucht, die er kennngelernt hatte, und ihnen, denen es nicht gut ging, Hilfe gebracht, so wie sie ihm damals geholfen haben.

In Trier hat er dann das Priesterseminar besucht und wurde am 3. August 1952 von Bischof Matthias Wehr zum Priester geweiht, war dann Kaplan in Bad Kreuznach, später in Bollendorf, und trat am 15. September 1968 sein Amt als Pfarrer von Hilbringen an: 4800 Seelen, auch Ballern, Fitten und Mechern gehörten damals schon dazu.

Seine Pfarrkinder werden ihn in guter Erinnerung behalten: seine ständige, niemals laute Hilfsbereitschaft. Seine vielen Aktivitäten. Die zahlreichen Reisen, die er in Zusammenarbeit mit der Christlichen Erwachsenenbildung Merzig mit seinen Pfarrkindern unternommen hat, als für die solche Reisen noch Neuland erschlossen haben. "Ohne ihn hätten wir nie was von der Welt gesehen", sagt eine betagte Frau, die immer mitgefahren ist. Auch eine Israel-Reise mit Gemeindemitgliedern hat er durchgeführt. Die Freundschaft mit Israel war ihm ein wichtiges Anliegen. Wenn Israelis zu Gast bei der CEB waren, konnten immer Gäste im Pfarrhaus wohnen, auch die Künstler. Auch das SOS-Kinderdorf gehörte zu seinem Bereich. "Jung hilft Alt", am Anfang noch oben auf dem Seitert, nahm er auch unter seine Fittiche.

Und Notfälle - die hat er meist schon gerochen, bevor Bitten an ihn herangetragen wurden. Verschaffte Praktikumsplätze, fütterte Leute durch, die in Not geraten waren. Renovierte die 1891 erbaute Hilbringer Kirche. Und auch die Orgel ließ er erneuern. Übrigens: Orgel gespielt hat Pastor Schmitt selbst auch, trotz seiner kaputten Füße. Um seinen eigenen Gesundheitszustand hat er nie Aufhebens gemacht - auch im Alter nicht: Bis zum 75. Lebensjahr hat er in der Schule Religionsunterricht gegeben.

In Mechern, das ihm immer am Herzen gelegen hat, wo er zuletzt auch gewohnt hat, wird er beerdigt: in dem Kirchlein, das er ausgebaut hat - und unter dem er die römischen Fresken entdeckt hat, die inzwischen in Saarbrücken im Museum sind. Am heutigen Freitag, 6. Januar, ist hier dann auch das Totengebet um 18 Uhr. Das Sterbeamt ist am Samstag um elf Uhr in der Pfarrkirche.

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